Diese Woche mussten wir Zuschauer richtig stark sein, denn das größte Drama der Folge – ach was, der kompletten bisherigen „Suits“-Serie – ergab sich direkt zu Beginn der neuen Folge. Louis in vieeeel zu tief geöffnetem Outfit, das zu viel Dekolleté vorne wie hinten offenbart. Wow. Vermutlich sollte diese modische Bloßstellung vom Fakt ablenken, dass der in rechtlichen Dingen so messerscharf schlussfolgernde Louis mal wieder unnötig übertrieben naiv und schwer von Begriff dargestellt wird, als Donna und Harvey von ihrer Liaison berichten wollen.
„See?! That‘s what I was talking about. How did he even make it through law school?“ (Harvey)
Den persönlichen Nebenfall diese Woche haben die Macher ausnahmesweise mal recht homogen mit der Hauptstory verbunden bekommen. Sams Armee-Buddy ist in Nöten, wurde der Veteran angeblich ohne wirkliche Gründe gefeuert. Wirkliche Gründe werden dann genannt und es beginnt eine durchaus gesellschaftlich wichtige Message für Leute da draußen, die an PTSD (also „posttraumatic stress disorder“ oder zu Deutsch PTBD, „Posttraumatische Belastungsstörung„) leiden. Fernab dieses Beitrages war der Fall an sich aber mal wieder ein gutes Beispiel dafür, wie gut ausgebildete Anwälte kopfüber und scheinbar schlecht vorbereitet/abgesprochen in Fälle stürzen (ich war so ziemlich die ganze Zeit über auf der sehr eloquenten Gegenseite). Und dass Sam die Hilfe von Katrina annimmt und die beiden nach Außen hin angeblich in den gesetzten Regeln spielen wollen, dass alles privat gemacht wird, erscheint irgendwie unlogisch, wenn sie dann tagsüber in ihren Büros daran arbeiten und binnen weniger Stunden Wunderdinge vollbringen. „The Bar‘s special asshole“ Fay scheint das jedenfalls noch irgendwie durchgehen zu lassen, schafft aber zumindest schon mal Roberts Namen (vorerst) von der Wand.
„Yay, Geek guy!“ hießt es kurz darauf in meinem viel zu warmen Wohnzimmer, weil ich ehrlich gesagt Benjamins Namen vergessen hatte… Aber vor allem, weil ich mich so gefreut hatte, ihn mal wieder zu sehen, sind seine Kurzauftritte in der Serie doch meist die auflockerndsten. So auch dieses Mal, wo vor allem der erste Dialog zwischen Benjamin und Captain Admiral Louis sehr on point war.
„Louis, if you‘re here about changing our default font back to Helvetica, I alteady told you…“ (Benjamin)
Ein kleines zwar jetzt nicht unbedingt notwendiges, aber irgendwo einen wichtigen Handlungsstrang für einige Figuren abschließend oder zumindest nicht unbeachtet lassend, ist das Wechselspiel mit Thomas, der erst doch Klient bleiben will, ehe er dann doch final geht.
Schön fand ich auch, dass die Associates gezeigt wurden, trotz (oder vielleicht gerade wegen) Laberbacke Susan. Allgemein ist schön zu sehen, dass wieder mehr Statisten in den Shot-Hintergründen zu finden sind, fühlte sich „Suits“ doch während einiger Staffeln wie eine sehr tote Kanzlei an (okay, war sie ja auch zwischendurch…). Louis erhält jedenfalls einen ordentlichen Einlauf vor den Augen vieler Angestellter, was zu zwei Dingen führt.
Zum einen ein kleiner Ausflug, der nicht nur den Charakteren, sondern auch uns Zuschauern gut tut. Statt Oper, Schlammbad oder Katzen-Messe geht es Bowlen. Da stellt sich Louis zunächst auch utopisch schlecht an, ehe ein psychologischer Klischee-Kniff zum noch utopischeren Erfolg führt. Perfektes Spiel?! Klar doch. Mit den Infos zu Wrestling und Stepptanz (nette Einlage!) wurde aber ein bisschen was für die Figuren gemacht, dazu noch etwas demonstrierte Männlichkeit am Cocktail-Schirmchen – passt.
Zum anderen führt es im Nachhinein dazu, dass Fay in Louis‘ Auto auftaucht, um ihn davon zu unterrichten, seinen Titel als Managing Partner loszusein. Erneute frage ich mich als totaler Rechts-Laie – geht das? Noch mehr frage ich mich jedoch, weshalb keiner der angeblichen Rechts-Profis in der Serie wirklich zu wissen scheint, was die Anwaltschaft denn nun machen darf und was nicht…
Positiv an dieser Folge fand ich, dass sich die direkt ansetzende Haupthandlung in einer konzentrierteren Erzählweise niederschlägt. Dazu gab es ein, zwei sehr gute Dialoge, ansonsten allerdings gewohnt viel affektive Übertreibung und teils sehr dummes Verhaltung von Figuren zu beobachten. Dass zudem Neu-Bösewichtin Fay gefühlt überall im Gebäude und darüberhinaus zu sein scheint (Bowling-Pins mal aufgenommen, aber da hätte mich auch nicht gewundert, wenn sie plötzlich hinter denen gestanden hätte), wirkt sehr konstruiert.
Allerdings muss ich mal sagen, dass ich Fay gar nicht als DIE Bösewichtin sehe. Ja, sie scheint – auch Gretchen zufolge – nicht gerade der am tollsten aufgelegte Mensch zu sein, aber wenn wir ehrlich sind, hat sie mit vielem recht, was sie von sich gibt. Viele der Partner benehmen sich im Wissen um die genaue Beobachtung selten dämlich und liefern ihr unnötig Material. Außerdem hat sich Fay im Falle von Donna sehr empathisch gezeigt. Noch bin ich mir unsicher, welche Charakter-Zeichnung die Macher denn nun wirklich anstreben und wo diese Situation uns hinführen mag.
So, und jetzt begeben wir uns alle in psychiatrische Behandlung wegen dieser unsagbaren „Kleidung“, die Louis da anhatte…
Bilder: usa
Kommentiere