Lang ist es her, dass wir ein „lang ist es her“ bei „Suits“ zu sehen bekamen. Doch auch diese Staffel hat ihre mittlerweile oblitatorische Rückblenden-Episode, die nebst einigen unnötigen Geheimnistuereien tatsächlich ein paar schöne Aufholarbeiten erledigt. Gelungen empfand ich dabei die eigentliche Erzählstruktur der Episode. Denn alles beginnt mit dem Ende einer Erklärung, die zwischen dem Ende der vergangenen Episode und dieser von Alex folgte – abseits der Kameras. Den Rest der Episode folgen Aufarbeitungen – im Jetzt und im Damals, das fünf Jahre her sein soll, was bei sieben Staffeln Serie immer etwas komisch wirkt… Genau wie Mikes neuerliches Versprechen, ab jetzt total ehrlich zu sein. Diesmal wirklich. Also echt jetzt.
„What the hell do you think, you’re doing?“ – „I’m exercising my authority as junior partner over that douch.“ (Jessica & Louis)
Interessant gelang der visuelle Wechsel von Mikes „Junior Partner“-Schriftzug zu dem von Louis damals. Der hat den Titel gerade erkämpft und redet sich mal wieder minütlich in Rage, was irgendwie schön anzusehen ist, vergleicht man ihn mit dem jetzigen Bild. Harvey ist als Anwaltsgehilfe im sechsten Jahr unter ihm und lässt seinen Frust am Pokertisch aus. Es ist eine angenehme Abwechslung, die sonst so obrigen Top Player mal in der Stellung zu erleben, die uns Otto-Normal-Nicht-CEOs eher bekannt ist – übersehen, versetzt, Müll von Oben schluckend, unrespektiert. Vor allem Louis, der dank Jessicas Weitblick für das „lange Spiel“ seine erste Therapiestunde erlebt. Einer von vielen kleinen „Ach, so kam es dazu!“-Momenten für Nebenfiguren, die halt plötzlich da waren.
„Jessica, therapy?! I’m the most stable secure man you ever met!“ – „And in five minutes you’ll be the most unemployed man I’ve ever met, you understand?“ (Louis & Jessica)
„Thanks, no thanks, Wiener Schnitzel!“ (Louis)
Wichtigste Erkenntnis der ersten Session: Louis mag Harvey total, schaut zu ihm auf und möchte wie er sein, schaut dann jedoch in den Spiegel und wirkt eher wie eine Mischung aus Otter und Suppenmann.
„He’s like a cross of Marlon Brando and Superman.“ (Louis)
Louis hat dann aber doch einen seiner erzwungen menschlichen Momente der Klarheit und Empathie und sieht auf sehr direkte Art und Weise, wie ein persönliches Zurückstecken einen auch voranbringen kann.
„You may be a good junior partner, but have a long way to go as a human being.“ (Donna)
Verwirrend wird es bei der ganzen epochalen Alex-Geschichte. Der wollte Harvey zu sich in die Firma lotsen, hat sein Wort gegeben, dass Harvey sein Wort gegeben hat – und wird enttäuscht. Das wäre jetzt noch nicht so schlimm, da irgendwie verständlich (bis auf die Tatsache, dass Harvey bereits sein Büro leerräumt, obwohl der Deal noch gar nicht „done“ war…), kurios driftet es danach ab. Denn Alex wird zunächst links liegen gelassen, ehe er in eine fiese Verpfuschungsmachenschaft gerät. Ab da kann ich verstehen, dass der Arbeitgeber was gegen ihn in der Hand hatte, aber davor frage ich mich, weshalb er nicht bereits gewechselt ist. Aber egal, Alex hat einen gut bei Harvey und so erklärt sich die „du versetzt mich aber nicht nochmal!“-Ansage vom Beginn der Staffel.
Für das Hier und Jetzt wird spannend, wie man das Ganze aufzulösen will, da baue ich sehr auf Harveys „großen Move“, der hoffentlich ein paar vernünftige Wendungen in Petto hat. Denn gerade diese künstlich erzeugte Spannung zwischen Ihm und Mike will mir aktuell nicht passen. Dazu springt Alex gefühlt von Szene zu Szene vom neuen Superbuddy zum zwieträchtigen Arschkollegen. Die finale Doppelerzählung zwischen Alex/Mike und Harvey/Donna hat mir jedoch sehr gefallen.
Trotz Farbfilter und Harveys variierender Hargeelration war nicht immer gleich ersichtlich, in welcher Zeit wir uns gerade befinden. Ein bisschen viel ging es hin und her und gerade die aktuellen Entwicklungen bei Mike haben sich nicht immer homogen eingefügt. Aber die mal abweichende Erzählweise bot eine angenehme Dynamik und die Folge wirkte tatsächlich mal durchdacht und rund, was ja beileibe nicht immer der Fall war. Dennoch musste ich bei Harveys „Screw the long run!“ auch unweigerlich an die Serie selbst denken, die irgendwann verpasst zu haben scheint, sich Gedanken um das, was nach der nächsten Episode folgen soll, zu machen. Aktuell scheint man jedoch zumindest mal ein etwas größeres Thema für die drei Episoden bis zur Midseasonpause gefunden zu haben. Und mehrere Episoden hintereinander mit einem 3,5-Rating sind ja mittlerweile als Erfolg zu sehen.
Bilder: bravo
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