Während das Bild zunächst für einige Sekunden schwarz bleibt, holt uns eine sympathische weibliche Stimme ab und nimmt uns mit in die wortreiche Welt der wunderbaren Mrs. Maisel.
Wir befinden uns auf einer Hochzeit. Im Mittelpunkt: Midge. Doch das nicht nur, weil sie die Braut auf dieser Hochzeit ist, sondern weil sie eine Rede hält.
„Who gives a toast at her own wedding?“ – Midge
Ja, wer eigentlich hält auf der eigenen Hochzeit einen Toast? Warum Midge? Ganz einfach: Weil sie es kann. Innerhalb der ersten Sekunden lernen wir schon sehr viel über die Frau, die – ohne Zweifel – die Protagonistin der folgenden Geschichte sein wird. Sie ist charmant, sie ist witzig, schlagfertig und scheut sich nicht, das alles ganz offen in raffinierten Wortfolgen zur Schau zu stellen. Genauso wenig, wie wir etwas später erfahren, hat sie Hemmungen, dem Inhaber einer Kneipe immer wieder Brisket, eine Art Bruststück (vermutlich vom Rind) mitzubringen, um für ihren Mann bei den aufführenden Acts am Abend eine bessere Uhrzeit als 1.30 Uhr rauszuschlagen, wenn eh jeder einigermaßen interessierte Zuhörer schon betrunken oder aber gar nicht mehr da ist.
Es ist mittlerweile vier Jahre nach besagter Hochzeit. Die Welt von Miriam „Midge“ Maisel scheint perfekt: Sie und Joel haben zwei Kinder, Joel hat einen Job und bringt das Geld rein, Midge ist Hausfrau, pflegt ein intensives Verhältnis zu ihren Eltern. Viele Abende verbringen die Eheleute in der Kneipe, wenn Joel die Gäste mit seinen Witzen unterhält und Midge das Publikum mit Argusaugen auf ihre Reaktionen prüft. Die Menge mag ihren Mann. Sie fühlt sich unterhalten, lacht und entlässt Mr. und Mrs. Maisel zufrieden in die Nacht.
Doch eigentlich ist alles nur ein einziger Fake: Joels Texte sind aus dem Fernsehen von anderen, guten Comedians geklaut, das Comedian-Dasein ist für ihn aber komischerweise mehr als nur ein Hobby, denn sein richtiger Job gefällt ihm gar nicht. Und mit seiner Sekretärin (Penny Pam!) hat er auch eine Affäre. Hervorgebracht wird dies alles durch einen improvisierten, grottenschlechten Auftritt von Joel, bei dem es Midge einmal nicht möglich war, die Uhrzeit seines Auftritts durch ihre Kochkunst vorzuverlegen. Alles ihre Schuld! Prombt verlässt Joel sie, von jetzt auf gleich, packt ihren Koffer mit seinen Sachen und geht.
„I have to go. I have to leave. I have to leave you.“ – Joel
Und ihre Eltern? Die wollen erstmal wissen, was sie falsch gemacht hat. Ihr Vater habe sie schließlich schon früh gewarnt, dass sie sich keinen schwachen Mann aussuchen soll. Doch so ist es nun: Joel ist weg und sie ist allein. Und plötzlich steht Midge in ihrer Stammkneipe, in der sonst ihr Mann die Auftritte hinlegt, auf der Bühne und lässt ihren Gefühlen so richtig freien Lauf. Und das geht verdammt gut. Okay, bis sie unter tosendem Applaus, aber etwas unfreiwillig die Bühne verlassen muss. Ein Drink mit Kneipendame Susie macht ihr klar, dass sie großesTalent besitzt.
„You should do stand-up.“ – Susie
Der Auftakt von The Marvelous Mrs. Maisel ist mehr als gelungen. Die Pilotfolge ist kurzweilig, dynamisch, unterhaltsam. Rachel Brosnahan als Midge legt eine klasse Leistung hin. Sie ist sympathisch, wickelt uns mit ihrer Ironie und ihrer charmanten Art direkt um den Finger. Doch auch die Nebenfiguren sind super: Tony Shalhoub, der mal nicht in alter Monk-Manier einen zwangsgestörten Detektiv, sondern den klassisch patriarchischen Vater von Midge spielt; Michael Zegen, der Midges feigen, unlustigen Mann verkörpert; und besonders Alex Borstein, bekannt aus Mad T.V., ist als toughe Kneipendame Susie großartig. Das alles in einem Setting der 50er/60er, mit wunderschönen, eleganten Kostümen, aber zu einer Zeit, in der Frauen noch eine ganz andere Rolle in der Gesellschaft und der Familie einnahmen. Und genau deswegen ist es auch so erfrischend, dieser witzigen jungen Frau dabei zuzusehen, wie sie auf der Bühne Tabus bricht und wie sie mit den männlichen Comedians in jeder Hinsicht mithalten kann.
Wer Gilmore Girls kennt und mag, dem wird diese Serie mit Sicherheit gefallen – die Handschrift von Amy Sherman-Palladino ist jedenfalls ganz deutlich zu erkennen. Wir bekommen Wortwasserfälle geliefert, wie wir sie so nur von Familie Gilmore gewöhnt sind. Essen spielt eine große Rolle. Es prasselt eine riesige Ladung Witz und Charme auf uns ein, der unheimlich gut unterhält. Die Kamera umkreist unsere Protagonistin immer wieder so liebevoll, dass wir ihr ganz nah sind. Und die Musik, ja, davon gibt es allein in dieser einen Episode schon eine ganze Menge, so in etwa zwei ganze Hände voll toller Songs der 60er und 70er wie „A Wonderful Day Like Today“ von Johnny Mathis oder „Girls Talk“ von Dave Edmunds.
Fazit: The Marvelous Mrs. Maisel ist ein charmantes Comedy-Drama mit super Besetzung. Ganz zurecht hat Amazon direkt zwei Staffeln der Serie bestellt.
Haben es am Sonntag geschaut und ich war begeistert. Sehr smart inszeniert, lustig, dabei aber durchaus authentisch – fand es sehr schade, dass bislang erst eine Folge verfügbar war. Bin gespannt, ob sie das Niveau über eine Staffel (oder mehr) aufrecht erhalten können!
Ich bin total begeistert von der Serie ..Kann’s kaum erwarten dass es weiter geht 😊Wie gern wär ich mal dabei , beim 🎥 ….Und in der Zeit , grins ☺️
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