Nach der aus meiner Sicht ziemlich unglücklichen – und in den Kommentaren unter meinem Review kontrovers diskutieren – Folge 5 von „Obi-Wan Kenobi“ waren natürlich alle gespannt, was das große Finale der Staffel (oder Serie? – ich glaube, es wird eine Fortsetzung geben) bringen würde. Soviel sei vorweg genommen: Es wurde solide zu Ende geführt.
Das lag aus meiner Sicht neben ein paar wirklich guten Inszenierungen vor allem an einer Sache: An der Spiegelung der Serie an den bisherigen Filmen. Da hat das Autorenteam Stuart Beattie, Joby Harold, Andrew Stanton und Hossein Amini wirklich einiges richtig gemacht und retten können. Schauen wir auf diese Spiegelungen in Teil 6.
Da ist natürlich die Eröffnungsszene, in der ein Star Destroyer das Schiff der Rebellen verfolgt – da dürfte wohl jeder „Star Wars“-Fan direkt an die Eröffnungsszene des Films Episode IV gedacht haben. Dann geht’s gleich weiter mit der Parallelhandlung der Folge zum eigentlichen Hauptstrang (der Kampf zwischen Darth Vader und Obi-Wan) – Reva macht sich auf die Suche nach Luke. Diese kommt natürlich nur zustande aufgrund der wirklich arg konstruierten Vorlage aus Teil 5 – aber sei’s drum, es war wohl dazu da, den Reva-Handlungsstrang in Teil 6 zu retten. Immerhin, hier gibt’s ein paar gute Momente – wenn Owen und Beru Luke (und ihr Heim) gegen die übermächtige, aber auch verletzte Reva verteidigen. Und es gibt Luke, der auch endlich etwas sagen darf. Nicht viel, aber das war immerhin wichtig: „Ich habe keine Angst“. Ein Satz, den Luke in Episode V gegenüber Yoda sagt. In beiden Fällen stimmt’s natürlich nicht – oder wie Yoda sagen würde: „Doch, Du wirst Angst haben.“ Der Handlungsstrang endet dann leider relativ unrühmlich für alle Beteiligten: Der spätere Rebellenheld rumpelt von einem Felsvorsprung herunter und bleibt bewusstlos liegen. Der innere Kampf von Reva war erwartbar und gut inszeniert, aber uninspiriert erzählt. Aus Reva hätte man definitiv mehr machen können, finde ich. Es gab ja auch schon Gerüchte, dass Reva ein eigenes Spin-Off bekommen soll – daran kann ich aber nicht so wirklich glauben.
Kommen wir zurück zu den Spiegelungen – und damit zum zentralen Element der Folge: die Gegenüberstellung von Darth Vader und Obi-Wan. Darth Vader nimmt die Verfolgung von Obi-Wans Schiff auf und weist dann an, seine Fähre bereit zu machen, weil er sich ihm „allein stellen muss“ – wie es Luke später in den Filmen sagt, als er sich Vader allein stellen muss. Später sagt Obi-Wan zu Anakin, dass er tun werde, was er tun muss – eine Referenz an Episode III und der Auftakt zu einem wirklich gut gemachten Kampf zwischen Meister Kenobi und seinem einstigen Schüler. Mir gefällt hier die aggressive und ungestüme Art von Darth Vader, der da noch mehr Anakin in sich hat als später in der Original-Trilogie. Und wir erkennen den alten jungen Obi-Wan Kenobi aus den Episoden I – III und „The Clone Wars“ wieder, wenn er mit Darth Vader kämpft, Stichwort Soresu-Laserschwertpose.
Ich fand auch gut erzählt, wie es dazu kommt, dass Obi-Wan seine Macht endgültig zurück erlangt. Es sind die Erinnerungen an seinen Padawan, die in ihm aufkommen, als er unter den Felsen begraben ist. Die Rückkehr des Jedi-Ritters führt dann in eine wahre Machtdemonstration, die in der beinahe Vernichtung von Darth Vader endet. Dass Obi-Wan so zurückschlägt und dass es ein solches Ende für Anakin nimmt, war wirklich überraschend und wohl der stärkste Moment der Serie. Zudem hat Deborah Chow sowohl die Kampfszene als auch gerade diesen persönlichen Moment zwischen Anakin und Obi-Wan extrem gut inszenieren können.
Die zerstörte „Rüstung“ von Darth Vader mit dem mutmaßlichen Ursprung der Kopfverletzung, die wir am Ende von Episode VI bei Vader ohne Maske sehen, die wechselnde Stimme zwischen Darth Vader und Anakin, der gezeichnete Anakin, der wieder von Obi-Wan zurückgelassen wird, der selbst extrem bewegt von diesem Moment ist – das hatte schon was. Nebenbei gibt’s noch die Auflösung, warum Obi-Wan in Episode IV gegenüber Luke behauptet, Darth Vader hätte Lukes Vater getötet. Das behauptet Vader im Dialog mit Obi-Wan selbst. Schönes Detail am Rande, dass Anakin noch einmal Meister zu Obi-Wan sagt, und Obi-Wan am Ende zum ersten Mal Darth zu Anakin sagt.
Das ist natürlich nicht das Ende von Darth Vader – ihn werden wir schließlich später noch in den animierten Serien und in den drei Original-Filmen sehen. Die Serie führt Darth Vader dann aber noch einmal endgültig zur dunklen Seite der Macht – das imperiale Musik-Thema inklusive. Und der Imperator höchstpersönlich ist beteiligt, der zum Ende als Hologramm auftaucht und Vaders Gefühle für Obi-Wan hinterfragt – so wie er es in Episode VI auch hinsichtlich Vaders Gefühle für Luke tut. Der Imperator hält Vader davon ab, Obi-Wan weiter nachzujagen, was auch erklärt, warum Obi-Wan die nächste Zeit auf Tatooine leben wird.
Dort trifft er dann am Ende tatsächlich nochmal auf Luke, schenkt ihm das Spielzeug aus Folge 1 – und trifft endlich, endlich auf seinen Meister Qui-Gon Jinn, der ihn kurz darauf hinweist, dass er ihn bisher nur nicht sehen konnte, weil er nicht bereit gewesen sei. Im Prinzip auch eine gute Vorlage für Staffel 2, die sich möglicherweise auch mehr an den Marvel-Comics zu Obi-Wan orientieren könnte – das Outfit aus den Comics hat er ja immerhin schon in der Schlussszene getragen.
Auch die Verbindung zwischen den beiden Kontakten von Leia und Obi-Wan wird geschlossen – Leia ist wieder zurück bei den Organas, und Obi-Wan bietet ihr an, sich jederzeit an ihn zu wenden, wenn sie mal wieder die Hilfe eines „alten Mannes“ benötigt. Wir wissen, wie das ausgeht.
Und so schließt eine versöhnliche letzte Folge diese Staffel von „Obi-Wan kenobi“, die an einigen Stellen sicher hinter den Erwartungen zurückgeblieben ist. Teil 6 entschädigt allerdings für vieles, und wenn man sich dann tatsächlich noch zu einer 2. Staffel durchringt (die sich Ewan McGregor in diversen Interviews bereits herbeiwünscht), dann bitte einfach Dave Filoni und Jon Favreau an die Thematik heranlassen – dann sollte es so gut werden wie Teil 6. Mindestens.
Bilder: Disney
EUCH lese ich nie wieder … ;-)
Ich finde die Serie sehr durchschnittlich und Deine Reviews sind eher zu positiv. Vielleicht hätte ich vor 20 Jahren die Serie auch toll gefunden. Darth Vader macht mir jedenfalls keine „Angst“ mehr.
Ich glaube, hier ging es schlicht weniger darum eine interessante Geschichte zu erzählen, eher mit neuster Technik, Figuren wieder zu beleben.
… und es hat funktioniert. Die Serie feiert riesige Erfolge und die Fanbase schickt „Hasskommentare“ für alle Kritiker. :-)
🏰 👑 🧐 👍
Ja, Mario, tut mir leid. ;-)
Vermutlich ist da immer bei jedem Review eine halbe Krone Fanbonus dabei.
Bei der Geschichte bin ich bei Dir: Das ist schon recht dünn, wenn man’s genau nimmt: Kleines Mädchen läuft weg, älterer Mann holt sie zurück und trifft einen früheren „Kollegen“ wieder, mit dem er sich gestritten hat. :-D
…“…tut Uns leid“.
Okok, bin ja schon still.
Fand die Vorstellung, dass „Ihr“ ab sofort „Eure“ Reviews nur noch im Majestätsplural verfasst halt einfach zu unterhaltsam. (bleiben „wir“ besser beim „Pluralis benevolentiae“…;))
Och, unsereiner könnt‘ sich dran gewöhnen. ;-)
Die Serie hat mir nichts gegeben. Höchstens die Frage, warum Leia so jung schon dement ist und in Episode 4 vergisst, dass sie Obi-Wan ja eigentlich selbst kennt.
Der Kampf Vader gegen Obi-Wan war schön gemacht aber das Ende; Obi-Wan akzeptiert, dass Anakin tot ist aber tötet dann trotzdem nicht Vader? Dass das nicht geht ist mir klar, aber dann hätte man ihm doch den Glauben an das Gute in Vader lassen müssen, dann hätte ich es verstanden.
Sehr schade.
Vielleicht sollte die Serie eher
„Obi-Wan Kenobi entmystifiziert Darth Vader“
heißen.
Wer hat jetzt noch Angst vor Vader?
Niemand.
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