Bereits im „Previously on…“-Rückblick vor der Folge wird schnell klar, dass diese Woche verdammt viele verdammt alte Stränge nochmals aufgegriffen werden. Selbst diese „Mike“, von dem alle reden, taucht nochmal auf. Was eigentlich ein recht vielversprechender Gedanke ist, gen Serienende nochmal gaaaanz weit auszuholen und so etwas wie einen ultimativen Abschluss zu schaffen, wird leider abermals auf der Qualitätsstufe „meh“ durchgeführt. Oder besser: Aufgenommen und nicht durchgezogen.
Kurz aber zunächst zur nervigen „Alex vs Samantha“-Geschichte, die sich häufiger klärt und wieder aufbricht als Harvey einen Anzug anzieht. Dieses Mal gibt es den „Ich bin besser!“-Kindergarten-Streit, weil zwei ihrer Klienten aneinander geraten. Eigentlich müssen sie Frieden schließen, aber Samantha demonstriert, dass sie selbst vor Vorgesetzten keinen Halt macht (wäre der Tonfall bei Louis nicht bereits ein Verwarnungsgrund gewesen?!) und letztlich sind alle dermaßen genervt, dass sie ihnen halt den Spaß eines Wettkampfes lassen. Endlich. Dann ist der Mist vorbei (vermutlich verlieben sie sich währenddessen noch und keiner oder beide kommen an die Wand…).
Zur Hauptsache der Folge. Das Thema „Gallo“ wird nochmal aufgekocht und ganz kurz erfreue ich mich an dem Gedanken, ob es sich hierbei nun endlich um die letzte große Bedrohung der Serie handel, zu der alle zusammenfinden müssen. Die Zeigen sind da: Die Elefantenrunde trifft sich geheim, die „Kanzlei steht unter Beschuss“, Geheimnistuerei, alles andere ist unwichtig, „wir müssen vereint auftreten“ – blablubb.
„You‘re coming at us to get revenge for something you actually did?!“ (Robert)
Aber so sehr ich mich freue, so schnell klingeln Donnas Spidey-Sensoren. Denn anstatt diesen möglichen Über-Fall allmählich aufzubauschen, erhalten wir wieder binnen weniger Minuten Drehungen und Wendungen. Ist es etwa doch nur ein „Good Cop Bad Cop Bluff“? Ne. Der Fall eines Sterbenskranken. Auf einmal mahlen die Justizmühlen enorm langsam, wenn man es so braucht. Ist ja durchaus realistisch, aber sonst geht in der Serie alles immer utopisch schnell, wenn es um das Ansetzen von Gerichtsterminen geht.
Die Schwarzenegger-Sequenz war ziemlich Fehl am Platz und schlecht ausgeführt. Vielleicht sollte es auch einfach nur aufzeigen, dass sich selbst in ernsten Situationen um Auflockerung bemüht wird und diese halt manchmal auch fehlschlägt, aber für mich wirkte das wie ein übrig gebliebener Mike-Harvey-Dialog, den man halt eben mit dem nächstbesten „Buddy“ aufgeführt hat. Meh.
„First of all, that‘s ‚Predator‘, second of all, you sound Jamaican not German.“ (Harvey)
Louis hat dagegen erstaunlich gutes Timing, wenn es darum geht, mit Neuigkeiten einen Raum zu betreten. Allgemein wirken diese Treffen der „Großen“ in der Kanzlei immer erstaunlich gut choreografiert, als würden alle immer auf ihr Stichwort und ihren Einsatz warten, um mit DER Neuigkeit um die Ecke gebogen zu kommen (als wären sie Schauspieler…).
Letztenendes wird das überdimensionale Kanzlei-bedrohende Problem im Nu gelöst, indem der Kläger einfach mal verstirbt. Bei neun Monaten Restlebensaussicht. Aber gut, Herzinfakt, was will man machen. Insgeheim hoffe ich ja noch ein wenig, dass Robert nicht nur so mitgenommen ist, weil er den Kollegen derart lange kannte, sondern weil er irgendeine fiese Machenschaft am laufen hatte, die zum Tod geführt haben könnte. Ich schaue vermutlich aber einfach nur zu viel „Game of Thrones“…
Katrina ist mittlerweile übrigens endlich „ZSL“s neuester Senior Partner. Dafür gibt es direkt mal ein neues Büro, Bryan als Anwaltsgehilfe und die Zusicherung, dass fortan nur noch „Power-Krawatten“ getragen werden.
„Trouble in Senior Partner Town?“ – „How would you know?!“ – „Because that‘s the first thing that happens after you make it to Senior Partner Town.“ (Harvey & Katrina)
Ihr erste Senior-Fall ist der Urheberrechtsstreit einer befreundeten Designerin. Und irgendwie wirkt es ironisch, dass sie sich (dank Nein-Sager Bryan) zu siegessicher ist und feiern geht und dabei vorhersehbar ist, dass das zu früh ist, sie kurz darauf aber diesen Satz bringt:
„I hate unpredictable.“ (Katrina)
Mein Star der Folge ist aber abermals Louis. Der kann tatsächlich noch ohne Sex-Gags und berufliche Bloßstellung dargestellt werden. Stattdessen gibt er sich erfrischend kompetent – fachlich wie sozial. Umso schlimmer ist der Gedanke an die lächerlichen Slapstick-Einlagen, durch die man diese Figur in der Vergangenheit hat springen lassen.
Und ich möchte bitte unbedingt irgendwann ein GIF von diesem Homerun-Moment mit Katrina!
Der große Endboss-Kampf ist dann doch keiner – und so schnell tödlich verunglückt, wie er episch aufgebauscht war. Das dürfte ein neuer Rekord für absurd gigantische Twists im Eiltempo gewesen sein. Das ist vor allem deshalb schade, weil die Folge an sich gar nicht schlecht war. Ich fühle mich sogar beinahe dazu gebracht, das Wort „gut“ in die Tastatur zu tippen. Beinahe. Denn eigentlich gab es viel schönes. Katrinas Senior Partnerschaft und der erster Fall war angenehm unaufgeregt und menschlich (ja, die Liebes-Side Story kommt natürlich noch irgendwie…), Louis war stark und selbst einige Momente im nervigen Kinder-Kampf waren gut. Aber durch die Übertreibungen und das erneut im Keim erstickte Potenzial ist dann eben doch nur eine 3-3,5 drin.
P.S.: Darf ich bitte eine „Motion to Delay“ einlegen für die nächste und letzte Folge vor der Midseason-Pause? Ich bin da nämlich im Urlaub und weiß nicht so recht, wann und wie ich es schaffe, hier etwas dazu zu bringen. Vermutlich werden wir aber eh alle sehr lange Zeit benötigen, um den ultimativen allerletzten superduperdeluxe-Cliffhanger und Schockmoment zu verarbeiten (wenn ein animierter Mike als Roboter-Alien-Monster die ganze Kanzlei einreißt. Oder so…).
Bilder: bravo
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