Und da ist auch schon die erste „Hälfte“ der siebten Staffel „Suits“ Geschichte. Zum Midseason-Finale hat uns abc noch einmal eine Folge wie jede andere serviert. Eigentlich wäre gar nicht aufgefallen, dass das eine „Zwischenendepisode“ ist – wären da nicht die ersten und letzten Minuten der Folge.
„I’m not threatening, I’m promising.“ (Harvey)
Zunächst gibt es nämlich den vermutlich weitesten Zeitsprung bislang zu sehen. 25 Jahre zurück in eine Vergangenheit, als Rachel noch ein kleines Mädchen, Tante Jasmin (zunächst) noch lebendig und Robert deutlich schlanker ist. Weil ich bei vergangenen Rückblenden meist gemeckert habe, hier mal lobende Worte: Der junge Robert Zane wurde sehr gut gecastet und konnte mich vor allem stimmlich bzw. in seiner Redeart sehr überzeugen. Passt!
Weniger die eigentliche Falldarstellung. Ja, Papa-Tochter-Arbeit ist super und die sind zusammen so viel stärker als einzeln, bla-blubb. Am Ende bleibt ein recht farbloser Fall, der lediglich durch den nett inszenierten Doppel-Move gegen Ende punkten konnte.
„Alex, wait – is he expecting you?!“ – „I sure shit hope not!“ (Sekretärin Sherley & Alex)
Noch ein mehr oder weniger unspektakulär geführter Fall gefällig? Gerne doch, da hätte Alex was im Angebot. Eigentlich ist der gar nicht so unspektakulär, wie uns die Tragweite immer wieder ins Gesicht geschlagen wird („größter Kunde“, „alle Anwaltsgehilfen arbeiten dran“, …), aber er wird zeitlich verdammt klein gehalten, ist erstaunlich schnell abgehandelt und wird dann auch noch mit einem beinahe ausgestorbenen Aufzeichnungs-Trick gelöst. Na-ja.
„Well, look who’s on their knees now?!“ (Alex)
Bleibt der eigentliche Hauptfall gegen Andrew XYZ (der mir zu unwichtig ist, als dass ich seinen Nachnamen nochmal raussuche). Zunächst wurmt mich, dass ein total simpler Punkt urplötzlich auffällt, damit Donna nicht aussagen muss. Klar ist es ein Spagat, dass Zuschauer möglichst Argumente verstehen und kein juristisches Kauderwelsch vorgesetzt bekommen, aber dass ein Multimillionen-Anwalt nicht selbst darauf kommt…? Nein, kaufe ich nicht.
„When someone is special to you it can… mess up your judgement.“ (Mike)
Genauso offensichtlich war doch eigentlich, dass es um die „damals“ verschüttete Akte gehen würde. Aber nein „das hat man niemals kommen sehen können“,… Donna kommt also doch auf den Zeugenstand und ist unnötig sauer auf Louis. Als hätte das so viel geändert, auf das falsche Thema vorbereitet gewesen zu sein (war das andere doch angeblich total unvorhersehbat).
„Maybe I should ask Mr. Specter for a pony.“ (Andrew)
Genauso seltsam wirkt es, dass der Redakteur seine ach so heilige Quelle nicht rausrücken will, dann aber verdammt viel andeutet.
„Okay, they know us, that narrows it down…“ – „Yeah, to thousand to two thousand people…“ (Mike & Harvey)
Wenigstens hat Mike nach langer Zeit mal wieder seine Superkraft des fotografischen Gedächtnisses eingesetzt (oder es zumindest gesagt, damit wir etwas Sendezeit sparen). Andrew wird also des Bluffs überführt, wir erhalten einen kurzweiligen „Idioten“-Dialog – alles wieder gut, Credits, Gin-Tonics und Sonnenuntergang? Nicht ganz. Natürlich wird noch eine alte Kamelle aufgewärmt: neverending story Mike.
Aber auch das ist eigentlich nur Mittel zum Zweck. Jessica hat sich mit einem Raketenraben aus Westeros blitzartig nach New York begeben, um total relaxed anzugeben, dass ihr die (im dortigen Staat) verlorene Lizenz nichts ausmacht und das „Pearson“ gerne von der Wand genommen werden kann. Nach „Gordon Schmidt van Dyke“, „Pearson Hardman“, „Pearson Darby“, „Pearson Darby Specter“, „Pearson Specter“ sowie „Pearson Specter Litt“ dürfte es jetzt also „Specter Litt“ geben – oder etwa bereits „Specter Litt Williams“?
Neben diesem rational-firmenseitigen Paukenschlag gab es (natürlich) auch einen emotionalen. Der wurde durch Louis‘ ausnahmsweise mal ungemein gut getimeten Aussagen getriggert. Allgemein wirkt das Hingeleite zum Folgenfinale ungemeint pointiert, als wollten ALLE um sie herum Donna darauf aufmerksam machen, dass sie nur noch 30 Sekunden Zeit hat. Der Countdown läuft, schnell – gleich ist die Midseasonpause! *knutsch!*
Ein Midseasonfinale, das ich erst beim Blick auf den Episodentitel als solches erkannt habe. Wann Folge 11 erscheint, ist noch nicht klar, dürfte aber frühes Frühjahr sein. Bis dahin muss man sich wohl abfinden, dass die größten Mysterien der neue Firmenname und die Frage ist, wie Harvey mit Paula bzgl. Donna umgehen wird. Ich kann mich kaum auf der Stuhlkante halten und die Fingernägel sind schon alle abgeknabbert, so spannend ist das…
Ansonsten bleibt die gewohnte Krankheit, dass kaum größere Geschichten in langlaufend-komplexer Natur erzählt werden. Stets wirkt es wie ein in Einzelteile seziertes Segment-Durchnehmen, das sich zwar nicht mehr derart mit erwartbaren Twists selbst überholt, dafür eine nicht enden wollende Kaskade an Kleinkram darstellt. Das wirkt zwar abwechslungsreicher als das ständige Twist-Gegentwist-Gehabe, aber ähnlich unrealistisch, vor allem in den stets eng gestrickten zeitlichen Korsetten. Dazu fehlt der Staffel bisher komplett der oberläufige Rahmen. Das ist alles ganz nett bis unterhaltsam, führt aber nirgends wirklich hin. Eine Aneinanderreihung von Beiläufigkeiten. Schade.
„Donna and Harvey sitting in a tree:
K-I-S-S-I-N-G
First comes love,
then comes marriage,
then comes the baby in the golden carriage!“
Bilder: usa
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