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Tiefschwarze Comedy-Serie bei Netflix

Review: The End of the F***ing World (Staffel 1)

17. Januar 2018, 12:55 Uhr
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Alyssa sucht jemanden zum Abhauen aus dem Kleinstadt-Mief. James sucht jemanden, den er umbringen kann. Da haben sich dann wohl zwei gefunden, in der Channel 4-Comedy „The End of the F***ing World“, die gerade bei Netflix angelaufen ist. Acht Folgen lang schauen wir zwei Teenagern zu, die versuchen, ihre beiden Ziele in die Tat umzusetzen. Und das ist mitunter ziemlich witzig und dramatisch, grotesk und traurig, berührend und schockierend. Auf jeden Fall keine normale Fernsehserie.

Das beginnt schon mit den Rahmenbedingungen der Serie. Sie ist auf 8 Folgen angelegt – klingt wenig, aber wenn man weiß, dass die Comicvorlage von Charles Forsman ursprünglich ein 8-seitiger Comic war, klingt’s schon wieder nach viel Material. Dass das im Laufe der Serie tatsächlich zu Längen in der Handlung führt – dazu später mehr. Vergleichbar ist das Setting in gewisser Weise mit der tollen britischen Serie „Skins“. Wer sie noch nicht gesehen haben sollte, dem sei sie im Anschluss an TEOTFW ans Herz gelegt.

Erst einmal wundert man sich über den nur 18-minütigen Piloten. Haben Serien sonst die Angewohnheit, gerade bei der Eröffnungsfolge etwas mehr zu bieten, ist es bei TEOTFW reduziert – was der Folge so gar nicht schadet. Man ist – dank kurzer Einleitung durch die beiden Hauptcharaktere selbst – sehr schnell drin im Thema. Schön gemacht ist, wie man den Moment, in dem sich Alyssa und James zum ersten Mal treffen, aus der jeweiligen Perspektive der beiden erzählt bekommt – einmal begleitet von den Gedanken James‘, einmal von Alyssas Gedanken. Derweil Alyssa relativ viel redet, kommt von James immer nur ein kurzes „Yes“ oder „Okay“ – irgendwie sympathisch. Ich mag auch die Optik der Serie: Jede Kameraeinstellung passt, und mir gefallen vor allem die immer gleichen, beobachtenden Blickwinkel auf die beiden Hauptfiguren.

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In der Folge lebt die Serie von dem hohen Tempo der Handlung, aber auch von den schnellen Schnitten und den wirklich witzigen Einfällen der Autoren. Regisseur Jonathan Entwistle reduziert zwar das Meiste aufgrund der Kürze der Zeit aufs Wesentliche, nimmt sich zwischendurch aber auch die Zeit, um Kleinigkeiten am Rande zu erzählen. Im Verlauf der Serie dreht sich das allerdings ein bisschen um. Zur Mitte der Staffel, wenn sich Alyssa und James kurzzeitig trennen, bremst die Serie extrem an und wird sehr langsam. Hängt es mit dem Wechsel auf dem Regiestuhl zusammen? Zur gleichen Zeit gibt nämlich auch Jonathan Entwistle den Stab weiter an Lucy Tcherniak.

Meiner Meinung nach verliert die Serie durch das nachlassende Tempo auch ein bisschen was von ihrer Besonderheit. Der Road Trip der beiden wird ein wenig ausgebreitet. Die Eskapaden rund um die Hausbesetzung, der Tankstellenüberfall oder die Romanze der Polizistinnen sind meiner Meinung nach ein bisschen zu viel, auch wenn sie nachher der Handlung helfen, zu einem Schlusspunkt zu kommen.

Apropos: Der ist dann wieder ziemlich gut gemacht. Die beiden fühlen sich am Ende der Welt angekommen. Das klingt erst einmal nach Rettung für beide. Hier können sie sich verstecken, und das Bild an sich passt auch sehr gut: Sie sind der Kleinstadt entkommen, und sie sind angekommen am Ende der Welt. Letztlich wird dieses Ende der Welt allerdings zur Falle: Dass Alyssa von ihrem Vater wieder verraten und im Stich gelassen wird, passt dramaturgisch gut, und auch dass am Ende James der mutige, selbstlose Held ist, passt perfekt. Wie beim radikalen Tempowechsel kreuzen sich auch bei den Charakteren die Entwicklungen. Alyssa wird weich, James der mutige Part des Paars.

Zusammengefasst ist diese Serie schon etwas Besonderes: Mir gefallen wie gesagt das Tempo und die Optik, auch der Cast ist überzeugend. Vor allem die beiden Hauptdarsteller Alex Lawther und Jessica Barden sind absolut überzeugend (Kurzer Tipp: Man kann – im Gegensatz zu vielen anderen Fällen – hier auch sehr gut dank unverbrauchter Synchronstimmen mit der deutschen Synchro leben). Mit den Längen und Nebenhandlungen im zweiten Teil habe ich so meine Probleme, das mindert aber nur gering den positiven Gesamteindruck. Die knapp vier Stunden Zeit kann man der Serie guten Gewissens gönnen – und sei es nur, um für eine gewisse Zeit selbst aus dem alltäglichen Mief zu entkommen.

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Mittwoch, 17. Januar 2018, 12:55 Uhr
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