Oh, seltsam – irgendwie hatten wir lediglich 2017 ein Review zur ersten Staffel von „The Marvelous Mrs. Maisel“ hier im Blog, ansonsten gab es nur Recaps und Trailer. Das möchte ich dann doch ändern, handelt es sich bei der Amazon Original Serie doch noch immer um eine der hochwertigsten und originellsten Dramedy-Serien unserer Zeit. Das hat auch Staffel Vier (Trailer) bewiesen, die von Februar bis März gelaufen ist. Endlich kam ich auch dazu, diese zu schauen, so dass ich euch meine Staffel-übergreifend und Spoiler-arme Meinung dazu schildern möchte.
Nach der etwas überladenen dritten Staffel war ich ein bisschen „Mrs. Maisel“-müde – trotz der über zwei Jahre Pause (schlechtes Zeichen). Immer mal kam die Idee auf, mit der Staffel zu starten, aber es wurde sich letztlich doch für andere Alternativen entschieden. Doch nachdem ich mich auf die aktuelle Staffel eingelassen hatte, habe ich die acht jeweils rund einstündigen Episoden binnen weniger Tage durchgeschaut (gutes Zeichen).
Allgemein gibt es vieles zu sehen, was die vorherigen drei Staffeln bereits so stark gemacht hatte. Allem voran natürlich die gelungen inszenierte Retro-Welt der 60er Jahre mit tollen Kostümen, schönen Oldtimern und eben diesem gewissen Zeitreise-Gefühl. Dann wäre da der gewohnt pointierte Dialog, der schlagfertig hin und her geht. Kennt man ja schon von Amy Sherman-Palladino in „Gilmore Girls“ damals. Diese Staffel waren erfreulich wenige Szenen dabei, die ich als komplett unauthentisch schnell im Wechsel empfand, vielleicht gewöhnt man sich mit der Zeit aber auch einfach daran, dass alle verdammt keck sind. Letztlich lassen sich in den durchgetakteten Dialogen aber oftmals mehr Gags finden als in den gezeigten Stand-up-Sequenzen.
Dafür gibt es dieses Mal auf der Bühne deutlich mehr zu sehen! Vor allem im neuen Stammladen von Midge – einem illegalen Strip-Schuppen. Doch statt billiger Entkleidungs-Quickies bekommen wir immer aufwendiger gestaltete und teils in abstruse Musical-Sphären abdrehende Bühnenbilder und Erzähl-Korsetts zu sehen. Da musste ich schon einige Male schmunzeln. Aber ja, wirklich familienfreundlicher ist die Serie dadurch nicht gerade gesehen, auch wenn die Nippel der Damen in der Regel bedeckt sind.
Angenehm fand ich, dass Midge nicht mehr ganz DIE zentrale Person der Serie war. Natürlich haben wir sie am meisten gesehen, aber viele Nebenfiguren haben substanzielle eigene Handlungsstränge erhalten, die alles zu bieten hatten. Vom Drama um eine Matchmaking-Gang bei Rose über den Fluch und Segen einer neuen Presseposition Abes oder die Club-Selbständigkeit und komplizierte Liebelei Joels bis hin zum Business-Traum Susies. Vor allem die letzten beiden haben mal wieder zu überzeugen wissen, aber auch Tony Shalhoub als Abe hatte einige richtig starke Szenen. Und stets schafft die Serie es, nicht zu ulkig zu sein aber auch nicht zu sehr ins bitterernste Drama abzudriften, sondern immer wieder die Balance und Abwechslung zu wahren.
Interessant ist dabei, dass insgesamt betrachtet so ziemlich alle einen gewissen Fortschritt im Leben erfahren – nur Midge nicht. Sie tritt mehr oder weniger auf der Stelle. Falscher Karriere-Plan? Eine Durststrecke oder gar eine Sackgasse? Dass es nicht immer steil nach Oben geht und es nicht nur beim obligatorischen kleinen Rückschritt bleibt, finde ich erfrischend. Das wagt sich nicht jede Produktion bezüglich ihrer Hauptfigur. Ja, Midge hat im Strip-Lokal vieles voran gebracht, aber das eigene Leben sowie vor allem die eigene Karriere bleibt ein wildes Durcheinander. Bis dann (für mich zu überraschend und vor allem seltsam inszeniert eingangs) Lenny Bruce daher kommt. Aber gut, die Abschluss-Szene auf der an den Admiralspalast in Berlin erinnernden Theaterbühne hatte schon was, die find ich super! Nur diese etwas seltsam wirkende Wintersturm-Szene mit der Eingebung war extrem unpassend zur eigentlichen Serie.
Ich habe mich mal wieder gut unterhalten gefühlt und hätte problemlos zwei, drei weitere Folgen schauen können. Insgesamt fühlte sich das ausbalancierter und stärker an als in der dritten Staffel (auch wenn die solange her ist und auf dem Blog ein Review fehlt, um meine Erinnerung konkretisieren zu können…). Die Staffel hatte Witz, Charme, gutes Schauspiel, vor allem aber eine Vielzahl interessanter Handlungsstränge. Erneut gab es auch gehörig gesellschaftskritische Aspekte, die trotz oder gerade auch aufgrund des Zeitsprunges auch in der heutigen Zeit noch Anlass zum Nachdenken geben. Eigentlich traurig, aber gerade diese Mischung aus dem Drama des echten Lebens und dem Mut zum Humor macht die Serie aus. Und daran können wir uns alle ein Beispiel nehmen, finde ich.
5. Staffel von „The Marvelous Mrs. Maisel“?
Es ist bereits bestätigt, dass wir das Karriere- und Familien-Abenteuer um Midge weiter betrachten dürfen. Allerdings wurde auch bekanntgegeben, dass die bereits offiziell bestellte fünfte Staffel auch die letzte der Serie sein wird. Das kommt ganz passend, wie ich finde. Zum einen, weil weitere Stillstand- oder Im-Kreis-Lauf-Szenarien unglaubwürdig oder langweilig wären, zum anderen, weil die Figuren fürchte ich nicht mehr so viel hergeben und die Geschichte in Bälde auserzählt sein dürfte. Eine fünfte Staffel fühlt sich da noch sinnig und stimmig an, zu lange hätte man das nicht weiter ziehen sollen. Von daher passt das und ich freue mich darauf, dass „The Marvelous Mrs. Maisel“ einen gebührenden Abschluss erhalten wird.
Bilder: Amazon Prime Video
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