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Serienende mit Zeitsprung

Review: „The Good Doctor“ – Staffel 7 (Serienfinale)

2. August 2024, 18:59 Uhr

Noch einmal zehn Episoden haben die Fans von „The Good Doctor“ zum Abschluss der Serie erhalten: Staffel 7 nimmt uns Zuschauer:innen noch ein letztes Mal mit ins San Jose St. Bonaventure Hospital und gönnt uns ein paar Überraschungen. Insgesamt bekommen wir einen soliden, würden Abschluss nach insgesamt 126 Episoden in knapp sieben Jahren.

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In gewisser Weise schließt sich mit den Geschichten, die uns die Showrunner David Shore und Liz Friedman zum Ende liefern, auch der Kreis für viele Charaktere aus der Serie, allen voran natürlich für Dr. Shaun Murphy, nach wie vor großartig gespielt von Freddie Highmore. Er bekommt neue Kolleg:innen zugeteilt, die noch Medizin studieren und für Shaun einfach zu wenig Wissen mitbringen. Allen voran ist er genervt von Charlie Lukaitis, die wie Shaun autistische Züge an sich hat. Shaun kommt mit der Arbeits- und Verhaltensweise von Charlie nicht zurecht, und auch alle Tipps der Kolleg:innen bringen ihn nicht wirklich weiter. Damit spiegelt David Shore natürlich prima die Anfänge der Serie, als Shaun mit seiner direkten Art oft aneckte und von den Kolleg:innen erst einmal akzeptiert werden musste. Dazu gehörte auch Claire Brown, die glücklicherweise zum Ende der Serie noch einmal zurückkehrt, allerdings als Patientin. Sie kommt mit einem komplizierten Fall zu den alten Kollegen, gleichzeitig flammt auch eine frühere komplizierte Beziehung wieder auf. Auch hier schließt sich ein Kreis.

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Apropos komplizierte Fälle – hier gelingt es dem Autor:innen-Team wieder sehr gut, herausfordernde Fälle zu präsentieren, die einen zum Nachdenken bringen und das Team vor den einen oder anderen Konflikt stellt. Prima finde ich, dass das Für und Wider der Fälle nach wie vor ausführlich und nachvollziehbar diskutiert wird und man so die Beweggründe aller Beteiligten für die eine oder andere Entscheidung nachvollziehen kann. Dabei spielen die Autor:innen auch immer wieder mit Klischees, Rollenbildern und Vorurteilen, bei denen man sich hier und da selbst ertappt fühlt. Das hat „The Good Doctor“ vor allem in den letzten Staffeln ziemlich perfektioniert.

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Am Ende gibt’s dann sogar ein medizinisch-moralisches Dilemma, vor dem das Team steht. Shaun möchte Claire mit einer Maßnahme retten, die an sich schon ungewöhnlich genug ist. Er kann’s aber nicht umsetzen, weil die FDA die Genehmigung verweigert. Also möchte er sich über diese Grundsätze hinwegsetzen und es auf eigene Faust probieren, was seine medizinische Karriere beenden würde. Die Diskussion über diese alles zu Fall bringende Maßnahme wird klugerweise in jenem Konferenzraum geführt, in dem für Shaun am San Jose St. Bonaventure Hospital alles begann; ein toller Ansatz, der auch bei Hauptdarsteller Freddie Highmore gut ankam: Es sei eine surreale Erfahrung gewesen, die den Kreis schloss und die ihm „vor Augen führte, wie weit wir in der Serie gekommen sind“, wie er gegenüber The Wrap sagte. „Ich fand es wirklich schön, ihn an den Ort zurückzuschicken, wo Glassman am ersten Tag für ihn gekämpft hat und er für sich selbst gekämpft hat, damit sein Geist wieder dort ist und damit unsere Gedanken am Ende der Serie wieder dort sind“, ergänzt in dem Interview David Shore.

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Auch hier inszeniert David Shore die ganze Situation ziemlich perfekt – übrigens im wahrsten Wortsinne, denn die letzte Folge hat er nicht nur nochmal mit geschrieben, sondern dann auch inszeniert. Der Kunstgriff, den Shore am Ende nutzt, ist dann auf alle Fälle diskussionswürdig: Er lässt die verbotene Maßnahme von jemandem durchführen, der sowieso nichts mehr zu verlieren hat. Ob das moralisch, ethisch und medizinisch alles so in Ordnung ist, darf nach der Folge von uns Zuschauer:innen ausgiebig disktuiert werden.

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Ein bisschen Dramatik gibt’s zum Ende auch noch: Dr. Aaron Glassman versucht eine junge Patientin zu retten, die ihn an seine an einer Überdosis verstorbene Tochter erinnert. Das Thema Drogenkonsum kommt also ebenso nochmal aufs Tableau wie das Thema Religion, bei dem sich das Autor:innen-Team dazu entscheidet, dafür sogar eine Figur aus dem erweiterten Hauptcast zu opfern. Auch Shaun muss mit einem möglichen Verlust in seinem direkten Umfeld kämpfen – das war fast vorhersehbar, ist aber ebenfalls ganz charmant gelöst. Wenn Shaun mit seiner Familie unterwegs ist und sich an seinen Mentor zurückerinnert, ist das schon recht rührend.

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Klug gewählt ist aus meiner Sicht der Zeitsprung am Ende der Folge, wenn wir zehn Jahre später sehen, wie es den Akteur:innen ergangen ist. Es gibt jetzt eine Dr. Aaron Glassman Stiftung, die von Claire und Shaun geleitet wird, außerdem hat sich Shauns Familie nochmal vergrößert. Auch in der Phase versucht das Autor:innen-Team nochmal die großen Themen mit einzubringen, indem Dr. Audrey Lim beispielsweise beschließt, als Ärztin in die Ukraine zu gehen, um dort zu helfen. Das war mit dann schon ein bisschen zu viel des Guten. Trotzdem muss man David Shore und Showrunnerin Liz Friedman für diese letzte Staffel und den Serienanschluss loben. Serienfinals sind ja immer eine heikle Angelegenheit, aber Shore und Friedman bringen das hier wie gesagt sehr solide und schlüssig zu einem überzeugenden Ende. „Ich bin traurig, dass die Serie zu Ende geht, aber ich bin froh, dass wir genug Vorlaufzeit hatten. Wir konnten uns anpassen und ein wahres Finale machen. Ich bin sehr zufrieden damit, wie wir die Serie abgeschlossen haben“, sagt dann auch entsprechend Liz Friedman gegenüber Variety. Für die Vorbereitung auf das Finale haben sich beide auch nochmal die premierenfolge und das Staffelfinale der ersten Season angesehen – diese Geschichten mit Shaun und Glassman wollten beide im Serienfinale nochmal spiegeln und verarbeiten. Dazu empfehle ich das schon verlinkte Variety-Interview für mehr Hintergründe zum Serienfinale.

Wer sich die 7 Staffeln in Zukunft vornimmt, wird also eine stimmige, runde, unterhaltsame und teilweise kontroverse Serie vorfinden, die viel Gutes liefert und sich nur ganz wenige Schwächen leistet. Beste Voraussetzungen für ein Rewatch, würde ich sagen.

Bilder: ABC

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Freitag, 2. August 2024, 18:59 Uhr
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