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Nerviger Gast

Review: „The Frog“ (Netflix-Miniserie)

3. September 2024, 15:10 Uhr
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Mal wieder erhielt ich von Netflix eine E-Mail, die meinte, es sei „eine Serie hinzugefügt, die [mir] gefallen könnte“. Dabei handelte es sich um „The Frog“, einer südkoreanischen Miniserie (Originaltitel: „Amudo Eobsneun Supsokeseo“), die mit den Schlagwörtern „Düster • Mystery • Psychospiel“ umschrieben wurde. Mein Interesse war geweckt. Acht jeweils etwa einstündige Episoden später, kann ich euch sagen, dass „The Frog“ leider kein unbedingter Serientipp ist. Im Spoiler-armen Review möchte ich euch die Stärken und Schwächen der Serie aufzeigen.

Irgendwas stimmt da nicht…

Die Grundbasis der Handlung in „The Frog“ ist nicht mal eben plakativ und einnehmend zusammengefasst. Die Serie ist vielmehr eine Ansammlung an Erzählungen aus verschiedenen Leben und Zeitebenen, die auf gewisse Weise miteinander verbunden sind. Im Zentrum steht aber vor allem Yoo Seong-ah, eine junge Frau, die sich mit ihrem Sohn in der wunderschönen Waldpension von Jeon Yeong Ha einmietet. So weit, so normal. Dann kommen erste Ungereimtheiten auf, die den Inhaber zum Nachdenken bringen – und über kurz oder lang ein ziemliches Durcheinander anrichten sollen.

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Leider wirkt die Handlung selbst nach den acht Episoden und dem kompletten Wissen um Hintergründe und Beziehungen der Figuren nicht ganz ersichtlich. Die zeitlichen Sprünge sowie die damit verbundenen Figurenkonstellationen verwirren manchmal. Auch ist das Handeln der Figuren nicht immer zu ergründen. Und damit meine ich nicht etwa psychisch kranke Charaktere, die irrational handeln – das passt ja letztlich zu ihnen. Vor allem die beiden Hauptfiguren handeln teilweise unbeholfen folgsam. Vor allem Jeon Yeong Ha ist mir häufig viel zu passiv (wovon lebt er eigentlich genau, wenn er sein Haus kaum vermietet?!), lässt Dinge über sich ergehen, um dann in der nächsten Szene total impulsiv zu agieren. Nicht nur bei ihm fühlt sich die Motivation oftmals inkonsequent an. Mal ist etwas DAS K.O.-Kriterium und später fällt es nicht mehr ins Gewicht. Yoo Seong-ah ist in einer Szene sichtlich und über einen längeren Zeitraum von Krach gestört, setzt aber erst zwei Szenen später griffbereite Noise-Canceling-Kopfhörer auf.

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Was mich auch genervt hat, ist die Polizei. Die ist allgemein zunächst erstaunlich unaufmerksam und inaktiv, was eigentlich größere Auffälligkeiten anbelangt. Zudem wird eine Kommissarin sehr zeitaufwendig als kongeniale „Jägerin“ inszeniert, um dann im Grunde genommen kaum wirklich Besonderes im Verlauf hinzulegen. Da hatte ich deutlich mehr erwartet.

Schön, schön

Aber es gibt auch viel Schönes und Gutes zu sehen. Allen voran eine Psychopathin, die eine gute Bandbreite hinlegt. Schauspielerin Go Min-si stellt die Irre gut da und hat schon was an sich – einen stechenden Blick, eine bittere Kühle, aber auch eine gewisse Eleganz. Das folgende Zitat von ihr hat mich zudem sehr an den Heath-Ledger-Joker erinnert:

„Warum denn so ernst?“ – Yoo Seong-ah

Der zweite Star der Serie ist das tolle Haus. Oder auch die allgemein gut ausgewählten Locations und Sets. Die Bildsprache ist äußerst modern und weiß mit vielen schönen Shots und einigen kreativen Perspektiven aufzuwarten. Hinzu kommt, dass die komplette Serie in scharfer 4K-Auflösung daher kommt. Das macht schon einiges aus. Gefallen hat mir zudem auch, dass es jede Folge einen anders gestalteten Title Screen zu sehen bekommt, der inhaltlichen Bezug auf die Geschehnisse der Episode nimmt.

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In einer Sequenz gibt es zudem eine coole Zeitanzeige zu sehen, die allerdings in Videoframes statt üblichen Zehntel- bzw. Hundertstel-Sekunden dargestellt wird. Keine Ahnung, ob das nun eine bewusste Gaming-Referenz oder schlicht ein Fehler in der Post Production ware. Eine folgene Schussszene war dann leider auch nicht ganz sinnig umgesetzt (um mal konkret zu werden: Das sah überhaupt nicht nach Fehlschuss aus – da hätte er doch auch einfach vorher schießen können, als der Mörder ruckartig nach unten ist? Und wieso wird der Hochkriminelle bitte im Anschluss beinahe alleine gelassen?! Ganz davon zu schweigen, dass der andere dann mit dem Scharfschützengewehr auf einen Meter Distanz ran geht…).

Was mich außerdem hin und wieder gestört hat, ist der Soundtrack. An sich ist dieser ganz gut gemacht, in etlichen Momenten ist er mir aber zu penetrant, laut und vor allem zu früh im Einsatz, was den Aufbau von Spannung anbelangt. Das größte Problem von „The Frog“ ist aber schlicht die Langatmigkeit der Erzählung. Einige Szenen kann man für sich bereits gut kürzen, vor allem holt die Geschichte aber viel zu weit aus, um uns eher irrelevante Dinge zu erzählen. Das hätte man griffiger und vor allem smarter hinbekommen können. Nur ein reizvoller Charakter sowie schöne Sets und Aufnahmen reichen halt nicht aus.

Und die Moral von der Geschicht‘?

Was leider auch nicht ganz klappt (oder über meinen bescheidenen Kopf hinaus geht) ist der pseudo-philosophische Ansatz, der mehrfach angebracht wird. Die „Wenn ein Baum im Wald umfällt und niemand da ist, macht er ein Geräusch“-Frage wird mir zum Ende hin nicht treffend genug aufbereitet. Die Erklärung bezüglich des Titel-gebenen Frosches gefällt mir da schon deutlich besser, nur leider springt dieser in der Serie recht willkürlich über den roten Faden hinweg. Hin und her.

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Und dann wäre da noch der Hinweis, auf das zu achten, das fehlt. Hier fehlt: Dynamik, Konsistenz, Logik sowie emotionale Verbundenheit. Letztlich machen zu viele Hauptfiguren einfach einen zu schlechten Job, eine emotionale Verbindung zum Zuschauenden zu etablieren. Da habe ich letztlich mehr Mitgefühl mit einem lediglich wenige Minuten zu sehenden Wäscherei-Inhaber als mit dem jede Folge zu großen Teilen eingeblendeten Pensions-Inhaber. Man fiebert letztlich mit niemandem so richtig mit.

Zum Ende hin wird dann aber wenigstens einiges besser. Die ganz große „Wow!“-Offenbarung und den super zufriedenstellenden Abschluss gibt es zwar nicht, aber immerhin gibt es noch so etwas wie einen Twist sowie etwas Spannung bzw. endlich mal eine höhere Taktung, was die Geschehnisse anbelangt. Letztlich bleibt am meisten hängen, dass man das eigene Leben vielleicht aus einer anderen Warte aus betrachten und nicht jedes zufällige Schicksal als selbstbegründet erachten sollte.

Leider konnte „The Frog“ mich nicht wirklich überzeugen. Alle drei Schlagworte „Düster • Mystery • Psychospiel“ wurden mir nicht gut genug umgesetzt. In Ansätzen gibt es einige gute Ideen zu sehen und vor allem können die weibliche Hauptfigur, die Sets und die visuelle Darstellung punkten, letztlich bleibt es mir aber zu lose in der Erzählung. Vor allem die zeitlichen Ebenen wirken im Nachgang betrachtet beinahe überflüssig und einige Verbindungen und Handlungen an den Haaaren herbei gezogen. Letztlich gehe ich mal auf wohlwollende drei Kronen, weil es an sich eine gut aufgemachte Dramaserie ist. Aber in sechs Folgen und mit einem griffigeren Drehbuch wäre deutlich mehr drin gewesen.

Bilder: Netflix / limhyoseon

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