Fabio hat euch im Vorlauf zum Release bereits mit allen Informationen und Trailern zum animierten Anthologie-Spin-Off „The Boys Presents: Diabolical“ präsentiert. Seit 4. April sind die acht in unterschiedlichen Darstellungsstilen animierten Kurzfilme veröffentlicht, die in dieser Form an „Love, Death & Robots“ oder noch viel mehr an die gute alte „Animatrix“, bewegen wir uns doch inhaltlich stets im Universum des „The Boys“-Franchises. Doch wie das bei derartigen Sammlungen oftmals so ist, gibt es nicht nur visuell viel Abwechslung, sondern auch durchaus in Sachen Qualität. Hier meine recht spoilerfreie Meinung zur rund anderthalbstündigen Unterhaltung.
„Tauchen Sie mit DIABOLICAL – einer achtteiligen animierten Anthologie-Serie – ellbogentief in die unentdeckten Abgründe vom THE BOYS Universum ein. Jede Episode geschrieben von einigen der verrücktesten, verwirrtesten und wahnsinnigsten Köpfe, die heute noch in der Unterhaltungsbranche tätig sind.“
„Diabolical“ S01E01 – „Laser Baby’s Day Out“
Der im klassischen Cartoon-Stil gehaltene Kurzfilm wurde von Seth Rogen und Evan Goldberg umgesetzt und weiß trotz seiner Wortlosigkeit gekonnt in die „Diabolical“-Welt einzuführen. Das dürfte vor allem an die Einblicke in die Labor-Tätigkeiten Voughts sowie dem Star der Folge liegen: einem kleinem Superhelden-Baby. Hier wird auch direkt klargestellt, dass es trotz des vermeintlich kindlichen Animationsstiles SEHR blutig zugehen kann. Letztlich war ich dann aber doch froh, dass die weiteren Filme mit Dialogspur daher kommen.
„Diabolical“ S01E02 – „An Animated Short Where Pissed-Off Supes Kill Their Parents“
Einer der stärksten Kurzfilme und für mich der Inbegriff der Ausrichtung von „Diabolical“. Das Team von „Rick and Morty“ steckt hinter dieser Inszenierung, was man nicht zuletzt am Darstellungsstil sehen und der Synchro-Stimme von Justin Roiland hören kann. Das Beleuchten einer Gruppe an Supes mit scheinbar nutzlosen Fähigkeiten ist genau der humorische Ansatz, den ich mir hier erhofft hatte! Außerdem gibt es hier erstmals auch fein gezogene Analogien zum echten Leben und gehörige Gesellschaftskritik geboten.
„Diabolical“ S01E03 – „I’m Your Pusher“
Diese Story stammt soweit ich weiß direkt aus der Comic-Vorlage von „The Boys“ und hält mit der Stimme von Simon Pegg gar die ursprünglich angedachte (aber dann doch für zu betagt erachtete) Casting-Wahl für die Rolle des Hughie einen erfreulichen Trumpf für uns parat. Die Geschichte selbst ist dann wohl noch am klassischsten „The Boys“-Kost, hat mich aber nicht so ganz abholen können, muss ich gestehen. Dennoch finden wir hier einen der besseren Filmchen vor.
„Diabolical“ S01E04 – „Boyd in 3D“
Die ganz große Gesellschafts-Keule wird hier ausgepackt. Schönheitsideale, Social-Media-Sucht und Selbstzweifel sind die Hauptzutaten der wohl herzlichsten Geschichte dieser Staffel. Auch wenn mir die Mixtur aus Rom-Com und Superheldentum an sich gut gefällt, gibt es doch einige zähe Passagen, die sich zu repetitiv anfühlen. Insgesamt aber in Ordnung. Hier könnt ihr einen Teil des Filmes anschauen, den der deutsche Amazon-Prime-Video-Kanal auf YouTube hochgeladen hat:
„Durch Dating Apps ist zwar einiges leichter geworden, aber das Problem, dass einige sich nicht attraktiv genug fühlen, besteht. In der Welt von The Boys Diabolical bei Prime Video gibt es dafür jedoch eine Lösung: Durch ein paar gekonnte Kniffe fähiger Ärzte, sieht man plötzlich aus wie Homelander und erlebt eine fantastische Verabredung.“
„Diabolical“ S01E05 – „BFFs“
Kommen wir zur zweiten Hälfte der Staffel, die leider merklich schlechter als die erste ist. Das wird direkt mal mit einer richtigen Scheiß-Folge zementiert… Den Grundgedanken hinter einer einsamen Seele, die sich kuriose Gesellschaft sucht, ist ja noch löblich und zeigt Außenseiter-Probleme auf, aber so? Puh… Zumal das Grundkonstrukt „unnütze Superhelden-Fähigkeit“ ja bereits vorab bedient worden war. Ne, das war nichts – mehr dazu könnt ihr am Wochenende in dieser Rubrik lesen…
„Diabolical“ S01E06 – „Nubian vs Nubian“
Auch diese Folge konnte mich nicht wirklich abholen. Hier gibt es aber immerhin mal einen der seltenen Einblicke in das Leben eines Superbösewichtes zu sehen. Das durchdachte Marketing-Konstrukt Voughts wird hier ordentlich aufs Korn genommen und mit ein bisschen kindlicher Herzlichkeit kombiniert. Insgesamt hätte das aber in vermutlich der halben Zeit erzählt werden können. Naja.
„Diabolical“ S01E07 – „John and Sun-Hee“
Dieser Film hat mir schon wieder besser gefallen, wirkt er doch trotz der emotionalen Nähe zum vorherigen Familien-Drama deutlich stimmiger erzählt. Einige Elemente sind recht abstrakt gehalten, aber ich mag, dass der Kurzfilm uns am Ende auch bisschen selbst überlässt, was wir mit dem Ende anstellen wollen. Es gibt einige bessere Filme in dieser Staffel, aber nach den zwei vorangegangenen freut man sich dann doch darüber.
„Diabolical“ S01E08 – „One Plus One Equals Two“
Eine der Highlight-Folgen gibt es dann noch zum Schluss. Hier bekommen wir zu sehen, wie (The) Homelander zu den Seven kommt und seine erste richtige Mission bestreitet. Zum einen ist es ungewohnt, die sonst derart souverän auftretende Figur derart zweifelnd zu sehen zu bekommen, vor allem schließt der Film aber auch eine kleine Lücke, erklärt sie doch in gewisser Weise, wieso Homelander so geworden ist, wie er in der Hauptserie „The Boys“ ist. Hier stimmt eigentlich alles, höchstens könnte man kritisieren, dass es noch absurder und humorvoller hätte sein dürfen, aber als Übergang zur dritten Realfilm-Staffel passt das super.
Insgesamt habe ich mich gut von „Diabolical“ unterhalten gefühlt, ich bin aber auch ein Opfer für Animationskunst. Entsprechend interessiert war ich jedes Mal, einen neuen Erzähl-Stil präsentiert zu bekommen. Das Anthologie-Konzept hat aber vor allem auch über schlechte Kurzfilme hinweghelfen können, war man sich ja stets darüber bewusst, dass man das nur noch knapp zehn Minuten durchhalten muss, ehe etwas Neues und vor allem Anderes folgt. Wirklich unschaubare Ausfälle gab es eigentlich nicht, auch wenn Folge Fünf mit Abstand die schlechteste ist und allgemein die zweite Staffel (bis auf das gute Finale) deutlich abfällt.
Der Mut, eine anders gestaltete Erzählung mit abstruseren Geschichten zusätzlich zur eigentlichen Serie zu erschaffen, sollte meiner Meinung nach belohnt werden. Das Konzept bietet viel Spielraum für ausgefallene Erzählungen und gefällt mir grundsätzlich gut, vor allem als kreatives Futter zwischen zwei Staffeln ist das einfach ideal! Auch möchte ich an dieser Stelle nochmal den recht unspektakulären aber jede Folge anders gestalteten Vorspann lobend erwähnen! Für eine Fortsetzung würde ich mir jedoch wünschen, dass man insgesamt eine homogenere Sammlung an Konzepten zusammenbekommt, die auf einigermaßen gleichbleibendem Niveau funktioniert. Dann lieber sechs gute Kurzfilme als acht, von denen einige komplett abfallen.
Bilder: Amazon Prime Video
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