Mid-Season-Finale bei The Blacklist: Es war zu erwarten, dass die Flucht von Red und Liz einem irgendwie gearteten Ende zugeführt wird. Dem war auch so – leider recht unglücklich und mit zwei sehr schwachen Folgen.
Zunächst einmal braucht Reddington wieder einen Kandidaten seiner Liste, um einen Deal eingehen zu können. Wenn er Zal Bin Hasaan liefern könnte, würde er über Umwege Liz‘ Unschuld beweisen können. Auch hier arbeitet er wieder mit dem FBI zusammen, doch als man Hasaan und seine Truppe festsetzt, entkommt ausgerechnet der Anführer. Spätestens als Samar Navabis totgeglaubter Bruder unter den befreiten Geiseln ist, wird aber auch schon klar, dass der Bruder der gesuchte Hasaan ist. Damit ist die Luft auch schon raus aus der Folge – ist nur noch interessant zu beobachten, wann seiner Schwester ein Licht aufgeht. Sehr beeindruckend wird allerdings der skrupellose Umgang der Terroristen mit den Geiseln und den israelischen Agenten dargestellt – das war nicht gerade zurückhaltend inszeniert. Schlimm hingegen das Ende der Folge, als auf einmal Samar Navabi und Ressler eine Affäre starten – das war nicht absehbar und macht zunächst auch überhaupt keinen Sinn. Zuvor war alles auf Navabi/Aram und Ressler/Keen ausgelegt. Warum man das jetzt so gedreht hat, offenbart sich in der nächsten Folge, wenn Aram dahinter kommt, dass zwischen Navabi und Chef Ressler etwas läuft. Er verrät sie, sie muss gehen, Ressler gerät unter Druck. Alles arg konstruiert und überstürzt eingefädelt für meinen Geschmack.
Parallel läuft immer noch die Geschichte zwischen Harold Cooper, Tom Keen und Karakurt. Tom bringt Karakurt zu Cooper, um ihn zu verhören. Wie es Karakurt schafft, sich aus dem Kofferraum zu befreien und eine Flüssigkeit aus der Garage zu sich zu nehmen, um einen Allergieschock zu erleiden, bleibt Geheimnis der Autoren. Auch, wie die ganzen Akteure immer wieder an die Handynummern der anderen kommen. Tom telefoniert mit Liz, Red mit Navabi oder Ressler, Liz mit Navabi oder Aram – ich meine, die Nummern stehen doch nicht einfach so im Telefonbuch oder lassen sich mal eben so googlen. Auch in den Telefonaten geht’s bunt zu: Navabi hilft Liz bei der Ortung von Red, Red bittet Aram um Hilfe usw. In die Cooper-Keen-Verbindung wird dann ein weiteres Beziehungsdrama eingebunden – Coopers Frau hat Harold mit dem Nachbarn betrogen. Warum bitte muss man das jetzt noch mit einbauen? Bringt der Handlung tatsächlich gar nichts.
Zu allem Überfluss wird die erste Staffelhälfte dann ausgerechnet über eine Entführung von Red durch eine banale Straßengang zu Ende geführt. Ein paar durchgeknallte Irre müssen herhalten, um ihn zu entführen und ihn auszurauben. Erstaunlicherweise bekommt auch diese Gruppe eine Nummer auf der Blacklist – ich glaube allerdings nicht, dass Red diese Bande tatsächlich auf irgendeiner Liste hat. Liz versucht Red zu befreien, und es kommt wie es kommen muss – Ressler kann sie nun endlich schnappen – weil Aram eben verraten hat, dass Navabi Liz geholfen hat und sich so der Standort von Red orten lässt. Ressler schnappt sich Liz im Wald mit vorgehaltener Pistole. Sie sagt: Sie schießen nicht. Er sagt: Doch, das würde ich, und das wissen Sie. Dann ist das Mid-Season-Finale auch schon durch. Ressler würde natürlich nicht schießen – dazu hatte er schon oft genug die Gelegenheit, und er ist ja von Liz‘ Unschuld überzeugt, so dass sie einen fairen Prozess bekommen soll.
Fazit zum Mid-Season-Finale
So endet die erste Hälfte der dritten Staffel mehr als schwach. Sehr enttäuschend, da der Staffelauftakt wirklich gelungen war und sich auch die ersten Folgen danach auf gutem Niveau bewegten. Die Ansätze zu Beginn waren so toll: der noch unberechenbarere Reddington, die neue Fluchtsituation für Liz, die Konflikte im FBI-Team, die neuen Helfer, die Red um sich versammelt hat. Doch dann schlichen sich aber immer mehr die bekannten Detailschwächen und Fehler der vergangenen Staffeln ein, so dass das Finale fast zwangsläufig ein Desaster werden musste – schade.
Naja, so schlimm fand ich es dann doch nicht, auch wenn „Südländischer Terrorist XY“ und eine Hinterwäldergang nicht gerade die Sorte durchgeknallter Comicheftschurken sind, die die Serie von Anfang an so unterhaltsam machten. Immerhin war es mal ganz nett Red in einer Situation zu erleben, über die er tatsächlich keinerlei Kontrolle hatte. Und ich kann eine gewisse Ironie dahinter, dass der meistgesuchte Mann auf der Erde von ein paar Carjackern gefasst wird, nicht verneinen. (Und vermutlich haben sie ihren Platz auf seiner schwarzen Liste auch erst im Nachinein bekommen. :D )
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