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Die etwas andere Gangsterfamilie

Review: The Brothers Sun – Staffel 1

28. Januar 2024, 11:45 Uhr
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Seit Anfang des Jahres ist die erste Staffel der neuen Dramaserie „The Brothers Sun“ (Trailer) auf Netflix zu finden. Im Spoiler-armen Staffelreview (konkrete Inhalte werde ich entsprechend verbergen) möchte ich euch mitteilen, weshalb es sich lohnt, die actionreiche Erzählung von Brad Falchuk und Byron Wu über eine etwas andere Gangsterfamilie anzuschauen.

Familie über Allem

Dass auch in Gangsterkreisen die Familie geehrt wird, wissen wir nicht zuletzt durch die italienische Mafia. Auch in „The Brothers Sun“ wird Familie groß geschrieben, wobei es nicht nur um die Titel-gebenden Brüder geht. „Protect the family“ ist in gewisser weise das Familienmotto der am Kopf einer taiwanischen Triade. Das wissen alle – bis auf Bruce. Der eine Bruder ist in jungen Jahren mit seiner Mutter nach Kalifornien gezogen und weiß nichts von den kriminellen Machenschaften seiner Familie. Zumindest, bis die Machenschaften zu ihm kommen und er seine Familie neu kennenlernen muss.

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Diese grundlegende Prämisse der Serie wird meiner Meinung nach gut umgesetzt, da das eigentliche „Er hat keine Ahnung“-Klischee erfreulich schnell abgehakt wird, es aber auf Dauer immer wieder gelingt, weitere Ansatzpunkte zu finden, die auf unterschiedliche Art und Weise darauf Bezug nehmen. Bruce versteht nicht immer, was auf Mandarin gesagt wird (auch wenn mir das etwas inkonsistent umgesetzt wirkt), er kann sich Unterwelt-Begriffe nicht richtig merken, vor allem aber muss er lernen, seine Familienmitglieder neu kennen zu lernen. Das trifft aber nicht nur auf ihn zu, wird die veränderte Situation reihum für Charakterentwicklung und als potenzielle persönliche Weggabelungen genutzt.

„Did you ever notice that being friends with you is bad for people‘s health?“ – „That‘s why I don‘t have any friends.“ – „That‘s not why!“ (Bruce & Charles)

Dabei werden gute Familien-Dynamiken aufgezeigt. Ich selbst bin zwar Einzelkind, empfand das gegenseitige Necken der Brüder aber vor allem zu Beginn als sehr authentisch und gut ausbalanciert. Vor allem ist aber auch die Beziehung von Mutter Eileen zu ihren Söhnen wunderbar dargestellt (z.B. auch mit dem kleinen Running-Gag „Was Mutter sagt vs. Was Mutter meint“). Allgemein ist Michelle Yeoh einfach hervorragend in dieser Serie! Diese mütterliche Härte, die Abgeklärtheit, das Spiel mit der Mimik – da weiß man schon, weshalb sie so ein großer Name geworden ist. Aber auch das (größtenteils) authentische Spiel von Sam Song Li als Bruce hat mir gefallen (und ja, auch das Sixpack Eightpack(?) von „Little Fatty“ Justin Chien soll natürlich nicht unerwähnt bleiben – wow!).

„Ayo, this is condenced milk, I wanted evaporated milk!“ (Eileen Sun)

Hart, aber herzlich

„The Brothers Sun“ bringt eine meiner Meinung nach besondere Mischung auf den Bildschirm. Auf der einen Seite bekommen wir ruchlose Action zu sehen, die in Momenten deutlich blutiger und härter daher kommt, als ich es vorab gedacht hatte. Allgemein ist die Serie cool inszeniert, auch was die Kamera-Arbeit anbelangt. Die Spannung wird aber immer wieder durch quirlige Figuren oder humorige Dialoge aufgelockert. Dabei gefällt mir, dass es neben offenkundigen Gags auch einige subtile Elemente zu sehen gab, wie eine Gangstertruppe, die die Vornamen der Nsync-Mitglieder tragen. Von den großartigen Mah-jong-Aunties oder John Cho ganz zu schweigen!

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Auch wenn es zwischenzeitlich wirkt, als sei ganz Los Angeles asiatischer Abstammung, hat mir gefallen, wie stark der interkulturelle Fokus gesetzt wurde. Vor allem wird in „The Brothers Sun“ auch richtig viel Mandarin (oder Koreanisch) gesprochen, anstatt dass wir zu Beginn zwei Dialogfetzen untertitelt bekommen, ehe alle auf ein astreines Englisch wechseln. Das wird hier deutlich authentischer umgesetzt, was der Erzählung eine weitere Note verleiht.

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Die Geschichte weiß zudem einige nette Twists und Erzählebenen aufzuweisen. Nach und nach ergibt sich so nicht nur für den bis dato unbedachten Bruce sondern auch für uns Zuschauende ein konkretisierendes Gesamtbild. Dabei gelingt es auch ganz gut, die vielen Stränge, die man im Laufe der ersten Staffelhälfte aufgezogen hat, zum Finale zusammen zu führen.

Rezeptur nicht perfektioniert

Allerdings ist bei Weitem nicht alles perfekt. Vor allem das große Ganze wirft doch einige Fragezeichen auf. Dafür, dass das ganze Triaden-System derart auf Ultrageheimhaltung basiert und man möglichst unauffällig und bedacht agieren möchte, wird vor bisweilen erstaunlich unvorsichtig und aus dem Affekt heraus agiert. Alles kocht utopisch schnell hoch und dafür, dass das alles so gigantische Triaden-Truppen sein sollen, fehlten mir persönlich dann doch etliche Leute, die nachziehen. Das wirkte eher, als seien das alles Gruppen bestehend aus 10-20 Leuten.

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Leider sind auch einige Wendungen nicht wirklich überraschend. Vor allem Grace‘ Rolle war meiner Meinung nach meilenweit im Voraus zu erahnen. Hinzu kommen kleinere bis mittelgroße Ungereimtheiten in der Inszenierung. Dass da zum großen Superduper-Treffen zufällig ein falsches (maßgeschneidertes!) Jackett mitgenommen und zudem nicht gemerkt wird, dass das Gewicht eines Mobiltelefones in der Innentasche fehlt, ist mir bei einem derart zentralen Moment zu plump gemacht.

„I’m going to kill him.“ – „And how are you going to do that? You’re gonna improvise him to death?!“ (Bruce & Charles)

Auch das Ende war dann ein bisschen holprig unterwegs (auf das Safehouse als mögliches Versteck hätte man durchaus alleine kommen können…?), aber weiß ansonsten durchaus, die Geschichte zu einem willkommenen Abschluss zu bringen. Ihr solltet übrigens nicht abschalten, wenn die Credits anlaufen – da kommt noch was Kleines hinten raus. Genauer gesagt: Big Suns Nr. 2 erhält die Information, dass Frank Ma der Polizei Informationen steckt und gibt vielsagend an, dass dieser nie zu einer Anhörung erscheinen können werden wird. Da bleibt jemand seinem Boss loyal und/oder will selbst an die Macht. Ein Fingerzeig Richting Staffel 2.

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Insgesamt hat mich „The Brothers Sun“ gut unterhalten können. Die Serie zeigt sich in Sachen Action und Dialog äußerst schlagfertige und liefert eine willkommene Mischung aus Härte und Tiefe. Coole Action weiß sich gelungen in emotionale Familienthemen zu vermengen. Dabei steht die Familie zwar im Vordergrund, es wird aber auch Platz für die Frage gegeben, die sich nicht nur jede Figur, sondern auch jede zuschauende Person zu stellen wagen sollte: Mache ich das, was mich wirklich glücklich macht? „The Brothers Sun“ liefert tolle Momente und macht trotz vereinzelter Fehler Lust auf mehr.

2. Staffel „The Brothers Sun“?

Und wer weiß, vielleicht bekommen wir ja auch mehr zu sehen? Noch hat Netflix sich nicht offiziell dazu bestätigt, ob es weiter gehen wird, aber inhaltlich wurde ja durchaus eine Tür offen gelassen, um den weiteren Werdegang der Familie zu zeigen, und auch von den Erfindern der Serie wurde bereits verlautbaren lassen, dass man noch einiges an Ideen in petto hat. Ich würde mich über eine Fortsetzung freuen und würde definitiv einschalten!

Bilder: Netflix / Michael Desmond

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Sonntag, 28. Januar 2024, 11:45 Uhr
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