Die Einstellung zu dieser Folge haben die Drehbuchautoren einfach mehrere Male in den Text geschrieben: Take it or leave it. Aber so selbstbewusst und „zero fucks giving“ die nicht gerade spektakuläre Episode dargeboten wurde, so seltsam uneigen benehmen sich etliche Figuren.
Es beginnt direkt mit einer Ungereimtheit. Wenn Harvey sagt, es bräuchte schon etwas verdammt Besonderes, dass er vor Sieben aufsteht – meint er damit auch die Joggingläufe, die er in früheren Staffeln regelmäßig vor der Arbeit gemacht hat? Oder ging er als ultrawichtiger Anwalt immer erst mittags ins Büro?
„Until yesterday we spent about 50 hours together and we spent most of them talking about you.“ – „I know! And that’s what I love about our relationship.“ (Paula & Harvey)
Schöner war da der Auftritt von Louis beim Psychiater. Mir gefiel, dass man zunächst dachte, man wüsste, dass Louis nur alleine vor dem Spiegel übt, aber dann sein Psychiater eingeblendet wird. Dazu schöne Sätze, wie „my greatest fear it that my clock is running out and all you care about is your precious time?!“, die nicht nur mit Wörtern spielen, sondern ganz schön den blinden Egozentrismus Louis‘ demonstrieren. Ebenfalls toll: Katrina! Irgendwie habe ich das Gefühl, dass ich jede Staffel ein Mal schreibe, dass ich froh bin, sie mal wieder zu sehen und hoffe, dass sie mehr zu sehen sein wird. Vielleicht klappt es ja diesmal – sie will ja Senior Partner werden.
Der Fall der Woche liest sich zunächst so langweilig, wie er eigentlich auch wird: Gelegenheitsraucherin stirbt bei Autounfall und die Versicherung will nicht zahlen. Natürlich holt Mikes Vergangenheit ihn schneller ein als Usain Bolt mich, wenn ich 5 Meter Vorsprung habe. Ach was – seine Vergangenheit überrundet ihn. Staffel für Staffel. Miss Cornwell wird mal wieder in der Hotellobby bemüht und kann ultraschnell ein ultrasensibles Dokument rauskramen, das von der Gegenseite (aufgrund geringer Restlaufzeit der Folge) einfach geschluckt wird, anstatt die Umstände anzuprangern. Yay, alles geschafft, Selbstbewusstsein wiedererlangt – on top gibt es sogar noch einen Zeitschrift-Artikel (der vermutlich negativ ausfallen wird und neuen Ärger bringt…).
„Nobody wipes the floor with Mr. Ackerman.“ (Versicherungstante)
Nett war der Schulter-Übergang mit dem Firmentitel anzusehen. Harvey erinnert sich an einen Move, den Jessica vor 13 Jahren gemacht hat und will Ähnliches vollbringen. Dazu Buddy Alex Williams als Name Partner mit an Bord bringen. Klar doch. Ich sollte echt bei „Spector Litt Mustermann“ anfangen – so schnell, wie dort Titel und Namenswechsel vergeben werden…
Das dachte ich zumindest zunächst. Dazu war ich gelangweilt, vom mittlerweile bereits drei Mal in diesen zwei Episoden vorkommenden Schema:
– Harvey will was machen
– Louis sagt „Nein“
– Harvey sagt sehr laut, dass er was machen will und drängt auf Loyalität und „Take it or leave it“
– Louis sagt „okay“
Aber dann hat die Serie es eingesehen und die Folge noch einmal herum gerissen. Dass Louis nachts eine NBA-Referenz erdacht hat, ist zudem irgendwie süß gewesen.
„You never knocked before.“ – „You never had a door before.“ (Donna & Harvey)
So wird niemand Partner (was auch irgendwie Sinn macht). Donna hatte das (natürlich) nie als realistisch angesehen (aber geschenkter Gaul und so) und wird auf eigenen Vorschlag hin COO dir Firma. Jessica bleibt irgendwie im Boot und alle sind glücklich. Yay.
„Take your feet off my desk.“ – „Not a chance!“ (Jessica & Harvey)
Naja, nicht alle. Ich nicht. Und somit nicht der Zuschauer (dessen Sprachrohr ich ja bin, wisst ihr ja…). Eigentlich war die Episode unterhaltsam bis kurzweilig, aber irgendwie auch unnötig im Kreis gedreht. Eine Geschichte, die eigentlich nur durch verloren gegangenes Selbstbewusstsein auf allen Seiten erzählenswert wurde. Hätte Mike direkt durchgegriffen und Harvey nicht solche Schnapsideen durchgeführt, wäre das Thema binnen fünf Minuten gegessen wesen. Und Jessicas „Du bist nicht bereit und siehst das große Bild nicht!“-Gerede, nur um fünf Minuten später „Du bist bereit!“ zu sagen – das ist alles so viel Bullshit, der da geredet wird. Ein Harvey Spector derart unsicher zu erleben, obwohl er eigentlich genau in seinem Zuhause das bekommen hat, was er wollte? Ne, das waren beinahe unnötige zwei erste Episoden, die als Einleitung zur eigentlichen Staffel dienten. Jetzt sollte die Serie sich bitte ihren eigenen Slogan zu Herzen nehmen: „Stop apologizing, start intimidating.“ Los!
Aber ein Reminder ist dann doch nicht oft genug zu wiederholen: Rauchen tötet UND macht arm!
Bilder: bravo
Mir hat die Folge deutlich besser gefallen als der Auftakt. Alles, was da so an Ungereimtheiten drin war, wird hier wieder geradegebogen. Mich hat im Prinzip nur das Tempo gestört (hätte man nicht alles in einer Folge lösen müssen) und die Art und Weise, wie es erzählt wurde: Ist schon komisch, wie schnell Leute von A nach B kommen, und das bei B immer die Leute warten, die man sprechen wollte. Und man kommt offensichtlich immer überall hin, wo man jeden sprechen möchte, egal zu welcher Uhrzeit. Das hat mich an der Serie schon immer gestört.
Ganz extrem hat mich das übrigens mal bei der Serie „Brothers & Sisters“ gestört, die eigentlich nur aus der Aneinanderreihung von ‚zufälligen‘ Begegnungen und hochtrabenden Gesprächen bestand – hat mich letztlich dazu bewogen, gegen Ende von Staffel 1 aufzugeben.
Ja, gerade diese Tempo-Fehler in Geschichte und Erzählweise ist ja leider mittlerweile ein Markenzeichen der Serie geworden. :/
Autor:innen gesucht!
Neueste Beiträge
Starker Spot für die neue Live-Wrestling-Show auf Netflix
Black Doves: Trailer & Infos zur Agenten-Serie auf Netflix
Alle Wohnorte der X-Men
Zufalls-Serientipp
Serientipp: Black Books
Aufreger der Woche
TV-Aufreger der Woche: Netflix scheitert beim Mike-Tyson-Kampf
Partner
WERBUNG