Halbzeit bei „Star Wars: The Acolyte“ sozusagen mit einer Doppelfolge „Tag“ und Nacht“ – die die Geschichte des Zusammentreffens der Jedi mit dem großen Unbekannten erzählen und ursprünglich wohl als eine Folge erdacht waren, dann aber aus dramaturgischen Gründen getrennt wurden. So bekommt „Tag“ tatsächlich einen starken Cliffhanger und „Nacht“ eine große Enthüllung – und wir 2 x 30 Minuten, bei denen wir weitere plausible Gründe abseits der Cliffhanger-Thematik suchen, warum man die Story jetzt unbedingt teilen musste.
Der überwiegende Teil der Geschichte spiet auf Khofar, und wir erleben mit, wie zwei verschiedene Gruppen Jedi-Meister Kelnacca erreichen wollen. Da sind einerseits die Jedi mit Sol, Jecki, Yord und auch Osha, und auf der anderen Seite Mae und Qimir. Spannend ist im Prinzip das fortlaufende Gespräch zwischen Mae und Qimir, da es sich viel um den unbekannten Meister von Mae dreht. Mae entfernt sich immer weiter von ihrem Meister, vor allem unter dem Eindruck des Wiedertreffens mit ihrer totgeglaubten Schwester Osha. Letztlich lockt sie Qimir in eine Falle und spürt das Basislager von Kelnacca auf, wo sie den Jedi zu ihrer (und unserer) Überraschung tot vorfindet – getötet durch ein Laserschwert. Ein erster Laserschwert-Kampf eines Wookiees bleibt uns damit weiter vorenthalten, und auch Kelnaccas Aktivitätenanteil hält sich damit in „The Acolyte“ ziemlich in Grenzen. Immerhin haben die Autor:innen Claire Kiechel und Kor Adana noch einige Wandmalereien in Kelnaccas Domizil in den Fokus gerückt, die ziemlich an die Symbole des Hexen-Zirkels von Brendok erinnern.
Dafür treffen beide Lager ausgerechnet bei Kelnacca zusammen – Mae in Kelnaccas Behausung, die Jedi davor, mit der Anweisung, dass sich Mae ergeben möge. Osha wartet dahinter. Das Ende der Folge ist dann auch definitiv das Highlight – das Auftauchen des Unbekannten, der sich im Dunkeln langsam nähert und dann Osha direkt gegenüber steht – das ist ein recht beeindruckender Moment, und ebenso, dass dieser dunkle Meister, die Jedi erst einmal in einem Schwung zur Seite fegt. Das ist der Cliffhanger.
Auf Coruscant gibt’s auch noch ein bisschen Handlung – mit einer weiteren Überraschung: Wir treffen auf Ki-Adi-Mundi, der in den Prequel-Filmen und in „The Clone Wars“ als Mitglied des Jedi-Rats zu sehen war. Er ist auch für seine Behauptungen in „Die dunkle Bedrohung“ bekannt, dass die Sith seit einem Jahrtausend ausgestorben seien. Dürfte noch interessant werden, wie „The Acolyte“ diesen – bis jetzt unlogischen – Punkt auflöst.
Und da stellen sich natürlich ein paar Fragen – wer hat Kelnacca getötet, zum Beispiel, und vor allem – wer steckt jetzt hinter der Maske des Unbekannten? Zwischen der Ausstrahlung der beiden Folgen lag ja eine Woche, was naturgemäß dazu führte, dass es reichlich Spekulationen gab. Die unspektakulärste, weil haheliegendste Theorie – es ist Qimir. Und tatsächlich, als die Autor:innen Claire Kiechel und Kor Adana den Vorhang bzw. die Maske lüften, dürfte sich bei vielen Fans Enttäuschung breit gemacht haben, dass die Geschichte tatsächlich so gelöst wird. Jetzt muss in der zweiten Hälfte der Staffel der Charakter aber noch einiges Interessantes liefern, damit es rund wird.
Enttäuschend fand ich dann auch den weiteren Verlauf der Folge. Qimir hat wenig Mühe, immerhin diverse Jedi-Meister gleichzeitig zu erledigen, so dass am Ende nur Sol übrig bleibt. Ein bisschen Fanservice gibt’s im Kampf selbst, Qimir eine Lichtschwerttechnik namens Tràkata anwendet, was man daran erkennt, dass er sein Lichtschwert mitten im Kampf deaktiviert und wieder zündet. Trákata, das vor 30 Jahren im „Star Wars: Dark Empire“-Hörspiel debütierte, wird in den Augen der Jedi weitgehend als verbotene Lichtschwertform angesehen. Yord deutet bereits an, dass der Unbekannte die Kampfregeln ignoriert. Es passt auch zu Qimirs Einsatz von Jar’Kai – mit zwei Lichtschwertern gegenüber Jecki. Qimir selbst sagt, dass er wohl so etwas wie ein Sith sei, ohne einen Namen zu haben. Möglicherweise bedient er sich nur an dem Wissen und den Techniken, sieht sich aber nicht in der Sith-Tradition. Das sollten die weiteren Folgen auflösen – und könnte unter Umständen den Logikfehler mit Ki-Adi-Mundi ausmerzen.
Osha und Mae tauschen die Identitäten, was Sol verborgen bleibt – für mich das Hauptproblem von „The Acolyte“ insgesamt. Sowohl die Jedi als auch Qimir bemerken relativ wenig davon, was um sie herum geschieht. Qimir merkt nicht, dass er in eine Falle tappt, Sol spürt nicht, dass Osha nicht Osha ist, und ale jedi kommen relativ spät drauf, dass der dunkle Meister im Anmarsch ist. Das ist doch leider relativ schlapp und in der Denkweise von „Star Wars“ ziemlich inkonsitent erzählt. Vieles wirkt so umgesetzt, damit es der Dramaturgie hilft, da wird munter über einige Logiklücken hinweg gesehen. Darunter leidet insbesondere diese Doppelfolge – auch unter der Auflösung der Folge übrigens. Was diverse Jedi nicht schaffen, bekommen immerhin ein paar überdimensionale Motten hin – sie erledigen den großen dunklen Meister (einstweilen zumindest). Naja, naja.
So bleibt man nach der Doppelfolge doch relativ enttäuscht zurück – mit einer uninspirierten Auflösung der Identität und einer auf wackeligen Beinen aufgebauten Story. Jetzt muss wie gesagt der Charakter Qimirs schon einiges liefern, und das Geheimnis, das sich hinter dem Vorgehen der Jedi auf Brendok vor 16 Jahren, ziemlich spektakulär sein, damit „The Acolyte“ noch den Dreh bekommt.
Bilder: Disney
Enttäuschend an der gesamten Serie ist bisher, dass man als Zuschauende das Gefühl bekommt, dass hier einfach nur altes Star Wars uninspiriert aufgewärmt wurde und der Unterhaltungswert alleine dadurch entstehen soll, dass man viele Hauptfarben, Geschlechter und neustes CGI einfügt. Wenn man so ein beliebtes Thema wie Star Wars quasi als Trojanisches Pferd nutzen will, um mehr Verständnis, Solidarität und Akzeptanz für diskriminierte und unterdrückte Menschen zu schaffen, reichen schlechte erzählte Geschichten nicht aus. Über Prinzessin Lea, sie war 1977 als Fau die Anführerin der Rebellion gegen das Imperium, spricht man noch heute, weil ihre Geschichte episch war. Die Namen der Figuren in „The Acolyte“ wird vermutlich schon in 10 Jahren niemand mehr kennen.
Dadurch wird heute nicht nur eine riesige Chance vertan, sondern man schadet sowohl Star Wars, als auch den Diskriminierten, weil ihre Gegner dieses schlecht erzählte Star Wars nutzen um gegen sie Stimmung zu machen. Ein sehr viel besseres, modernes Star Wars wäre möglich, aber nicht mit der uninspirierten Einstellung, wie man sie bereits in den Chefetagen von Lucasfilm und Disney finden kann. Hört man den Verantwortlichen und Hauptdarstellerinnen in ihren Interviews zu, entsteht der Eindruck, als feiere sich da bloß eine Bubble selber und als wolle man niemanden sonst überzeugen oder mitnehmen.
Das ist sehr schade und vor allem überhaupt nicht das, was George Lucas mit seinem Werk erreichen wollte.
Kein Wunder, dass er nicht mehr an der Produktion beteiligt wird, ja nicht ein mal mehr um Rat gefragt wird.
Georg Lucas warnte in „Star Wars“ davor, dass Selbstsucht zu Boshaftigkeit führt und Tolkien mahnte im „Herr der Ringe“, dass Boshaftigkeit nichts neues erschafft, sondern nur das korrumpiert, was andere erschufen.
Aber was hat Fantasy schon mit dem echten Leben zu tun…?;-)
Jetzt sind nur noch cholerische, wankelmütige, selbstsüchtige, agressive und mörderische Charakäre in der Serie übrig.
Keine Ahnung, was das soll, doch wirklich mögen kann man da doch keinen mehr.
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