Was für ein unfassbares Finale! Und das auf so vielen Ebenen – außer bei der Qualität. All diese Emotionen, zumindest, wenn wir das plakative Minenspiel der beteiligten Figuren betrachten. Fangen wir mit Rachel an. Die kann es nicht fassen, dass Mike als Charakter nicht mehr konsequent ist bzw. angebliche Prinzipien über das logische Denken setzt. Also die Selbstopferungs-Variante, war ja abzusehen.
Ich verstehe noch immer nicht, wieso Mike den Deal angenommen hat – weder inhaltlich noch menschlich. Das passt nicht ganz zusammen. Ja, die anderen sind unantastbar (für jetzt), aber der ganze Rattenschwanz, der hinterher kommt, kommt dem beinahe gleich…
„They haven’t finalized shit!“ (Harvey)
Unfassbar ist auch alles für Harvey, der sich der Lüge schuldig macht und wie ein handzahmer Jura-Student wirkt. Jetzt werden zwar ungemein viele alte Fehler und Gefallen und Ungereimtheiten aufgewaschen, aber alles nur, damit sich exakt NICHTS bewegt. Ja, daraus besteht Anwalterei nun einmal, aber das waren heute 45 Minuten bewegter Stillstand.
„You should have had a little more faith in the system.“ (Jury-Vorsitzender)
Dass dann noch ganz nebenbei ein (bittebittebitte ironisch gemeinter) Lobessatz auf das ach so tolle Justizsystem fällt, in dem schuldige Personen durch Druck auf die Tränendrüse frei kommen können – unfassbar. Und wieso bekommt man eigentlich Kathrina nur noch so wenig zu sehen? Unfassbar schade.
Mike kann derweil nicht fassen, dass die Serie ihm nicht noch ein Rettungs-Tau zuwirft. Eigentlich muss man ihr zugute halten, dass eben kein utopischer Twist mehr kommt – sie haben es durchgezogen. Er hat es durchgezogen. Und doch wirkt es wir ein schlechter Scherz, wenn das große Finale aus einer halbgaren Abschiedstour mit lauter hin und her und hin und her und hin besteht, ohne dass es in eine Richtung vorwärts geht. Alles bauscht sich unnatürlich auf, nur um dann zu verpuffen.
Unfassbar finden Jessica, Donna und Louis, dass niemand mehr für sie arbeiten möchte. Überraschung. Ähnlich überraschend wie die Tatsache, dass der große Harvey Spector einen Deal ausmacht, um einen Deal zu finalisieren, den die Gegenseite noch nicht einmal gehört hat. Das ist banales Kindergarten-Anwalten für Dummies – total bescheuert und unnötig. Und wer geht noch einfach so? Mike. Unfassbar, wie wenig er auf einmal Wert auf eine vernünftige Verabschiedung hat. Und klar, die letzten Stunden möglicher Freiheit werden lieber weggeworfen, um ein ikonisches Abschlussbild zu generieren, anstatt zu heiraten, ein paar Biere zu trinken und die letzten Momente mit der Ehefrau zu genießen. Klar doch – diese ganze Selbstgeißelung nervt!
Abgang, am besten zwei Jahre Pause für die Serie…
Ein ganz komisches Finale. Viel zu viel Pseudo-Gehabe, zu wenig gesunder Menschenverstand und einfach zu viel aufgesetzte Emotionalität, die nicht da war. Nachdem sich der große Fall durchaus im Aufbau als vielversprechend gezeigt hatte, wirkt die Auflösung des Ganzen deutlich unter Wert. Da wäre so viel mehr drin gewesen, aber nein, man verrennt sich in eine Ecke, die aus Prinzipien keinen Ausweg mehr parat hat. Versteht mich nicht falsch, ich finde es gut, dass nicht jeder daher gelaufene Geisterblitz zur Herumdrehung des Rechts reicht und mal wieder wundermäßig jemand vom Haken kommt. So wirkte das aber alles… nunja… überflüssig. Eine Folge, die man sich auch hätte sparen können. Und alles nur, um uns im Glauben zu halten, jetzt wäre das ganz Drastische passiert. Und ich wette mit euch, dass das ähnlich abläuft wie in anderen Serien, wo Charaktere bitteschön für tot gehalten werden sollen oder ähnliches. Der drastische Effekt, der uns ganz tief treffen soll, weil wir denken, dass er wirklich eintritt. Aber ganz ehrlich: selbst wenn – es trifft mich so überhaupt nicht.
Suits Staffel 5 Review
Ein klassische Staffel mit „Aufs und Abs“, könnte man sagen. Insgesamt deutlich solider und unterhaltsamer als Staffel 4, was vor allem daran lag, dass man dieses Klein-Klein im utopischen Überbieten größtenteils hat sein lassen. Gerade die Konzentration auf das große Ganze hat geholfen, auch wenn es noch immer sehr abrupt abgeschlossen wurde. Ebenso sind leider nicht immer die Handlungen wirklich logisch und für die jeweiligen Figuren und deren Art nachvollziehbar gewesen.
Insgesamt war es aber unterhaltsam, auch wenn man merkt, dass Suits schlichtweg nicht das Erzählungs-Niveau größerer Drama-Formate erreichen wird. Da fehlt einfach noch einiges. Besinnt man sich aber auf seine Stärken, was durchaus hier und da mal wieder vorkam (Buddy-Dasein zwischen Mike und Harvey, gut geschriebene Dialoge, erstaunliche kleine Anwalt-Tricks), dann läuft das schon irgendwie. Jetzt sollte die Serie zum einen das erkennen und wieder justieren, zum anderen die sich ihr bietende Chance nutzen.
Ausblick auf Suits Staffel 6
Bereits letzten Sommer wurde eine sechste Staffel mit erneut 16 Episoden bestätigt und in Auftrag gegeben. Aber wie geht es weiter? Mikes Knastabenteuer in zwei Staffeln? Ein Zeitsprung? Holt man ihn doch noch drei Tage später raus? Ich behaupte sogar, dass wir die gleiche Sequenz wie am Ende der Episode sehen, aber ihm noch etwas einfällt, er noch zurück gerufen wird, oder plötzlich das Gefängnis explodiert und ein Crossover mit „Banshee“ stattfindet. Keine Ahnung, aber das wird noch einen Rückzieher haben, da bin ich mir sicher. Und dann bin ich einfach nur sauer. Sauer auf eine Serie, die seine Zuschauer nicht mehr wirklich ernst nimmt und versucht, hochkomplexe Schein-Konstrukte zu bauen, obwohl sie eigentlich nur aus Luft besteht.
ABER: Vielleicht ziehen sie es auch durch. Vielleicht schaffen sie es auch, mit diesem vermeintlichen Chaos den Reset-Knopf zu drücken. Vielleicht kommt dann endlich „Spector Ross“ als die neue aufstrebende Trend-Kanzlei auf. Vielleicht ist das dann doch alles nicht unfassbar überflüssig gewesen. Vielleicht.
Und bittebittebittebitte hört auf mit diesen verkackt langen und überflüssigen und beschissenen Midseason-Pausen!
Bilder: USA
Laut einem Interview von Aaron Korsh mit dem Hollywood Reporter setzt die neue Staffel genau in der Sekunde ein, in der die alte aufgehört hat. Außerdem soll es sich dann tatsächlich um Mike drehen, wie er mit der neuen Umgebung zurecht kommt und wie es in der nun leeren Firma weitergeht. Für mich sind die letzten Staffeln aber alle nicht mehr so gut gewesen wie noch die ersten beiden, als alles neu war. Hatte immer das Gefühl die, doch manchmal überspitzten, dramatischen Momente schon einmal in irgendeiner Art genau so gesehen zu haben. Vielleicht hilft der Szenenwechsel also wieder frischen Wind in eine mittlerweile „alte“ Serie zu bringen. Quelle: http://www.hollywoodreporter.com/live-feed/suits-season-finale-season-6-871852
Das passt ja dann in etwa mit meinen Gedanken. Ich finde auch, dass spätestens nach Staffel 2 ein enormer Abfall zu sehen war, was Originalität und Glaubwürdigkeit angeht. Staffel 5 war wenigstens wieder etwas besser als die teils abstrus lächerliche vierte. Vielleicht hast du ja recht und ein bisschen Tapetenwechsel tut uns gut.
Late to the party habe ich das Finale jetzt auch endlich gesehen und teile Maiks Meinung. Die Serie ist inzwischen so überdreht und unglaubwürdig, dass es kracht. Da war es geradezu wohltuend, dass die Staatsanwältin nicht auf einen absurden Deal-Deal eingeht und Mike tatsächlich einfahren muss. Aber alles andere drum herum? Ach du meine Güte…
Der Tiefpunkt der Folge war für mich übrigens die Fremdschäm-Szene in der Mike und Rachel Sex haben. Rachel ist also stinksauer auf Mike und sitzt deshalb im knappen Negligé mit einem Glas Wein auf dem Sofa? Bitte was? Und dann unterhalten sie sich 2 Minuten und Rachel wird sofort rattenschaft, weil ja jetzt alles geklärt ist? Bitte wie? Unterwäsche trägt sie anscheinend auch keine, Himmel hilft ist das ein Käse.
Die letzten Folgen der 5. Staffel sind nicht nur ein Witz, sondern eine absolute Unverschämtheit. Sein wir ehrlich, zum Schluss hofft man doch, dass er eingebuchtet wird, so grunddämlich ist sein Verhalten. Ja nein, nein doch, ja vielleicht, nein doch nicht, warte hab es mir überlegt…blablabla, war selten so gelangweilt und das bei meiner absoluten Lieblingsserie. Einfach nur ein enttäuschender Abgang. Von mir aus muss es keine Fortsetzung geben. Bleib im Knast Mike.
Alex, die letzten Folgen haben mich auch total enttäuscht. Dieses ewige Hin und her und die Theatralik wäre wirklich nicht nötig gewesen. War auch viel total unglaubwürdiges Zeug dabei – allein schon, dass auf einen Schlag alle Mitarbeiter aus der Kanzlei flüchten – totaler Quatsch.
Hoffentlich kriegen sie bei der nächsten Staffel die Kurve – irgendie, dass Mike aus dem Gefängnis hilft, Fälle zu lösen oder sowas. Naja, mal sehen.
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