Das letzte Review zur ersten Staffel von “The Last Kingdom” ist schon eine Weile her. Ich habe die restlichen Folgen aber auch erst im Urlaub gesehen, neben dem lesen eines kleineren Buches. Von daher ist mein Eindruck noch recht frisch und vollständigkeitshalber möchte ich die erste Staffel dann doch noch mit einem Review abrunden. Zudem ist seit einigen Tagen die erste Staffel auch in Deutsch bei Netflix zu sehen – ich habe mal in die erste Folge reingesneaked, die Synchro scheint völlig in Ordnung.
Wer sich die Staffel also noch reinziehen möchte, der sollte nun nicht mehr unbedingt weiterlesen, da ich hier und da doch auf relevante Ereignisse eingehen muss. Es war nämlich nicht alles Gold was glänzt.
Handlung
Uhtred, Sohn Uhtreds von Bebbanburg, wird als Kleinkind von den Dänen entführt und wächst zunächst als Gefangener und Haushaltsgehilfe, später als anerkannter Sohn und Teil der Familie Ragnar Ragnarsons auf und nimmt so die Lebensweise der Dänen an und versteht sich auch als solcher. Uhtreds Vater kam im Feldzug gegen die Dänen, die im Anschluss an die folgenden Schlachten den gesamten Norden Englands beherrschten, ums Leben und seitdem herrscht Uhtreds Onkel über die Lande Bebbanburgs. Wäre Uhtred nicht von den Dänen entführt worden, wäre er wohl der Machtgier seines Onkels zum Opfer gefallen. Neben Uhtred wächst eine weitere entführte Sächsin, Brida, bei den Ragnarsons auf. Ein paar Jahre später, beide sind erwachsen geworden, kommt bis auf den ältesten Sohn, Ragnar der Jüngere, die gesamte Familie in einem Feuer um. Hierbei handelt es sich um einen persönlichen Rachefeldzug eines untergebenen Kriegers, der sich mit den Mannen um Uhtreds Onkel zusammengetan hat, um seinerseits sicherzustellen, dass von Uhtred keine Gefahr mehr ausgeht. Brida und Uhtred waren aber zum Zeitpunkt des Überfalls nicht im Hause, so überlebten sie diesen feigen Anschlag. Allerdings verbreitet sich das Gerücht, dass Uhtred hinter dem Anschlag steckt und von nun an steht Uhtred zwischen den Stühlen, wem fühlt er sich mehr verbunden, seiner Familie oder seiner Herkunft? Dies ist auch der rote Faden der ersten Staffel und gibt so den inhaltlichen Rahmen vor.
Da er bei den Dänen nicht sicher ist, schließt er sich König Alfred von Wessex an, der alle sächsischen Völker vereinen will, um die englische Nation zu gründen und unter einer Krone (seiner) zu einem Sieg gegen die Dänen zu führen. Es kommt dabei immer wieder zu Auseinandersetzungen zwischen den Kriegern aus Wessex und den Dänen bis es in der letzten Folge zu der großen Schlacht kommt.
In der Zwischenzeit besteht die Aufgabe Uhtreds hauptsächlich darin, den Sachsen die dänische Kunst des Krieges beizubringen. Unterstützt wird er dabei von Leofric, der nach und nach zu seinem besten Freund wird. Viel von diesen Trainings sieht man aber nicht, da Uhtred eigentlich die meiste Zeit mit sich selbst und seinem eigenen Rachefeldzug beschäftigt ist. Und seiner Persönlichkeitsfindung. Und seinem Misstrauen gegenüber allem, was mit Wessex zu tun hat. Und vor allem mit seiner Abneigung gegenüber dem katholischen Glauben. Was dann auch schlussendlich zum Bruch mit seiner sächsischen Ehefrau Mildrith führt. Brida war im Übrigen zwischendurch zu den Dänen übergelaufen und heiratete Ragnar den Jüngeren, da sie sich von Anfang mehr mit der dänischen Lebensart identifizieren konnte als mit der sächsischen. Das Band, welches die Drei von Anfang an verband, hielt dabei aber über alle Episoden hinweg.
Die finale Schlacht führt dann auch schlussendlich zum entscheidenden Sieg der Sachsen über die Wikinger, da die Sachsen die Kriegstechniken der Dänen zur Perfektion geführt haben und die Dänen mit ihren eigenen Waffen und dem Glauben an Gott schlagen konnten. Zudem kamen König Alfred auch Truppen aus den anderen Königreichen zur Hilfe, der erste Schritt zu einer gemeinsamen Nation.
Am Ende sieht man dann Uhtred alleine dem Sonnenuntergang und seiner persönlichen Fehde mit seinem Onkel entgegen reiten, die dann wohl inhaltlich die zweite Staffel schwerpunktmäßig vorgeben wird.
Fazit
Am Ende war ich von der ersten Staffel nicht unbedingt gehyped, aber zufrieden, denn die acht Folgen der ersten Staffel konnten schon gut unterhalten. Die schauspielerische Leistung der Hauptdarsteller war ok bis hervorragend. Leider fällt hier Alexander Dreymon als Uhtred etwas ab, ich empfand seine Art und Weise hier und da als zu naiv, zu ungelenk und manchmal auch etwas zu dilettantisch, vielleicht zu hart, ok, dann nenne ich es unpassend. Dennoch litt die Geschichte, die anhand dieser Figur erzählt wurde, keine Sekunde unter dieser etwas abfallenden Verkörperung der Hauptfigur.
Das lag vor allem an dem Cast drum herum, jeder würde jetzt wahrscheinlich David Dawson als König Alfred erwarten, aber ich nenne zuvorderst Adrian Bower als Leofric. Der zum best buddy Uhtreds im Laufe der Staffel aufgebaut wurde. Hier stimmte die Chemie von Anfang an, die kleineren Scharmützel untereinander waren wunderbar anzusehen umso mehr schmerzt sein Verlust, denn Leofric stirbt als einer der ersten in der großen Schlacht. Diese Verbindung der Beiden, das glorreiche Doppel in vielen Szenen und seine freundschaftliche Loyalität in schweren Zeiten wird in der zweiten Staffel definitiv fehlen. Andererseits ist dies auch eine Möglichkeit für Dreymon, aus dem schauspielerischen Schatten seines Companion herauszutreten. Der Figur Uhtred wäre das wohl nicht abträglich.
Die kriegerischen Auseinandersetzungen waren eher von kurzer Dauer und ich empfand es auch nicht als schlüssig, dass die Sachsen in der finalen Schlacht die Oberhand behielten. Wie gesagt, die Ausbildung der sächsischen Heere war kaum Gegenstand der Szenen oder auch nur der Dialoge. Zudem kämpften die sächsischen Heere auch das erste Mal zusammen und dann gleich so (taktisch) erfolgreich? Aber womöglich ist das Band als ein gemeinsames Volk in Verbindung mit dem Glauben an die eigene Religion dann doch stärker als die Kampfkraft der Dänen.
Was über die gesamte Laufzeit der Staffel positiv anzumerken ist, ist die Tatsache, dass Frauen in der Staffel nicht nur Beiwerk waren sondern eigenständig agieren konnten und jede für sich wichtig für die Handlung waren. Etwas übertrieben fand ich aber den Handlungsstrang um die dritte Frau im Bunde, neben Brida und Mildrith, die Uhtred bei einem Überfall auf eigene Kosten in einem fremden Königreich „entdeckte“ und sich gleich in sie verliebte. Iseult, so ihr Name, hatte zudem magische Kräfte und am Ende eine wichtige Szene. Sie wird nämlich von einem Kriegerhäuptling der Dänen geköpft und lachend vor der Schilderwand, hinter der Uhtred steht, präsentiert. Dies führt im Endeffekt zur Wendung in der Schlacht, da ab hier die innere Unschlüssigkeit Uhtreds aufgelöst wird, er vollzieht die finale Wandlung zum Sachsen und der Abkehr von seiner dänischen „Herkunft“.
Dies führt dann auch äußerlich zu Heldentaten. Wie ein Wahnsinniger springt Uhtred über die eigene Schilderwand und vollzieht einen interessanten Dreisprung: er fliegt über die Zone zwischen beiden Heeren, springt auf die Schilderwand der Dänen, vollzieht einen Looping und landet in Stoßrichtung zum Übeltäter. Weniger Sekunden und viele dänische Leichen später fällt erst der Übeltäter und dann kurze Zeit später auch das gesamte dänische Heer. Klar!
Das ganz war schon sehr übertrieben und out of the case. Auch die grds. Story um Iseult war nicht immer wirklich passend, ich weiß jetzt nicht, ob auch in den Originalbüchern eine solche Figur vorkommt. Wenn nicht, ist die Nähe zu Melisandre aus „Game of Thrones“ dann doch zu offensichtlich. Ein wenig Talisa habe ich in ihr auch noch gesehen.
Die erste Staffel hatte ihre starken Episoden und auch einige schwächere. Der Abschluss der Staffel ist dann aber schon versöhnlich, da endlich die innere Zerrissenheit Uhtreds aufgelöst scheint, was an der ein oder anderen Stelle in Verbindung mit seiner Abneigung der Religion gegenüber schon recht nervend war.
Alles in Allem kann man die erste Staffel aber schon empfehlen, wer auf historisch fiktionale Stoffe steht. Die zweite Staffel verspricht für mich sogar die grds. spannenderen Handlungsstränge, da die Auseinandersetzungen mit den Dänen zwar auf der Dialogebene ergiebig waren aber visuell eher nur beiläufig umgesetzt wurden. Wir hätten hier noch die Fehde mit seinem Onkel und den Kampf um sein Erbe, die familiäre Rache auf der dänischen Seite, denn Brida und Ragnar der Jüngere haben die Schlacht ebenso überlebt und befinden sich in Wessex in Gefangenschaft. Zudem enthüllt der Mörder von Iseult, dass die totgeglaubte Schwester Ragnars und wenn man so will, auch Uhtred, noch am Leben ist. Wird Uhtred sie finden? Wird Uhtred sein Erbe zurückerobern? Was passiert mit König Alfred und seinem Traum vom vereinten Königreich? Jetzt wo die Dänen geschlagen sind.
Ich bin gespannt, wo die Autoren den Schwerpunkt in der zweiten Staffel setzen werden.
Fotos: BBC
Was ich noch erwähnen möchte, dass Vikings ja nahezu den gleichen Stoff erzählt nur aus der Sicht der Wikinger.
Schön ist auch die andere Umsetzung des Themas. Bei Vikings wird weniger „kühl“ erzählt, sondern es fließt hier deutlich mehr der Glaube und somit auch der Mystizismus ein.
Last Kingdom war gut, Vikings ist besser :-)
Grds. stimme ich dir zu. Wobei ich den Ansatz bei Vikings etwas anders verstehe. Aber wenn man sich zwischen beiden Serien entscheiden müsste, würde ich auch Vikings nehmen.
Gottseidank leben wir in Zeiten sich seriell nicht entscheiden zu müssen.
?
Wenn ich Marco Polo durch habe und die letzte Staffel von Warehouse13, die ich ganz und gar im DVD player liegend vergessen hatte, und die nur zum Vorschein kam, weil wir gestern die erste Folge von Mork vom Ork geschaut haben, gesehen habe, dann schau ich da mal rein. The Magicans interessiert mich ja mehr aber die ist ja noch nicht auf deutsch verfügbar und erst eine Folge. :)
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