Vor einiger Zeit hatte ich die ersten Folgen der 3. Staffel von „The Blacklist“ besprochen – bis Folge 8, dem Mid-Season-Finale sozusagen. Danach hatte ich irgendwie den Anschluss verpasst, habe jetzt über den Jahreswechsel aber die restlichen Folgen nachgeholt – letzteres zum Glück, wie man vor allem nach den ersten beiden und den letzten Folgen der Staffel sagen muss.
Die 3. Staffel hatte mit einer Doppelfolge solide begonnen, danach wurde es etwas schwächer, auch durch die bekannte Problematik, in jeder Folge eine Nummer zu behandeln und damit einen Fall zu lösen. Mittlerweile ist das dann aber doch ganz charmant gemacht worden, da die Fälle nicht mehr von Reddington präsentiert werden, um gelöst zu werden, sondern die Nummern werden dazu benötigt, Liz uhn ihm auf der Flucht zu helfen. Ähnlich wurde es ja auch bei „Person of Interest“ gemacht, wo es zunächst immer nur um die Nummern ging und später dann eine große, allumspannende Geschichte drumherum gestrickt wurde – das hatte der Serie gutgetan.
Die Geschichte von „The Blacklist“ jetzt mit der gemeinsamen Flucht von Red und Liz zu erzählen, kann man als ebenfalls klugen Schachzug bezeichnen. Die Flucht endete zwar früher als gedacht – eben mit dem von mir so bezeichneten Mid-Season-Finale – danach ging’s aber spannend weiter, da man gut verfolgen konnte, wie sich alle Beteiligten zusammentun mussten, um Liz zu schützen: Red und die Spezialeinheit, Liz und Ressler, Harold Cooper und Tom Keen – dadurch entstanden mitunter erstaunliche Kombinationen, und das Zusammenspiel aus gefühlter Abneigung, aber dem gemeinsamen Feuer für das Ziel, das sie zusammengeführt hat, war schön zu beobachten.
Los ging’s mit den Episoden 9 und 10, einer Doppelfolge. Hier dreht sich alles um den Direktor, der Jagd auf Liz und Red gemacht hat und Liz schließlich auch bekommt. In der Doppelfolge geht es jetzt darum, ob mit dem Schnappen von Liz ihr Ende naht oder ob sie sich aus der Lage befreien kann. Die Doppelfolge ist sehr spannend gemacht und weist einige interessante Wendungen auf. Sie ist auch nicht so richtig durchschaubar, und das schon erwähnte amüsant zu betrachtende Wirrwarr aus Kooperationen führt zu einer höchst unterhaltsamen Doppelfolge – aus meiner Sicht das Highlight der Staffel. Doch auch die Episode im Anschluss, „Gregory Devry“ ist absolut klasse inszeniert. Es geht um einen Verbrecher, der behauptet, Raymond Reddington zu sein. Er weiß enorm viel über Red, so dass schnell alle rätseln, wer denn nun der echte Red ist. Die Auflösung ist wirklich klasse gemacht.
Dann verfällt die Staffel leider wieder in das alte Muster aus Einzelfällen, die pro Folge zu lösen sind. Die Fälle überbieten sich an Schrägheit und Aberwitz und erinnert an die skurrilsten Fälle, die Mulder und Scully zu schlechtesten Akte X-Zeiten lösen mussten. Erst mit der Doppelfolge „Mir. Solomon“ wird’s wieder spannender – hier müssen wir auch in einem dramatischen Finish von Liz trennen, die den Angriff von Solomons Einheit nicht überlebt. Da die Staffel kurz vor ihrem Ende steht, weiß man hier auch nicht so ganz, ob Liz‘ Tod echt ist oder eine Finte. Überraschend nimmt sich die Serie dann Zeit, Reds Schmerz über den Verlust zu verarbeiten. Wir bekommen eine Bottle-Episode präsentiert, bei der sich Red nach New Jersey zurückzieht, um nachzudenken. Dass er dabei in das nächste Abenteuer gerät, entspringt natürlich seiner Phantasie, das ist schnell klar. Ist aber trotzdem eine gute Folge, die die gesamte Staffel nochmal aufwertet.
Vor dem Staffelfinale wird noch kurz Susan Hargrave als neue Gegenspielerin von Red eingeführt, vor allem mit dem Ziel, auf das Serien-Spin-Off „The Blacklist: Redemption“ hinzuweisen, in dem Susan Hargrave im Mittelpunkt stehen wird. Das Staffelfinale selbst löst dann die Ereignisse um Liz‘ Tod auf – durchaus charmant inszeniert und auch nicht allzu leicht zu durchschauen; und mit einem offenen Ende, das Raum für die in Kürze beginnende 4. Staffel lässt.
Fazit
Also ich muss sagen, dass mich die 3. Staffel gleich mehrfach positiv überrascht hat. Die Verfolgungsjagd zu Beginn, das Abservieren des Direktors in der Mittel und Das Verwirrspiel um Liz‘ Tod waren tolle Schwerpunkte einer soliden Staffel. Mich hätte es auch nicht gestört, wenn man die faden Standard-Folgen zwischendrin einfach weggelassen hätte und die Staffel auf 12-15 Folgen gestrafft hätte – hätte der Staffel sicher gut getan. Loben muss man definitiv die drei Doppelfolgen, aber auch die bereits erwähnte Bottle-Episode. James Spader kann vor allem im Mittelteil richtig aufblühen, wenn er Red charmant, aber bestimmt spielen muss. Er beherrscht diese schnellen Charakterwechsel perfekt und es ist eine große Freude, ihm zuzusehen. Auch die Bottle-Episode funktioniert vor allem, weil James Spader einfach großartig spielt. Dass einige andere Charaktere dabei blass bleiben und es bei Recherche, Ausstattung und Locations wieder einige Schwachpunkte gibt, darüber kann man im Zuge dessen sicher hinwegsehen.
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