Staffel-Fazit
„I Live Here Now“ ist nochmal eine starke Folge zum Abschluss der Staffel, wenn auch mit dem schlechtesten der möglichen Abschlüsse. Ich hätte mir alle anderen Absprünge lieber gewünscht als das, das war mir zu sehr heile Welt. Jetzt wissen wir ja schon, dass es noch eine dritte Staffel geben wird, und vielleicht ist Kevin ja doch gestorben und er hat den Rest nur geträumt. So hat die Staffel ansonsten wenig offen gelassen für eine Fortsetzung, vor allem, wenn man weiß, dass Tom Perrotta und Damon Lindelof als Showrunner schon gesagt haben, dass sie den wahren Grund für das Verschwinden der Menschen nicht verraten werden – und auch nicht, wohin sie verschwunden sind.
Ansonsten muss man sagen, dass sich die Staffel vom Anfang bis zum Ende enorm gesteigert hat. Nach den ersten Folgen war ich schon etwas enttäuscht, vor allem auch, weil ich – im Gegensatz zu vielen anderen – die erste Staffel ziemlich stark fand. Dann kamen noch die vielen Zwischentöne mit den sehr unterschieldich angesetzten Folgen dazu: Eine gewisse Zeit der Handlung wurde mehrfach aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt, ehe es linear weiter ging. Doch spätestens ab der Mitte der Staffel gab es wirklich viele Highlights zu entdecken – da waren tolle Folgen dabei, mit einem wirklich stark spielenden Justin Theroux.
Der hatte auch eine Menge zu tun – vom relativ gelösten Kevin, der im scheinbar sicheren Jarden ankommt, über den von Patti verfolgten Kevin, der schließlich sogar bereit ist zu sterben, um Patti loszuwerden, bis zum wiederauferstandenen, gereiften, klaren Kevin. Gut gefallen haben mir auch die Andeutungen in Richtung Nora, dass sie mit dafür verantwortlich sein könnte, dass Menschen verschwinden. Erst ist es ihr Haus, dass in Verdacht gerät, dann sie selbst – das war schon ganz gut gemacht. Aus der Familie Murphy haben mich nur die Kinder Evie und Michael überzeugt, Johns Selbstjustiz-Ausflüge waren ein bisschen zu viel. Laurie und Tom auf die gewählte Art nochmal in die Serie zurückzuholen, fand ich auch gut gelöst, ebenso die dadurch entstehende Verbindung zu Meg, die nochmal ein paar große Auftritte hat und wieder gut gespielt wurde von Liv Tyler. Die große Überraschung am Ende der vorletzten Folge und die Nahtod-Folge von Kevin waren für mich die beiden Highlights der Staffel.
Zum Soundtrack muss ich natürlich auch nochmal was sagen: Hier war ich zunächst enttäuscht über den neuen Vorspann, der einen Country-Folksong zum Thema hatte statt der Musik von Max Richter. Auch in der Serie nahmen dann alltägliche Popsongs einen großen Platz ein, wenn es auch oft geschickt so verpackt wurde, dass die Musik zunächst eingespielt wurde, dann aber Teil einer Radiosendung wurde, oder über den MP3-Player lief oder sowas in der Art. Max Richters Score, der meiner Meinung nach perfekt zur Serie passte, wie man an der ersten Staffel gesehen hat, trat zunächst weit in den Hintergrund, was ich sehr bedauerlich fand. Im Laufe der Serie bekam aber auch dieser Score mehr Raum, was der Staffel meines Erachtens auch sehr gut getan hat.
Insgesamt eine gelungene Staffel, die sehr gut anzusehen war. Natürlich anders und aus meiner Sicht nicht ganz so überzeugend wie Staffel 1, aber sicher dennoch empfehlenswert.
Mist, ich hätte mir nach Beendigung der Staffel aufschreiben sollen, was ich alles gut/nervig fand – nun will es mir nicht mehr einfallen. Insgesamt empfand ich die Staffel jedenfalls als Quantensprung im Vergleich zur langweiligen und herunterziehenden ersten Season. Noch immer nicht perfekt, aber deutlich angenehmer und stringenter zu schauen (auch wenn es noch immer einiges an Effekthascherei und Brüchen gab).
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