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I have no fear for you and I have no guilt for you.

Review: Taboo S01E01 – Pilot

8. Januar 2017, 13:35 Uhr

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Gestern Abend lief in der BBC die allseits freudig erwartete Pilotfolge zu Tom Hardys Miniserie „Taboo“. Auch ich gehöre zu jenem Kreis, der große Erwartungen an diese Serie hegt und sich nicht wundern würde, wenn die Serie ein sehr frühes Highlight im noch jungen Serienjahr 2017 werden würde. Die Story, die erzählt werden will, die Schauspieler, die den Figuren Leben einhauchen und Tom Hardys unverwechselbare Stimme dürften für ausreichend Aufmerksamkeit sorgen, sofern die Serie den Erwartungen standhalten kann.

Und nach dem Genuss der ersten Folge kann man schon behaupten, dass Tom Hardy und sein James Delany auf einem guten Weg sind, diese Erwartungen zu erfüllen.

Opening Credits Tom Hardys Taboo 2017

Handlung

Über die Story muss man sehr wahrscheinlich nicht viel erzählen, in unseren Beiträgen zu den Trailern wird der Scope der Serie offenkundig. James Delany kehrt zur Beerdigung seines Vaters nach London zurück, zur Verwunderung aller, da man annehmen konnte, dass James Delany seit Jahren tot ist.

James Delany galt seit einem Schiffsunglück verschollen und ertrunken. Sein Vater besaß eine Ship Company, die im Auftrag der East India Company Waren und auch Sklaven über die Weltmeere schipperte. Und James Delany ging nach herrschender Meinung mit einem Sklavenschiff unter. Das dem nicht so war, sehen wir in den ersten drei Minuten der Pilotfolge in mystisch dunklen Bildern, in denen man Hardy dabei beobachten kann, wie er bedeutungsschwanger in der Gegend umher schaut, etwas vergräbt und auf einem weißen Ross bei Dauerregen und ein wenig Nebel in die Stadt einreitet. Was ein metaphorisches Bild!

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Die ersten entgeisterten Gesichter sehen wir bei der Beerdigung des Vaters als James Delany – als wäre es das Normalste auf dieser Welt – durch die Kirche schreitet, zwei Münzen in den Opferstock wirft (die er in einer vorherigen Szene von den Augen seines Vaters genommen hatte als er diesen aufgebahrt aufgesucht hatte) und sich in eine der Bankreihen setzte. Die größten Augen machte seine Halb-Schwester Zilpha (Oona Chaplin), der Anwalt der Familie schien eher weniger überrascht. Denn Vater Delany hat nie daran glauben wollen, dass sein Sohn ertrunken ist. Er sprach in den letzten Monaten sogar mit ihm.

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Im Mittelpunkt dürfte aber nicht das unerwartete Wiedersehen der Familie stehen sondern ein Stück Land an der Grenze zwischen den USA und Britisch-Kanada, welches im Besitz der Familie steht. Und auf das die East India Company ein Auge geworfen hat und bereits in Verkaufsverhandlungen mit Zilpha und vor allem ihren Mann standen. Nun ändert sich natürlich die Lage, denn mit James Delany steht nun der Alleinerbe vor ihnen und James ist nicht auf den Kopf gefallen auch wenn er mysteriöse Erscheinungen hat, teilweise in einer fremden (indigenen?) Sprache wispert und offenbar über alles Bescheid weiß.

Denn jenes Land ist eine strategisch wichtige Position vor der Einmündung zu Vancouver und der damit verbundenen Handelsroute nach China. Und darauf hat es die East India Company abgesehen und James Delany weiß dies.

Meinung

Die Auftaktfolge macht großen Spaß auch wenn sie tempo-mäßig eher gemächlich daher reitet. Wie Tom Hardy auf seinem weißen Ross in die Stadt. Von der Bildstimmung her erinnert „Taboo“ sehr an „Peaky Blinders“, es ist dunkel, es ist dreckig und in den Straßen watet man durch Matsch und Dingen, von denen man eher nicht wissen möchte, aus was sie bestehen. Das Setting ist wunderbar ausgestaltet – Kostümserien können die Briten. Auch wenn hier keine Bälle und Feiern zu begutachten sind sondern einfach nur das London des frühen 18. Jahrhunderts. Das sieht alles schon recht cool aus. Trotz der Dunkelheit in den meisten Bildern.

„He should have stayed where he belongs, in the jungle, dancing naked and screwing wild pigs and his slaves in their chains.“

Geprägt wurde die erste Folge vor allem durch Tom Hardy, wie konnte man es anders auch erwarten und durch Jonathan Pryce als Oberhaupt der East India Company. Die restlichen Figuren kommen bislang kaum über drei Sätze hinaus und sind bislang eher Nebenfiguren. Selbst Oona Chaplin als Halbschwester, die offenbar eine gemeinsame Vergangenheit mit ihrem Halbbruder teilt, ist derzeit noch eine Figur unter Vielen. Eine Vergangenheit übrigens, über die sie lieber nicht sprechen möchte. Aber durch ein ins Ohr geflüstertes „One thing Africa did not cure is that I still love you!“ kann man schon erahnen, was beide verbindet.

Über die Vergangenheit erfahren wir zweimal Interessantes. Einmal erfahren wir passiv durch eine Sitzung der East India Company mehr über die Vergangenheit James Delanys – seine Fahrten für die Company, seinen Charakter und die undurchsichtige Situation am Ende seiner vermeintlichen Dienstzeit – und zum Anderen darf Tom Hardy selbst in einem Gespräch mit dem alten Hausdiener seines Vaters vor allem über den mysteriösen Aspekt dieser Serie berichten.

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Denn Vater Delany hat nicht nur das Land für „nen Apfel und nen Ei“ (= Schießpulver und Bohnen) von den dortigen indigenen Ureinwohnern erworben, nein, James Mutter gab es gleich noch oben drauf. James wusste dies und der Hausdiener ist mehr als überrascht, denn er dachte, dass nur er und Vater Delany die wahre Herkunft der Mutter kannten. Die irgendwann als James noch ein Kind war „in geistiger Umnachtung“ verstarb. Andere würden sagen, sie war wirr, sprach mit Geistern und sah Dinge. So wie Vater Delany offenbar am Ende seiner Tage. Und wir mit James jetzt auch.

Dieser mysteriöse Part dürfte der kommende Schwerpunkt der Miniserie werden, bisher wird es nur angedeutet, in Einklang mit der Hauptstory um das Land am Ende der Welt. Denn nachdem James das freundliche Angebot der East India Company ausgeschlagen hat, dürfte klar geworden sein, dass die nächsten Angebote eher weniger freundlicher Natur sein werden und man wohl auf altbewährte Techniken wie dem hinterhältigen Mord zurückgreifen wird.

Und James wäre wohl nicht das erste Opfer in dieser Geschichte, denn wie eine geheime Obduktion des Leichnames ergab, wurde Vater Delany vergiftet. James weiß also sehr wohl, worauf er sich einlässt.

Apropos James Delany. Tom Hardy spielt hier einen echt coolen und mysteriösen Charakter, der mir aus den alten Kriminalromanen des viktorianischen Zeitalters entsprungen zu sein scheint. Mit seinem langen schwarzen Mantel und seinem Hut kommt er sehr klassisch rüber und diese Figur dürfte beim nächsten Karneval oder zu Halloween bestimmt den ein oder anderen Fan haben. James Delany ist jetzt nicht gerade ein Schwätzer, Hardy weiß dies aber gut umzusetzen und wenn er dann mal mehr zu sagen hat als ein grummeliges “hmm“ dann beherrscht Hardy die Szene. Sofort.

Die weiteren Folgen versprechen daher spannende Unterhaltung in einem interessanten Plot mit ausdrucksvollen Schauspielern – sofern sie mal neben Hardy und Pryce mehr als drei Sätze sagen dürfen – mit der gewissen Würze an einem mysteriösen Überbau, den man bislang nur erahnen kann. Zumindest erhoffe ich mir dies, die Serie dürfte ansonsten alles haben, was man sich von ihr versprochen hat.

Und wenn, da bin ich sicher, haben wir hier wirklich einen heißen Aspiranten für die Dramaserie des Jahres 2017.

Bilder: BBC

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Sonntag, 8. Januar 2017, 13:35 Uhr
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