Gestern wurde die letzte Folge der zweiten Staffel „The Afterparty“ (Trailer) bei Apple TV+ veröffentlicht und ich möchte in diesem Spoiler-armen Review gerne meine Meinung zu den neuen Folgen der kreativen Whodunit?-Anthologieserie mit euch teilen.
Eine Hochzeit und ein Todesfall
Wir sind geladen zur Vermählung von Edgar und Grace. Zu den weiteren Gästen gehören auch die aus Staffel Eins bekannten Aniq und Zoë, die Schwester der Braut. Es gibt aber auch viele neue Gesichter zu sehen, wie bspw. John Cho, Ken Jeong, Zach Woods und weitere neue Stars, die das Anthologie-Setting ausmachen – und den Kreis der Verdächtigen. Denn erneut geschieht ein Mord (Überraschung!), den es aufzuklären gilt.
Weniger kreative Erzählweisen
Wie bereits aus der erste Staffel bekannt, bekommen wir es wieder mit einer Aneinanderreihung von Verhören zu tun, bei dem jede Person die Geschehnisse aus ihrer eigenen Perspektive und vor allem in ihrer eigenen Art erzählt. Wer in der erneut sehr schön animierten Intro-Sequenz genau aufpasst, kann die Reihenfolge sowie die bedienten Genres bereits erahnen.
Weniger gut hat mir leider die Umsetzung dieses Mal gefallen. Irgendwann gehen einem die typischen Klischee-Genres aus, klar. Und irgendwie wäre es auch zu plump gewesen, erneut jede Folge zum absoluten Großteil in diese Subgenre-Darstellungen abtauchen zu lassen. In einigen Folgen ist mir aber die Gestaltung viel zu unausgeprägt (z.B. die TikTok-Sache) oder wird nicht weit genug ausgeführt. Mein Favorit diese Staffel ist das Eintauchen in die Welt von Wes Anderson, das jedoch viel zu kurz geraten ist. Dennoch hat man es immer wieder geschafft, kreative Kleinigkeiten in Dialoge und Szenerien zu setzen.
Das mag alles daran liegen, dass die Geschichte selbst deutlich verstrickter gestaltet ist. Das ist erst einmal eine gute Sache, mitunter fühlen sich die parallel ablaufenden Entwicklungen aber sehr künstlich arrangiert an. Vor allem ein Dorn im Auge ist mir aber der Slapstick. Das mag am ersten gewählten Genre in Folge Eins (Billo-Rom-Com-Trash?) gelegen haben, aber auch in anderen Episoden gibt es immer wieder Momente zu sehen, die eigentlich unter dem Niveau der Serie liegen und unpassend wirken. Vielleicht ist auch das ein Grund, weshalb ich zum Beispiel das Spiel von Sam Richardson als Aniq nicht konsequent und authentisch empfunden habe.
Neben Aniq und Zoë gibt es aus Staffel Eins auch Danner als größere Figur zu sehen. Aber auch darüber hinaus gibt es ein paar nette kleine Cameos, die mir sehr gefallen haben. Außerdem gab es auch ein paar Gaststars, wobei mir vor allem die Einbindung von Steve-Urkel-Darsteller Jaleel White sowie die Bedienung der guten alten Ähnlichkeit zwischen Daniel Radcliffe und Elijah Wood gefallen hat.
Ende gut, alles gut?
Vielleicht liegt es an der fehlenden Konsequenz in der Umsetzung der Darstellungsstile oder der großen Personengruppe, aber ich bin mir nicht sicher, ob es ein guter Schritt war, von den acht Episoden in Staffel Eins auf zehn für Staffel Zwei zu gehen. Dabei gab es inhaltlich nicht einmal wirkliche Längen zu sehen, aber einige Aspekte hätte man durchaus kürzen können, denke ich. Man hat es allerdings ganz gut geschafft, für viele Charaktere sowohl Motive als auch mögliche Ausschluss-Merkmale für die Verdächtigung anzusammeln.
Das Staffelfinale hat dann aber einen guten Job erledigt. Nicht nur konnte mich die Auflösung des Falles zufriedenstellen (war jetzt kein „Wow! Wie krass.“, aber schon okay), auch gab es danach noch eine schöne Szene zu sehen. Ach, und ganz nebenbei sei auch ein Lob an die Sound-Arbeit ausgerichtet: Im Laufe der Staffel waren einige schöne Coverversionen bekannter Songs zu hören.
Das Staffelfinale konnte gerade so noch den Ausschlag zu dreieinhalb Kronen erbringen, hatte ich bis dahin eigentlich eine Drei als Wertung vorgesehen gehabt. Insgesamt war das aber dann doch deutlich schwächer als die erste Staffel. Die hatte deutlich mehr Biss und war vor allem in ihrer episodischen Erzählweise konsequenter, was die kreative Aufmachung anbelangt. In dieser zweiten Staffel wirkt zwar alles verwobener, aber bei einigen Darstellungsstilen hat man kaum mitbekommen, was sie darstellen sollen, wurden sie doch deutlich von der allgemeinen Handlung und Darstellungsweise in den Hintergrund gerückt.
Insgesamt ist „The Afterparty“ auch weiterhin eine unterhaltsame und ausgefallene Whodunit?-Inszenierung, die allerdings etwas an Besonderheit eingebüßt hat und dafür unerfreulich an Slapstick und billigen Momenten dazu gewonnen hat. Bitte lass es nicht in diese Richtung weiter gehen.
„The Afterparty“ Staffel 3?
Noch hat Apple offiziell weder eine Verlängerung, noch eine Absetzung der Serie bekanntgegeben. Wie GamesRadar berichtet hat Showrunner Chris Miller bekanntgegeben, dass man zwar aufgrund des laufenden Streiks nicht konkret an Material für eine Fortsetzung arbeitet, jedoch bereits einige Ideen vorhanden sind. Das klingt dann schon nach mindestens einer weiteren Staffel, zumal das Anthologie-Setting ja recht problemlos für Abwechslung sorgen kann. Tatsächlich wäre es schön, wenn man ein bisschen vom Season-1-Cast abkehrt, zumindest, was die Hauptfiguren anbelangt. Aniq und Zoë haben nun wirklich genug durchmachen müssen. Wenn es aber zu einer weiteren Afterparty kommen sollte, werde ich der Einladung gerne folgen. Da bin ich dann doch zu neugierig, was man sich hat einfallen lassen – und wer für den Mord verantwortlich ist.
Bilder: Apple TV+ / 4. Motiv: Rebecca Fassola
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