2016 war die Serie DIE Überraschung, 2017 konnte es kaum jemand erwarten, zu sehen, wie „Stranger Things“ fortgesetzt wird. Seit diesem Wochenende wissen wir mehr: Netflix hat Staffel 2 veröffentlicht. Und es geht gleich gut los.
So eine Fortsetzung ist immer schwierig: Da macht man sich ein Konzept für eine tolle Serie, setzt diese hervorragend um und wird mit einer enormen Resonanz konfrontiert. Klar, dass man das Rad dann weiter drehen möchte. Nic Pizzolatto war 2015 etwas überfordert, als er der überragenden ersten Staffel von „True Detective“ eine zweite hinterschieben musste. M. Night Shyamalan traute sich 2016 eine zweite Staffel von „Wayward Pines“ zu, nachdem die Premierenstaffel – eigentlich eine abgeschlossene Geschichte – zum überraschenden Sommererfolg wurde. Und dann „Stranger Things“, der Netflix-Erfolg 2016, für den 2017 eine weitere Staffel produziert wurde. Im Vorfeld war es sicher schwer zu sagen, ob man eine zweite Staffel hinbekommen würde, die das Publikum gleichermaßen ansprechen würde. Schließlich war der Hype hier und da schon größer als die Qualität der Serie selbst, und zudem waren die vielen Überraschungseffekte der Premierenseason, angefangen von der Story über den 80er Jahre Charme bis zum Geheimnis rund um Eleven, schon verbraucht.
Die neue Staffel setzt dann auch erst einmal gar nicht bei dem schon bekannten Setting an, sondern lässt den Zuschauer an einem Überfall teilhaben, samt wilder Verfolgungsjagd. Schnell ahnen wir, dass jemand dabei ist, der eine gewisse Verbindung zu den bekannten Themen aus Staffel 1 hat. Es ist ein Mädchen, das ähnliche Kräfte zu haben scheint wie Eleven, und spätestens beim Blick auf den Arm, auf dem der Code 008 eintätowiert ist, und beim Nasenbluten wissen wir Bescheid.
Dann geht’s aber zurück nach Hawkins, Indiana, ein Jahr ist nicht nur in unserer Zeit seit dem Ende von Staffel 1 vergangen, sondern auch in der Handlung „Stranger Things“. Die Showrunner „The Duffer Brothers“ lassen uns schnell heimisch fühlen. Wir treffen schnell auf die Jungsbande mit Dustin, Lucas und Mike, und auch Will ist mit von der Partie. Die Vier machen eine Spielhalle unsicher, und dort tauchen all die Spieleklassiker auf, die wir aus den 80er Jahren noch kennen. Auch da wird nicht lange abgewartet: Man fühlt sich gleich wieder Zuhause in den 80er Jahren, der Soundtrack von Kyle Dixon und Michael Stein tut sein übriges.
Doch es geht noch weiter: Nach wenigen Minuten hat Will gleich eine Vision, er kehrt zurück in die andere Dimension. Die Verbindung exisitert also weiter, was am Ende von Staffel 1 ja auch noch angedeutet worden war. Eine zweite Vision folgt, und die Duffer Brothers sparen hier nicht mit Effekten und dramaturgischen Einfällen – es geht gleich in die Vollen. Die Jungs dürfen auch gleich wieder ihre typisch nerdigen Teenager-Gefühle ausleben: Ein neuer Gegner ist in der Stadt, der jeden Highscore knackt. Das scheint die widerspenstige neue Mitschülerin zu sein, Maxine, oder wie die Jungs sie gleich einordnen, „Mad Max“. Vermutlich wird sich hier noch mehr entwickeln.
Fehlen nur noch Hinweise, was mit Barb und Eleven ist. Eigentlich haben die Duffer Brothers ja neun Folgen Zeit, hier noch etwas zu erzählen, doch auch hier wird gleich die geheime Schatulle geöffnet: Nancy ist bei Barbs Eltern zu Besuch, und es zeigt sich, dass sie immer noch sehr unter Barbs Verschwinden leidet. Mike dagegen sucht immer noch Kontakt zu Eleven. Das ist schön inszeniert: Erst sucht er Sachen für den Flohmarkt zusammen, wobei ihm auch der Millenium Falcon in die Hände fällt, den Eleven in Staffel 1 schweben lassen sollte. Dann fällt sein Blick auf Elevens Versteck unter seinem Schreibtisch, und er versucht Kontakt aufzunehmen – wie offensichtlich jeden Tag zuvor seit dem Verschwinden. Leider keine Antwort…
… dafür hat Jim Hopper mehr Glück. Er hatte ja mutmaßlich noch Kontakt zu Eleven, nachdem sie verschwunden war. In einer abgelegenen Waldhütte kehrt er jetzt ein, und von der Inszenierung her ist erst nicht ganz klar, ob Eleven unsichtbar ist oder nur eine Einbildung von Hopper. Doch dann erscheint sie am Ende doch, und das Bild ist komplett.
Dieser Auftakt war nicht unbedingt zu erwarten. Die Duffer Brothers haben in der Tat alles in die Folge gepackt, was die vielen Fragen der Fans beantworten konnte. Man fühlt sich schnell wieder heimisch im Hawkins der 80er Jahre, mit all den wichtigen Protagonisten, man sieht die ersten Visionen aus der Paralleldimension, bekommt eine Einordnung, was in dem Jahr passiert ist, und trifft sogar auf Eleven, die offensichtlich am Leben ist. Dazu gibt’s den schon erwähnten 80er Jahre-Charme, der hier wirklich bis ins Detail perfekt inszeniert ist – man denke nur an den Ghostbusters-Aufnäher. Und die vier Freunde wirken wirklich wie einem 80er Jahre-Abenteuerfilm entlaufen, das macht schon Spaß, da zuzuschauen. Ein guter Auftakt also, das kann gerne so weitergehen.
Ich fand den Auftakt auch sehr schön – und da ich schon weiter geschaut habe, kann ich sagen: Ich find es auch über die erste Folge hinaus super! Die Musik ist toll, die Kinder schauspielern nach wie vor richtig gut und auch die Story entwickelt sich auf unterhaltsame und spannende Art und Weise weiter. Ich schieb gleich Folge 5 hinterher :)
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