In den letzten Tagen kam ich leider eher weniger zum Serienschauen, so dass ich mir heute die Folgen 2 und 3 der dritten und letzten Staffel von „The Fall“ als double feature angeschaut habe. Und ich nehme ein wenig die Spannung raus, sie haben sich wieder auf ihre Stärken fokussiert und lassen Andere Krankenhausserien drehen. Wobei die beiden Folgen schon etwas in Richtung „Broadchurch“ (2. Staffel) und „Law & Order“ (und dergleichen) driften. Muss ja nichts schlechtes sein.
Handlung
Der Beginn der beiden Folgen ist geprägt von weiteren Operationen und Behandlungen bei Paul Spector, aber man sieht schnell, dass er sich stabilisiert und wir bald wieder mit seiner Performance rechnen können. Nur rumliegen ist ja auch blöde. Und so geschieht es auch, Spector öffnet seine Augen. Damit sind wir wieder „back in the game“.
Die polizeiinternen Ermittlungen beginnen so langsam und die ersten Mitglieder sowie Stella Gibson werden verhört. Aber jetzt nicht wirklich in die Mangel genommen. Man will eben sicher gehen, dass der Fall sauber ist und man keine Fehler findet, wenn mal einer sucht. Denn genau das wird demnächst passieren. Auf Anraten ihres Anwaltes engagiert Spectors Frau nämlich einen Anwalt für ihren Mann. Das wird nötig, da die Polizei entscheidet, seinen Namen öffentlich zu machen.
Und die engagierte Anwaltskanzlei scheint spezialisiert auf dreckige Fälle. Und darauf, diese zu gewinnen. Stella und Co müssen sich also warm anziehen, wenn es irgendwo in den Ermittlungen einen Ansatzpunkt gäbe, diese Kanzlei wird ihn finden und für ihren Mandanten ausnutzen. Diesen potenziellen Handlungsverlauf meinte ich im Übrigen mit meinem Verweis auf die 2. Staffel von „Broadchurch“.
„The Fall“ garniert seine beiden „Law & Order“ Folgen aber noch mit einer Nachwirkung der Schüsse auf Spector, mit der man nicht unbedingt rechnen konnte: Spector kann sich an nichts mehr erinnern, ihm fehlen knappe sechs Jahre an Erinnerungsvermögen. Wie wir später noch erfahren, sollte das vor Gericht zwar keinen Unterschied machen, da klar belegt ist, dass Spector zur Tatzeit bei klarem Bewusstsein gewesen sein muss. Aber etwas Unruhe ist bemerkbar. Wie „klar“ sein Bewusstsein zur Tatzeit war, erfahren Gibson und ihre Teammitglieder durch den Fund von Spectors Garage. Denn aufgrund der Veröffentlichung seines Namens und seines Bildes hatte sich der Vermieter der Garage gemeldet.
Und in der Garage finden die Ermittler weitere Beweisstücke sowie verstörende Bilder und Zeichnungen. Und Hinweise auf weitere Opfer, von denen man bisher nichts wusste.
Nach ein paar Tagen scheint Spector wieder zu Kräften zu kommen, so dass er als „verhandlungsfähig“ eingestuft wird. Bei der kurzen Anhörung vor einer Richterin erfährt man, dass das Anwaltsteam von Spector schon auf die Tatsache setzt, dass sich Spector aufgrund der Schüsse auf ihn – als er sich in Polizeigewahrsam befand – an nichts erinnern kann. Auch wenn sich die Richterin davon nicht großartig beeindrucken lässt, ist klar, dass hier für die Anwälte noch nicht das letzte Wort gesprochen wurde.
Meinung
Endlich haben wir wieder die Crimeserie „The Fall“, die wir alle lieben. Wobei ich die aktuelle Stimmung, die mehr als gedrückt und passiv daher kommt – welches sich vor allem durch sehr leise und sanfte Stimmen auszeichnet – etwas nervend finde. Besonders Gillian Anderson übertreibt es in meinen Augen, teilweise kann man nur ein leises Hauchen vernehmen. Diese Art der Dialogbetonung ist zwar eines ihrer Markenzeichen, aber insbesondere in der zweiten Folge empfand ich das zum ersten Mal als unpassend und too much.
Was eindeutig zu begrüßen ist, ist die Tatsache, dass Jamie Dornan seine Stimme wieder einsetzen darf. Am Anfang und am Ende der beiden Folgen war ich übrigens der Überzeugung, dass Spector den Erinnerungsverlust nur mimt, als er allerdings seine Tochter wiedersieht und die ja eben nicht mehr das zweijährige Mädchen aus seiner Erinnerung ist, kamen in mir Zweifel auf. Das war schon sehr gut gespielt. Im Sinne von „das stimmt vielleicht wirklich“.
Die weitere Entwicklung der restlichen Folgen scheint klar auf der Hand zu liegen, Gibson und Co tauchen immer tiefer in die Psyche von Spector und seinen Taten, währenddessen seine Anwälte die Unterlagen der Ermittlung einsehen werden und bestimmt die ein oder andere Seite markieren werden. Ich vermute daher mal, dass die restlichen Folgen ein Mix aus Gerichts- und Ermittlungsszenen sein werden.
Kommen wir zum Schluss zur großen Schwäche der bisherigen Folgen der dritten Staffel. Die beiden Handlungsstränge, in denen Spectors Frau im Mittelpunkt steht sowie meine liebe Katie, unser heißes Kindermädchen mit dem großen Knall, funktionieren für mich bis dato überhaupt nicht. Sie nerven eher.
Spectors Frau Sally-Ann wird immer mehr zu einem Häufchen Elend und ihr Gesichtsausdruck immer ausdrucksloser. Am Ende der dritten Folge wird sogar angedeutet, dass sie kurz davor sein könnte, sich und die Kinder umzubringen. WTF? Das könnt ihr doch nicht bringen? Ok, auch Sally-Ann steht im Fokus der Ermittlungen, da sie des Öfteren in den ersten beiden Staffel ihrem Mann ein falsches Alibi gegeben hat. Und ja, durch die Veröffentlichungen der Polizei wird ihr Leben bestimmt nicht einfacher. Aber Selbstmord? Ich hoffe nicht, dass man diesen Ausweg nimmt und somit die emotionale Waage dann doch wieder ein wenig in Richtung von Paul Spector pendeln lässt. Die Erinnerungslücken, seine Gespräche mit der Krankenhauspsychologin (schwere Kindheit, keinen Vater) tendieren eh schon in diese Richtung.
Und dann hätten wir eben noch Katie. Ihren Impact auf die letzte Staffel habe ich noch nicht ganz verstanden. Madame lässt die Schule erstmal Schule sein und versucht zu Spector ins Krankenhaus zu gelangen, wird dabei aber entdeckt und kann fliehen. Und wird nun „gesucht“. Ansonsten nervt sie mit ihrer Eifersüchtelei und ihrem aktuellen Auftreten eines widerspenstigen Teenagers. Wobei ich eine kleine Vermutung habe, was man mit Katie noch vor haben könnte.
Denn wir haben mit Spectors Krankenschwester einen mysteriösen neuen Charakter in der Serie. Sie kümmert sich liebevoll um ihren Patienten und schaut ähnlich besorgt, wenn sie Spector anschaut, wie weiland Gibson als dieser angeschossen wurde. Selbst Spector fällt dies auf, aber auf seine Frage flüchtet sie in die berufliche Ehre und Aufgabe einer Krankenschwester. Ich glaube ihr das aber nicht, dafür schaut sie zu emotional. Ich könnte mir daher vorstellen, dass hier – zumindest in Katies Augen – eine Konkurrentin aufgebaut wird, die es auszuschalten gilt. Dass Katie auch mal „gefährlich“ werden kann, musste ihre Freundin leidvoll erfahren.
Alles in Allem bin ich sehr zufrieden mit dem weiteren Verlauf der letzten Staffel insbesondere nach der in meinen Augen etwas schwächeren ersten Folge. Beide Folgen würde ich mit normalen „The Fall“ Standard bewerten. Nichts außergewöhnliches aber gute und durchaus spannende Unterhaltung. Interessant dürfte sein, ob Spector wirklich an Erinnerungsverlust leidet und wie sich das auf seinen grds. Charakter auswirkt.
Die Hälfte der letzten Staffel hätten wir nun und noch kann man das finale Ende der Serie nicht absehen. Aber das will man ja auch eigentlich noch nicht. Oder?
Bilder: BBC
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