Mit einer Doppelfolge kehrt „The Good Doctor“ in die 4. Staffel zurück, und es ist eine ganz besondere Doppelfolge. Sie schließt nämlich nicht an die Handlung vom großen Staffelfinale an, als ein Erdbeben nicht nur die Region rund um das St. Bonaventure Hospital erschütterte, sondern auch die Leben vieler Hauptfiguren. Vielmehr haben die Showrunner aus Aktualitätsgründen eine Doppelfolge zum Thema Corona der Staffel vorangesetzt. Über Infotafeln zu beginn beider Teile werden wir darauf hingewiesen, dass es sich die fiktive Erzählung einer realen Bedrohung handelt und dass der in beiden Folgen gezeigte Kampf heute noch geführt werde. Nach dem Appell, dringend eine Maske zu tragen, startet dann Staffel 4.
Das Team ist weiterhin zusammen aktiv, kämpft gemeinsam an mehreren Stellen gegen das Corona-Virus. Die Handlung wird über mehrere Wochen erzählt, so dass es Showrunner Mike Listo, der gleich mal beide Folgen geschrieben hat, gelingt, die Tragweite der Auswirkungen der Pandemie recht eindrucksvoll abzubilden. Er nimmt uns mit auf eine COVID-Station, zeigt die dramatischen Krankheitsverläufe, die harten Entscheidungen, Angehörige nicht auf die Stationen zu lassen, die Auswirkungen auf das medizinische Personal und die Gefahr, die auch für diese Mitarbeiter:innen täglich vorherrschen. Zugegebenermaßen ist es etwas anstrengend, sich diesen Gegebenheiten eineinhalb Stunden auszusetzen, aber es vermittelt so ansatzweise ein Gefühl, wie anstrengend und belastend es sein muss für die wirklich Betroffenen. Mike Listo musste aus meiner Sicht diesen Weg wählen, um die Dramatik und die Herausforderungen spürbar zu machen.
Drumherum strickt er auch ein paar persönliche Geschichten: Die gerade erst entstandene Beziehung zwischen Shaun und Lea wird durch das Social Distancing direkt auf die Probe gestellt, Park muss sich zwischen medizinischer Verantwortung und Familie entscheiden, Dr. Glassman leidet im Home Office und unterzieht so unfreiwillig die Beziehung zu seiner Frau unter einer Belastungsprobe, und Dr. Browne versucht immer noch den Tod von Dr. Neil Melendez zu verarbeiten – der erfreulicherweise nochmal einen Gastauftritt in beiden Folgen hat.
Insgesamt hat Mike Listo also ein durchaus realistisches Abbild dessen geschaffen, was uns alle seit mehr als einem Jahr bewegt. Selbst in Details hat er vieles aufgezeigt, was wir selbst schon erlebt haben oder was wir aus Erzählungen von anderen kennen. Brauchen wir das jetzt aber wirklich bei einer fiktionalen Serie, die eigentlich auch unterhalten soll? Die eine Fraktion wird sagen, dass ihnen Masken & Co. im Alltag schon reichen, die andere wird sagen, dass es wichtig ist, Corina auch in Serien zu thematisieren und die Dimensionen zu beleuchten. Ich gehöre bekanntlich zum letzten Teil (siehe mein Kommentar hier) und habe mich somit über die wirklich anstrengenden zwei Folgen gefreut.
PS: Zur Beruhigung aller sei gesagt: Corona wird jetzt nicht die ganze Staffel bestimmen – insofern nochmal mehr ein cleverer Schachzug, das Thema prominent an den Anfang der Staffel zu stellen, um dann die eigentlich erwartete Handlung nach dem Finale von Staffel 3 weiter zu erzählen.
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