„The Walking Dead“ ist vorbei (hier unser Review zum Serienfinale), aber die Geschichten um die Walker sind es noch lange nicht. So sind etliche Spin-off-Serien angekündigt worden und bereits Mitte August bis Mitte September lief in den USA (der Deutschland-Start ist noch ungewiss) die erste Staffel eines vielversprechenden neuen Konzeptes: „Tales of the Walking Dead“ erzählt – wie der Name erahnen lässt – kurze Geschichten aus dem Robert Kirkman’schen Universum. Bezug zur bekannten TV-Welt ist also gegeben, hinzu kommt aber erfreuliche Anthologie-Frische, sind die Folgen doch jeweils für sich stehend abgeschlossen. Und etliche Gaststars haben sich auch in den sechs Folgen die Klinke in die Hand gedrückt!
Prominente Gesichter
Der Vorabteaser hatte bereits aufgezeigt, dass wir einige bekannte Seriengesichter in der erste Staffel von „Tales of the Walking Dead“ zu sehen bekommen. Größere Namen kann man natürlich einfacher für ein kurzes Engagement bekommen, zumal man so nicht unnötige Imbalance in den größeren Cast bringt.
Mit dabei sind unter anderem Terry Crews („Brooklyn Nine-Nine“), Olivia Munn („The Newsroom“), Daniella Pineda („Cowboy Bebop“) oder auch Jessie T. Usher („The Boys“). Das ist schon eine ziemlich erfreuliche Dichte toller Leute, wenn man bedenkt, dass pro Folge eigentlich nur zwei bis drei Figuren wirklich Screentime erhalten.
Dazu gesellt sich dann noch Samantha Morton, die als Alpha in der Mutterserie „The Walking Dead“ bekannt ist. Diese Rolle (bzw. die der Dee) nimmt Morton auch hier ein, wobei uns die Vorgeschichte des eindrucksstarken Charakters präsentiert wird. Eine gelungene Idee, die Formate zu verknüpfen und so zusätzlichen Raum für Zusatzinhalte sowie eine erhöhte Relevanz zu schaffen.
Back to the Roots?
Was mir bei „Tales of the Walking Dead“ neben dem Anthologie-Faktor und den Stars gefallen hat, ist die Tatsache, dass wir endlich mal wieder in den Überlebenskampf kommen. Einzelne Personen oder kleine Gruppen, die zu Beginn der Apokalypse gezeigt werden, wie sie auf Suche nach Nahrung und Schutz sind – das hat es viel zu lange in der Form nicht mehr zu sehen geben.
Grundsätzlich ist auch löblich, wie fassettenreich sich das Format zu zeigen wagt. Doch wie das bei experimentellen Ausflügen so ist, ist nicht immer gewahrt, dass diese glücklich enden. Die erste Folge, das eher klassische „Evie/Joe“, weiß noch mit wunderbar klassischer TWD-Geschichte zu punkten, „Dee“ (S01E03) hat den besagten Alpha-Bezug zur Hauptserie, „Amy/Dr. Everett“ (S01E04) bietet zumindest noch ein authentisches Setting. In den anderen Folgen verschwimmt die Grenze zum Übernatürlichen oder Unerklärlichen dann doch gewaltig. Bei „Blair/Gina“ (S01E02) funktioniert das auch aufgrund der Nähe zum Walker-Ausbruch sowie dem an „Final Destination“ erinnernden Kniff noch ganz gut, die letzten beiden Episoden haben dann aber doch gewaltige Schwächen offenbart. Die Settings hätte man in der Hälfte der Zeit kompakter erzählt bekommen, da waren etliche Längen bei und vieles wirkte sehr künstlich zurechtgebogen. Das ist schade, hat man so der Staffel am Ende noch gehörig Qualität geraubt.
Dennoch hat mir dieser Ausflug in die „Tales of the Walking Dead“ sehr gefallen. Die sechs jeweils eine Dreiviertelstunde langen Folgen bieten eine willkommene Abwechslung zum „The Walking Dead“-Einerlei, das wir bislang in den großen Serien zu sehen bekommen haben. Die Kürze der Folgen wirkt erfrischend, zumal so Mut für Experimente und ausgefallenere Geschichten ausgeschöpft werden kann. Dass aber selbst die Hinzunahme bekannter Schauspieler:innen nicht vor Fehlschlägen schützt, zeigen die letzten beiden Folgen, die deutlich abfallen (sonst wäre ich vielleicht auf vier Kronen hochgegangen). Trotzdem würde ich mir wünschen, dass AMC das Format fortsetzt. Stand jetzt ist leider noch nicht bekannt, ob es eine zweite Staffel der Serie geben wird.
Bilder: AMC
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