Am 15. November ist die finale Folge der ersten Staffel von „Sweetpea“ ausgestrahlt worden. Auf Sky Atlantic in Großbritannien. Trotz dem Staffelende ist noch immer nicht offiziell bekannt, wann die Serie bei uns in Deutschland zu sehen sein wird. Und auch nicht, ob direkt über Sky oder – wie teilweise im Ausland geschehen – über Amazon Prime Video bzw. Starz. Das ist schade, da die britische TV-Serie durchaus originelle Unterhaltung bietet, auch wenn der von mir erhoffte ganz große Wurf leider ausgefallen ist. Wer sich auf ein modernes „DEXTER“ mit weiblicher Hauptfigur gefreut hat, wird von einer eher flachen Geschichte enttäuscht. Im Spoiler-freien Staffelreview möchte ich euch meine Sichtweise schildern.
Aber hey – in Deutschland kann man immerhin die Bücher der Vorlage von C.J. Skuse (Partnerlink) käuflich erwerben (wenn auch nur auf Englisch, wie es scheint).
„People I‘d love to kill…“
Alle grundlegenden Informationen zur Serie „Sweetpea“ sowie den offiziellen Trailer zur Sendung hatten wir euch hier bereits zusammengefasst. Die Basisstory nochmal kurz zusammengefasst: Ella Purnell („Fallout“) spielt Rhiannon, ein missachtetes Mauerblümchen mit wenig Selbstbewusstsein, das noch immer in ihrem Heimatkaff weilt und nach einigen Schicksalsschlägen verzweifelt am Boden ist. Doch dann entdeckt sie ihre Mordslust und entwickelt eine ganz neue Persönlichkeit…
Die Grundidee ist nett und erinnert in einigen Teilen gar an das (zumindest in den ersten vier Staffeln) großartige „DEXTER“. Ein gewisser Mord-Code kommt latent daher, es geht ein bisschen um Moral und innere Zerwürfnisse, insgesamt bleibt es aber leider in vielen dieser Belange zu oberflächlich. Hinzu kommt, dass nach einem interessanten Auftakt viele langatmige Passagen sowie vorhersehbare Entwicklungen hinzu kommen. Ganz davon zu schweigen, dass ich die Veränderungen an Rhiannon mitunter als plump umgesetzt erachte. Zunächst scheinen die Folgen auch stets einem gewissen Schema zu folgen, was eher schadhaft ist.
Aber auch wenn die Serie meinen persönlichen Erwartungen nicht gerecht wird, ist bei Weitem nicht alles schlecht. Purnell macht einen super Job, auch wenn bei ihr mal wieder ein TV-Klischee á la Alexandra Neldel in „Verliebt in Berlin“ damals zuschlägt. Da wird mal wieder eine eigentlich wunderschöne Darstellerin genommen, ihr ein etwas unglücklicher Pony-Schnitt sowie eine eher alltägliche denn auffallende Garderobe gegeben, und schon soll sie niemand mehr mit einem Blick würdigen?! Naja. Dennoch glückt es einigermaßen, eine gewisse persönliche Findungsreise im Laufe der Folgen zu etablieren. Auch weil Purnell glücklicherweise gekonnt Zurückhaltung und Unsicherheit verkörpern kann.
Im weiteren Cast haben mir vor allem Leah Harvey als junge Komissarin Marina („Foundation“) sowie der unfassbar charismatische Calam Lynch als junger Reporter AJ („Bridgerton“) gefallen. Und auch Jeremy Swift mal in einer deutlich anderen Rolle als die des Leslie Higgins in „Ted Lasso“ zu sehen zu bekommen, ist interessant.
Hervorheben möchte ich zudem noch die Titelsequenz. Zunächst war ich nicht wirklich geflashed davon, aber zum einen gefällt mir, dass die Visuals sich von Folge zu Folge ändern und inhaltlich Bezug nehmen. Zum anderen ist der Song ein wahrer Grower, der mir von Mal zu Mal besser gefallen hat. Der Soundtrack wurde übrigens auch von Isobel Waller-Bridge gemacht, der Schwester von Schauspiel- und Drehbuch-Star Phoebe.
Und was bleibt letztlich? Eine reizvolle Figur mit einer außergewöhnlichen Geschichte, britischem Humor und einer Hand voll erstaunlich blutiger Szenen. Aber eben auch eine Geschichte, die man schnittiger und konsequenter hätte erzählen können. Vor allem so ein gewisses Hin und Her ab Folge Drei hat eher genervt denn interessiert.
So fällt mir dann auch die Bewertung nicht ganz so leicht. Ich lande irgendwo zwischen drei und dreieinhalb Kronen, wobei sich Letzteres zu gut anfühlt, drei Kronen aber auch irgendwo zu mittelmäßig, was die Serie eben auch nicht ist. Also gehe ich jetzt einfach mal gnädiger Weise auf dreieinhalb hoch. Meine kritische Sichtweise soll nämlich nicht bedeuten, dass man „Sweetpea“ keine Chance geben sollte. Die Serie bietet einiges an Potenzial, weiß dieses aber nicht vollends auszuschöpfen. Das ist schade, denn Purnells Figur sowie einige andere Charaktere wissen genau wie das grundlegende Konzept zu gefallen. Aber der erhoffte „Must See“-Serientipp ist es dann leider doch nicht geworden. Außergewöhnlich in der Ausrichtung, ja, aber in Sachen Qualität fehlt es dann doch an einigen Stellen.
Wird es eine 2. Staffel von „Sweetpea“ geben?
Teilweise im Netz von „Sweetpea“ als Miniserie zu lesen, aber z.B. auf Wikipedia steht auch, es gäbe acht Episoden. Nun, Staffle Eins ist nach den bislang gezeigten sechs Folgen definitiv beendet worden und hat inhaltlich einiges offen gelassen, so dass man mit Sicherheit eine Fortsetzung im Kopf hatte. Zumal das zugrundeliegende Buchmaterial mehrere Bände umfasst und somit locker einige weitere Folgen füllen dürfte. Ich hätte persönlich nichts dagegen, wenn es weiter geht, auch wenn ich mir erhoffe, dass man dann auch an den Schwächen arbeitet und eine konsequentere Erzählweise hinbekommt.
Bilder: Sky Atlantic
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