Nicht so wirklich zufrieden war in mit dem Aufeinandertreffen der Jedi mit Qimir in Episode 5 – die Auflösung war für mich zu banal, auch einige andere Ereignisse in der Folge waren für mich zu platt – nachzulesen im Review zu Folge 5. Was mich am meisten gestört hatte, war, dass Sol nicht erkannt hat, dass er nicht Osha im Schlepptau hat, sondern Mae. Immerhin – dieses Manko löst Episode 6 auf.
Sie beginnt allerdings mit der Erwachen von Osha im Lage von Qimir – der erstmal gemütlich Schwimmen geht, derweil Osha hinter den Felsen lauert und ihn beobachtet. In einem ausführlichen Gespräch erklärt Qimir Osha seine Lage, einen Teil seiner Geschichte (er war mal ein Jedi) und seinen Blick auf die Jedi. Wo genau sich die beiden befinden, wird nicht aufgeklärt. Es könnte sich um Bal’demnic handeln. Den Planeten kennen wir aus dem Star Wars-Legends-Bereich: Bal’demnic ist besonders bemerkenswert als der Ort, an dem Darth Plagueis seinen Meister tötete und gleichzeitig Vorräte an seltenem Cortosis-Erz aufbewahrte, demselben Metall, aus dem Qimirs Helm geschmiedet wurde. Daher könnte diese Welt eine Verbindung zu Plagueis selbst andeuten.
Die Gesprächsmomente auf dem fremden Planeten sind gut umgesetzt und stimmig inszeniert. Sie erfolgen zudem im Wechsel mit den Gesprächen zwischen Sol und Mae – was im Kontrast ganz gut dargestellt ist. Hier der entspannte Qimir mit der verwirrten Osha, dort der niedergeschlagene, geschockte Sol mit Mae, die versucht, ihre Rolle halbwegs auszufüllen. Das geht aber dann doch irgendwann schief und Sol kommt endlich auf den Trichter, dass er hier dem falschen Zwilling auf den Leim gegangen ist. Wie gesagt, sehr unverständlich, warum ihm das erst jetzt auffällt – passt für mich nicht.
Einen dritten Schauplatz gibt es noch – Jedi-Meisterin Vernestra auf Coruscant, die die Ermittlungen in dem Fall des großen Unbekannten zur Chefsache macht und selbst nach Khofar reist. In der Delegation wächst das Misstrauen gegenüber Sol, ich habe allerdings das Gefühl, dass Vernestra mehr weiß, als bisher öffentlich wurde.
Die stärkste Szene der Folge, wenn nicht sogar der bisherigen Serie, ist der Moment ganz am Ende, wenn Osha sich überwindet und Qimirs Helm aufsetzt. Dieser besteht wie gesagt aus dem Material Cortosis, das wohl dafür sorgt, dass Laserschwerter keinen Effekt haben und sogar eine Art Kurzschluss erleiden, und dass Jedi die Gedanken der Helmträger nicht lesen können. Qimir sagt Osha jedoch auch, dass der Helm alles wegnimmt, sodass „nur du und die Macht übrig sind – und was du mitbringst“. Dies steht im Zusammenhang mit der Trainingshöhle auf Dagobahs, als Yoda Luke trainiert und dem jungen Skywalker sagt, dass das Einzige, was sich in der Vergenz jenseits der Macht befindet, das ist, was er mitbringt – ein klassisches Konzept des Star Wars-Universums also, das oft wichtigen Visionen in der Macht vorausgeht. Jetzt probiert ihn Osha aus. Und sie setzt ihn nicht nur sich auf, sondern auch uns, so dass wir mit ihr in dem Helm stecken. Man spürt die Enge des Helms, das bedrückende Gefühl, verstärkt durch Oshas tiefes Atmen, das auch in den Abspann hinein noch Bestand hat – das ist stark gemacht. Und setzt sich im Abspann weiter fort – denn danach erklingt das musikalische Thema von Kylo Ren aus der Fortsetzungstrilogie. Warum, wir noch nicht offenbar.
Ansonsten ist die gesamte Geschichte weiterhin eher maximal besserer Durchschnitt. Mich hat die Serie weiterhin nicht gepackt – ich würde sogar soweit gehen, zu sagen, dass sie hinter der „Obi-Wan Kenobi“-Serie zurückfällt. Warten wir ab, was das Staffelfinale bereithält.
Vorausgesetzt, du bist nicht so sprunghaft und cholerisch wie die Charaktere in der Serie und vorausgesetzt, du stehst auch morgen noch zu dem, was du gestern für wichtig und richtig gehalten hast, so wird dich das Ende dieser Serie garantiert enttäuschen.
Nichts und niemand wird gerecht sein.
Alles, wofür Star Wars bisher stand, wird auf den Kopf gestellt.
Gut und Böse tauschen die Plätze.
Die „Hexe“ frisst am Ende „Hänsel und Gretel“ und die Schuld wird den „Kindern“ gegeben.
Damit dürfte Star Wars wohl den bisherigen Tiefpunkt erreicht haben.
Sollte dieser Nihilismus allerdings noch eine zweite Staffel erhalte, wird es garantiert noch tiefer in den Abgrund gehen, bis am Ende nichts Gutes mehr von Star Wars übrig sein wird.