Letzte Woche ist ja die Premiere der 3. Staffel von „The Last Ship“ ausgefallen – als Reaktion auf den Anschlag in Orlando. Dabei ist mir aufgefallen, dass wir zur 2. Staffel noch gar nichts gemacht hatten. Jonas hatte ja seinerzeit über die ziemlich vollgepackte Pilotfolge berichtet. Ich hatte die Serie seitdem fleißig weiterverfolgt, wobei ich damit nicht sagen möchte, dass ich sie richtig super finde. Es ist vielmehr so wie bei Unfällen oder Unglücken: Man kann nicht hinschauen, man kann aber auch nicht wegsehen. Von daher habe ich mich auch durch Staffel 2 gearbeitet.
Jonas hatte im Pilot-Review schon die Frage gestellt, was denn nach dem Piloten eigentlich noch kommen könnte. Die Folge wirkte echt wie ein einziger, episch langer Trailer. Sie war so vollgepackt, dass der Inhalt eigentlich für drei, vier weitere Folgen gereicht hätte. Und wo hat man das schon, dass in der ersten Folge einer Serie direkt eine Atombombe abgeworfen wird? Naja, wie auch immer: Auch in Staffel 2 fährt die U.S.S. Nathan James natürlich nicht in ruhigere Gewässer, im Gegenteil. Von russischen Feinden und skrupellosen Rebellen über knallharte Action auf Bohrinseln und mit U-Booten bis zu patriotischen Extravaganzen ist wieder alles dabei.
Der Anfang machte eigentlich einen ganz guten Eindruck: Die Drew ist in Baltimore an Land gegangen und sieht sich dort einer rücksichtslosen Regierung ausgesetzt, die gnadenlos Menschen entsorgt. In dem Riesenwirrwarr aus Menschengruppen findet Captain Tom Chandler natürlich ausgerechnet seine Familie wieder. Vater und Kinder leben noch, nur seine Frau hat’s nicht geschafft. Auch die nächsten Winkelzüge der Gruppe auf dem Weg raus aus Baltimore sind durchaus nett gemacht und haben einen gewissen „Falling Skies“-Charme (als die Serie noch gut war). Schlimm wird’s dann erstmals so richtig, als sich Chandler entscheiden muss, ob er bei seinen Kindern oder bei seiner Crew bleibt. Also: Welt retten oder darauf hoffen, dass die Welt schon irgendwie gerettet wird. Klar, er entscheidet sich für „Selbermachen“, flankiert durch eine ziemlich vor Patriotismus triefenden Situation, als er am beschädigten Haus erstmal seine USA-Fahnen wieder aufhängen muss.
Danach gibt’s die schon beschriebene übliche Michael Bay-Action, mitunter nett gemacht, aber immer wieder mit hohem Fremdschämfaktor, wenn’s in die militärischen Dialoge geht oder familiäre Dinge geklärt werden müssen. Einige Beispiele:
Ich habe nicht vor, in Baltimore zu sterben. Sie haben die Wahl: Prozess oder Beerdigung.
Eine Ansage des Captains aus den ersten Folgen in Baltimore. Oder, die Crew, nachdem sie ein Schiff entdeckt hat und durchsucht:
Nahrung? Medikamente? Besser: Waffen. Unser Schiff ist eine Fregatte, gebaut um zu kämpfen – wie wir.
Oder, nachdem man das U-Boot besiegt hat:
Jetzt holen wir uns Amerika.
Schlimm wird’s dann sobald der aktuelle US-Präsident an Bord ist. Hier kann die Patriotismus-Flagge natürlich nochmal ordentlich geschwenkt werden, das ist dann aber auch schon fast zu viel des Guten.
Die Rede Ihres Lebens, Mr. President.
Und letztlich:
Heilen wir nun diese großartige Nation.
Heroische Momente werden zudem natürlich in Zeitlupe gezeigt: Wenn die Patronen an Deck aufgefegt werden müssen, oder Blut aufgewischt wird. Glücklicherweise baut man ein ziemlich spanenden Kampf zwischen dem Kriegschiff und einem U-Boot ein, der in bester „Das Boot“-Manier inszeniert ist – kann man sich definitiv anschauen.
Am Ende geht natürlich alles gut – fast jedenfalls: Das offene Ende ließ damals schon durchblicken, dass „The Last Ship“ auch in eine dritte Runde gehen würde. Und an der Stelle sind wir ja jetzt. Ich bin gespannt.
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