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Wie beendet man eine Serie, die einen so spannenden Ansatz hat wie „The Leftovers“? Bekanntlich startete die Serie mit der Annahme, dass am 14. Oktober 2011 von einer Sekunde auf die andere 2 Prozent der Weltbevölkerung einfach verschwanden. Jetzt lassen wir einmal außen vor, dass das mutmaßlich größere Konsequenzen nach sich ziehen würde als in der Serie thematisiert (Denken wir an Piloten, Mitarbeiter in Kernkraftwerken, hochrangige Politiker etc.) – dennoch hat „The Leftovers“ drei Staffeln hindurch sehr eindrücklich erzählt, wie eine Welt nach einem solchen Ereignis aussehen könnte.

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Menschen, die sich in diesen Sachverhalt hineinsteigern, in besonderem Maße davon betroffen sind, ihn zu einem Kult hochstilisieren, die einfach verrückt werden bei dem Gedanken, dass jemand aus der engsten Familie (oder wie im Fall von Nora die gesamte Familie) einfach verschwindet – die Ungewissheit kann sich in vielen Varianten ausrücken, und das so nachhaltig und eindrücklich abzubilden, ist eine Leistung, die man Damon Lindelof und Tom Perrotta hoch anrechnen muss; insbesondere dann, wenn man bedenkt, dass gerade die Fortsetzung der ersten Staffel nicht auf einer Literaturvorlage beruht, sondern von den beiden weitergedacht werden musste. Was zeigt man, was erklärt man? Natürlich wollte vermutlich jeder wissen, warum die 2 Prozent verschwunden sind. Und was mit den 2 Prozent passiert ist. Vor dieser Frage dürften auch Damon Lindelof und Tom Perrotta gestanden haben, als sie das Serienfinale konzipierten.

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Ich finde, sie haben dabei recht kluge Entscheidungen getroffen. Da ist zum Beispiel die Welt der „Untoten“ so, nenne ich sie jetzt mal, durch die sich Kevin kämpfen muss. Das hat mich gerade zum Ende der Staffel ehrlich gesagt etwas verwirrt, machte für mich im Nachgang allerdings wirklich Sinn. Einen ganz besonderen Serienmoment haben die beiden dann aber tatsächlich mit der letzten Folge geschaffen. Nora hatte ja versucht, mittels einer Maschine in jene Welt zu reisen, in der sie ihre Familie vermutet. Sie setzt sich gegen alle Bedenken durch und benutzt die Maschine. Was sie dort vorfinden könnte – oder ob sie überhaupt etwas vorfinden kann, wurde ja in den Folgen davor zunächst nicht aufgelöst. Zu Beginn der letzten Folge sehen wir jetzt wieder eine Nora, die merklich gealtert ist. Sie lebt in Australien ein einfaches Leben und erfährt, dass sie ein Mann namens Kevin sucht. Es ist natürlich unser Kevin, der vorgibt, sich zwar an Nora zu erinnern, allerdings nur an die Zeit aus deren Schulzeit. Ab diesem Moment setzen Damon Lindelof und Tom Perrotta auf ganz viel Gefühl – und auf ihre beiden Hauptdarsteller Justin Theroux und Carrie Coon. Die beiden zelebrieren das erneute Aufeinandertreffen wie ein erstes, zaghaftes Kennenlernen, erzählen viel über Gestik, Mimik und Symbole. Beide haben eine leidvolle Geschichte hinter sich, beide scheinen heute noch zu leiden – und wir mit ihnen.

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Und dann öffnen Lindelof und Perrotta doch noch einen Spalt breit die Tür zu der Wahrheit hinter dem Verschwinden: Sie sagen, dass es eine alternative Realität gibt, die Nora mittels der Maschine besuchen konnte, in der alles genau anders herum abgelaufen ist. Das heißt, dass hier 98 Prozent der Weltbevölkerung verschwunden sind. Der Rest lebt dort – und damit auch die komplette Familie von Nora, die sich aber unter den neuen Bedingungen zurecht gefunden hat und ihr Leben weitergelebt hat – ohne Nora. Sie beschloss dann, wieder zurückzukehren und sich dort zurück zu ziehen. Am Ende gönnt man uns dann in gewisser Weise doch noch ein Happy End auch wenn das sicher immer noch einen betrüblichen Beigeschmack hat nach allem, was in den drei Staffeln passiert ist. Das Ende hat aber auch gezeigt: Manche Geheimnisse lässt man besser so für sich stehen, man muss nicht immer alles verstehen, alles wissen, alles ergründen.

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Und damit möchte ich noch einmal auf die komplette Serie zurückblicken. Vor etwas mehr als drei Jahren hatte ich die Reviews zur dritten Staffel hier geschrieben, das Serienfinale aber ausgelassen. Ich musste erstmal verstehen, was dieses Finale jetzt mit dieser großartigen Serie macht. Da wir jetzt mal wieder an einem 14. Oktober gelandet sind, habe ich mir nochmal ein Rewatch der letzten Folge gegönnt – und sie macht immer noch Eindruck. Es stimmt einfach sehr viel in dieser Folge wie auch in der gesamten Serie: Die Art, wie erzählt wird, die schauspielerische Leistung, die Inszenierung, der Score – wirklich rundum gelungen, und einerseits jedem empfohlen, sich diese Serie einmal vorzunehmen, oder – wer sie schon kennt – sie noch einmal auf die Rewatch-Liste zu setzen.

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Bilder: HBO

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Mittwoch, 14. Oktober 2020, 17:06 Uhr
ReviewThe Leftovers
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