Zum Abschied von Darsteller Meghan Markle und Patrick J. Adams haben sich die Macher von „Suits“ etwas Besonderes einfallen lassen, und das Staffelfinale in Form einer Doppelfolge abgefeiert. Das war aber leider so ziemlich alles Besonderes und Feierliches, denn der Rest ist eher traute Alltagskost gewesen. Naja, fast zumindest.
Suits S07E15 – Tiny Violin
Der Anfang vom Ende beginnt mit einem morgendlichen Klopfen an der Wohnungstür. Nathan stört mit (natürlich) schrecklichen Neuigkeiten die Ruhe des Cornflakes-Frühstücks und überreicht Mike seinen letzten noblen Fall (der Serie). Von einer Batterienfabrik vergiftete Grundschulkinder – was kann es Besseres geben (also, als noble Tat, nicht an sich, ihr wisst schon…)?
„Wait a second, you‘re telling me you brought this jerk-off on to our case?“ – „Excuse me! Mister jerk-off, please.“ (Oliver & Mike)
Aber so ein dramatisches Staffel- und Darsteller-Finale wäre ja langweilig, wenn es „nur“ um Kinderleben ginge. Also werden kurzerhand so ziemlich sämtliche uns lieb gewonnenen Firmen an die Existenzgrenze bedroht. Die Klinik ist so gut wie pleite, Notfalleinsatz-Bösewicht Stanley Gordon verklagt die Kanzlei und Jessica will auch irgendwas mit Chicago… Da wünscht man sich am liebsten ganz weit weg.
Und da ist sie endlich, die Ausstiegschance für Mike, die immerhin direkt zu Beginn dieser Doppelfolge aufkommt und zunächst sogar noch versucht wird, ein wenig in Irritation zu verschleiern. Aber letztlich wird er Partner und Leiter einer neu aufgezogenen Kanzlei im Westen des Landes – gemeinsam mit Rachel. Denn der neue Kollege hat seine Hausaufgaben definitiv gemacht – aber wohl auch nur ein kleines Nebendarsteller-Honorar bekommen, denn bis auf eine kurze Hotelzimmer-Visite bleibt er weiteres Auftreten schuldig.
„Can‘t say no many lawyers who bike to work.“ – „Old habit.“ (Andy & Mike)
Weniger die Hausaufgaben gemacht haben Nathan sowie die Macher der Sendung. Als ob das Funding einer Non-Profit-Organisation derart schnell unter den Füßen gezogen werden kann, so dass ein laufendes Verfahren einzuschlafen droht (also, glaube ich als Laie…). Dafür lässt Louis mal eben eine halbe Million und Mike einen Harvey-Gedächtnis-Satz springen, der wirklich zeigt, dass er bereit ist, Senior Partner zu werden:
„It‘s not a gamble if you win!“ (Mike)
Beinahe so gut wie die Lasagne von Rachels Mutti fand ich ja, dass diese sunsäglich erscheinende Miet-Beinahedebakel ja tatsächlich doch noch was mit der eigentlichen Sache zu tun gehabt – endlich mal Anzeichen von verwobener und langlängerfristig gedachter Storyführung! Dazu noch Kollegenschweine und drickige Ellbogengesellschaft, wo man hinschaut, das erinnert an eine Büro-Aufführung von „Game of Thrones“ – passend dazu auch diese Worte hier:
„You better get your house in order – because now I have to protect mine.“ (Harvey)
Ach ja, und wie erwähnt wäre da noch Jessica. Die braucht einen dieser lebensgroßen Gefallen, hat auch mal eben ihren letzten Fall und schafft es eindrucksvoll, Mike und Rachel das Rampenlicht zu stehlen…
„I don‘t need the top guy. I need the best partner I ever had.“ (Jessica)
Eine mittelmäßig-solide Folge, wobei mir der Pro Bono-Fall noch durchaus gefallen hat. Aber alles, was sich da bereits in Chicago andeutete – wuähhh…
Suits S07E16 – Good-Bye
Entsprechend raue Bekanntheit darf Harvey mit Chicago machen. Allgemein wird mir viel zu offenkundig häufig „Dit is Chicago!“ betont. Jaja, alles total anders, andere Wolkenkratzer, andere teure Anzüge und anders arschige Anwälte – hurra. Okay, ein paar Dinge sind wirklich anders: Chai Latte-Trinker sind dort hübsch und garstige Knaller-Anwältinnen brauchen gerade mal die Volljährigkeit erreicht zu haben, wie mir scheint.
Leider fühlt sich der Großteil der Folge bereits wie ein Crossover an. Die „Ausleitungs-Episode“ ins eigene Jessica-Spin-Off. Wenn das allerdings so wird, wie dieser Einblick, kann ich es mir noch mehr sparen, als ich es eh schon vorhatte. Da helfen auch keine letzten Kinder-Darsteller, die den Perfektionsdrang von Mini-Jessica demonstrieren, wenn Groß-Jessica in purer Naivität davon ausgeht, dass ihr Nichten-Verhältnis nicht rauskommen würde. Noob!
Aber schau an – der Bürgermeister wird von Morgan Spector gespielt, der in der aktuellen „Homeland“-Staffel brilliert hat. Immerhin.
Kommen wir zu den wichtigen Dingen dieser Episode. Die Szene im alten „Ballpit“ fand ich gelungen nostalgisch, auch wenn es seltsam wirkt, dass der eigentliche Jung-Partner Mike mit einer flinken Schnapsidee mal eben den Laden rettet, der zukünftig wohl „Zane Specter Litt“ lauten dürfte.
Ebenso überrascht war ich über die ziemlich schnelle Aufbruchstimmung, die Rachel mal eben entfacht. Hochzeit mal eben vorziehen? Umzug ohne große Vorbereitung und mit Pistole auf der Brust? Das alles zwischen DIESEM Kanzlei-Existenz-Streites? Dass Donna ihr bei der Neuigkeit nicht den Hals abgerissen hat, dürfte der größere Freundschaftsdienst als eine mal eben aufgezogene Hochzeit gewesen sein.
„I can‘t believe you actually pulled this off!“ – „Uhmm – yeah, you can.“ (Mike & Donna)
Aber ja – natürlich wurde die Hochzeit noch fix reingepresst in die Staffel – und zum Glück konnten alle Darsteller an dem Termin anwesend sein. Puh. Bei der Umarmung zwischen Mike und Harvey war ich dann doch auch etwas sentimental – aber nur ganz kurz, dann bin ich auf dem Schmalz ausgerutscht. Was irgendwie kurios ist, denn so sehr mich solche Hochzeits-Szenen auch in der Regel langweilen, muss ich sagen, dass mir das alles hier viel zu kurz gekommen ist. Nicht unbedingt die Aufnahmen in der Kirche bzw. bei der Feier, sondern schlicht das gebührende Abschiednehmen.
Nach aktuellem Stand wirkt es unpassend und seltsam, sollte man Markle und Adams wirklich gar nicht mehr in der Serie zu sehen bekommt. Das artige Winken am Bahnsteig oder in der Abflughalle zu all den Freunden fehlt noch. Vielleicht wurde das aber ja bereits abgedreht und gibt es das ja noch in den ersten Minuten von Staffel 8 zu sehen.
Und so sind wir auch schon bei meiner Kritik zur Folge und dem Abschluss insgesamt. Auch wenn so bereits mal wieder viel zu wenig Zeit am Ende der Staffel blieb, haben sich die Macher augenscheinlich dazu entschieden, lieber eine Startrampe für das kommende Spin-Off zu schaffen, als ihren großen (und tragenden!) Figuren einen gebührenden Abschied zu verpassen. Alles wurde nicht nur dramaturgisch, sondern gar inhaltlich zeitlich zusammengerafft und hat statt großer Dramatik nur ein utopisches Terminkalender-Wirrwarr geschaffen. Leider hat die Serie ihre größten Krankheiten mal wieder symptomatisch ausspielen lassen, wobei dieses Mal sogar die wirklich großen Twists gefehlt haben. Alles war mehr oder minder entspannt, obwohl das wohl der einzige Zeitpunkt der Serie war, an dem wirklich mal Entscheidendes hätte passieren können. Aber nein, ein Jobangebot aus dem Nichts (das zugegebenermaßen sehr gut auf den Charakter Mike Ross passt) führt zum überraschend schnellen New York-Aus. Nun denn.
Suits Staffel 7 Review
Eigentlich ist diese Doppelfolge recht stellvertretend für die komplett Staffel. Sicherlich hat sich „Suits“ auf einem gewissen (niedrigeren) Niveau stabilisert, könnte aber auch sein, dass ich mittlerweile schlicht Mittelmaß gewohnt oder kritikfaul geworden bin. Wieso auch immer wieder anmahnen, wenn es eh nie zu einer Änderung kommen wird? Jedenfalls gab es kaum Ausschläge nach Oben, dafür wenigstens auch nur vereinzelte Totalausfälle. Yay.
Dass allerdings so etwas wie das eigentlich unverdiente Erreichen einer 100. Episode derart unspektakulär befeiert wird, sagt eigentlich schon alles. Die Macher haben nur noch wenige neue Ideen, spielen das Gewohnte eher herunter, weil es eben noch irgendwie geht. Nur nicht mehr lange, wie wir wissen, denn nächstes Jahr wird (endlich!) Schluss sein.
Suits Staffel 8 Ausblick
Ehrlich gesagt habe ich aktuell gar nicht groß Lust, mir Gedanken zur nächsten Staffel „Suits“ zu machen. Die sechs Episoden jetzt haben mir vorerst wieder gereicht. Das ist einfach nichts mehr, worauf man sich groß freut, fällt jetzt auch noch Rachels Herzlichkeit und die Harvey-Mike-Buddy-Dynamik weg, bleibt nur noch Harveys stoischer Blick, eine offenkundige Donna-Romanze und ein Schlammbad mit Louis. Natürlich wird in gewisser Weise spannend zu sehen sein, wie die Macher mit dem gewichtigen Cast-Entzug umgehen werden, vielleicht ergeben sich ja gar neue Dynamiken, die Chancen für Überraschungen und Verbesserungen bieten, wer weiß. Vermutlich wird aber einfach Oliver als Mike-Ersatz eingestellt, der dann ein bisschen mit der eh zu kurz kommenden Katrina rummacht und fertig ist die neue Laube! Aber schickt mir keine Klage, wenn es nicht so kommt…
Bilder: bravo
Kommentiere
Trackbacks