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Verspieltes Potenzial

Review: The Mopes – Staffel 1

13. Juni 2021, 08:55 Uhr
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Im April hatten wir hier auf die vielversprechende neue deutsche Serie „The Mopes“ mit Nora Tschirner in der Hauptrolle hingewiesen und den Trailer präsentiert. Diese Woche lief die gerade mal sechs Episoden umfassende Staffel aus, weshalb ich euch gerne einen spoilerarmen Eindruck zum TNT Original schildern möchte. Um es direkt vorweg zu nehmen: Leider wurde eine Menge Potenzial bei der Umsetzung der eigentlich reizvollen Thematik verspielt.

Nora Tschirner spielt eine Depression

Das ambitionierte Vorhaben, das noch immer nicht ganz gesellschaftlich offen kommunizierte Thema Depression in die Öffentlichkeit zu bringen, ist ehrenwert und der Ansatz durchaus originell gewählt. Nora Tschirner spielt F32.1-2011/01, eine mittelschwere Depression. Ihr neuester Fall ist Mat, ein ehemaliger Boyband-Star, der jetzt auf Solo-Pfaden den musikalischen Erfolg und mit der Freundin das private Glück sucht. Doch mit dem Einzug in die gemeinsame Berliner Wohnung zieht auch F32.1-2011/01 mit ein – oder „Monika“, wie die Depression nach einer Weile der Einfachheit halber getauft wird.

Monikas Mission ist einfach: Mat soll demotiviert werden. In allen Lebensbelangen. Das wird auch (wie im Trailer bereits angedeutet) witzig dargestellt. Indem Monika sich auf ihn legt, so dass er nicht aufstehen kann, ihm die Duschbrause wegnimmt, damit die Körperhygiene leidet, oder ihm unentwegt ins Ohr flüstert, dass er nichts wert sei. Das ist dann auch eine der großen Stärken von „The Mopes“, die aber leider viel zu selten ausgespielt wird. Lediglich in zwei Folgen wird viel zu kurz von diesem besonderen Element Gebrauch gemacht. Da war mehr drin.

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Mat ist das Problem

Dafür wiederholen sich etliche Dinge viel zu oft. Ein Beispiel: Mat kann seine Depression sehen. Also, die Verkörperung von Monika, ist für ihn sichtbar – sonst für niemanden drumherum. Dass er sich dessen anfänglich nicht bewusst ist, ist logisch, dass er jedoch in den ersten Folgen gleich mehrfach der stumpfen Comedy-Situation verfällt, etwas im Zorn zu Monika zu sagen, aber sich andere genervt davon angesprochen fühlen, war dann doch mindestens zwei Mal zu oft gespielt. Ein weiteres ständiges Ärgernis hat für mich das total unnötige Denglisch dargestellt. Mat soll Musiker aus den USA mit niederländischem Einschlag sein. Deshalb redet er auch einen Satz auf Deutsch, einen auf Englisch und den dritten dann gemischt. Monika passt sich entsprechend an und es passieren ganz grausige Dialoge. Ja, hin und wieder liegt da auch ein ganz kleiner Wort- oder Situationswitz im Sprach-Wirrwarr begraben, insgesamt überwiegt aber die Irritation. Mat-Darsteller Roel Dirve ist Niederländer, da hätte man ihn aber auch einfach Niederländer sein lassen können. Oder einen anderen Darsteller suchen. Vielleicht wollte man damit auch etwas ständig vertretene Distanz schaffen, damit das Publikum nicht zu weit in die Schwere der Thematik Depression gezogen wird. Aber dazu liefert die Handlung leider auch wenig bis keine Ansätze.

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Denn vieles verläuft mir zu schnell und simpel. Die stufenweisen Verläufe einer einschleichenden Depression werden beinahe parallel von Monika selbst oder dem Amt für Psychische Erkrankungen, für das sie arbeitet, erläutert, während sie mit ein, zwei gegengeschnittenen Szenen auch schon passieren. Alles fein säuberlich für uns Zuschauer:innen erklärt. Und vor allem innerhalb einer Folge abgehandelt. Dann gibt es diverse Charakter-Entwicklungen, ein paar total unnötige Entwicklungen (Stichwort: Schwangerschaft), Besserung, Verschlechterung, noch mehr Entwicklung, Ende. Und alles ist mehr oder weniger vorhersehbar, recht simpel erzählt und schlicht zu schnellläufig. Natürlich hat man sich mit den sechs Episoden auch ein gewisses Zeitkorsett geschaffen, aber es gab eben auch einige Abschnitte, die mit viel Luft und Wiederholung in die Länge gestreckt worden sind.

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Das surreal gestaltete Amt für psychische Erkrankungen ist auch so ein Fall von gut gewollt und so lala umgesetzt. Anfangs will man wohl mit abstrakter Inszenierung Verwirrung stiften, mit zunehmender Konkretisierung und Vermenschlichung dieses Bereiches steigt aber auch die Anzahl an kleinen Ungereimtheiten und nicht konsequent umgesetzten Details. Schade, da war mehr drin.

Eigentlich gilt das auch für die komplette Serie. Da war mehr drin. Das hätte lustiger sein können, ernster sein dürfen und vor allem komplexer sein müssen. Da war viel Gutes bei, das aber leider nicht durchgezogen wurde. Spätestens beim mittelmäßigen Ende, das eigentlich gar noch mit einer tollen Idee zu überraschen weiß, fällt auf, dass der Geschichte dann doch noch etwas fehlt.

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Mit der Bewertung tue ich mich schwer. Den originellen Ansatz und das nicht immer optimale aber doch überzeugende Spiel von Nora Tschirner wollte ich schon gerne höher bewerten. Aber einige flache TV-Dialoge, etliche kleine Unnötigkeiten, das schreckliche Denglisch und eben vor allem das verspielte Potenzial lassen nicht mehr als 2,5 Kronen zu. Dazu bin ich zu verärgert darüber, dass man nicht mehr daraus gemacht hat.

So bleibt „The Mopes“ eine Serie mit erfreulichem Setting, das einige tolle Momente und einige wichtige Lektionen fürs Leben parat hält. Es gibt (leider wenige) witzige Momente, es gibt (leider wenige) ernste Momente und eben ganz viel dazwischen. Insgesamt fühlt es sich aber eher wie ein ambitionierter deutscher Fernsehfilm an, den man noch eben von zwei auf drei Stunden gestreckt hat, damit man eine sechsteilige Serie draus machen kann.

Bilder: © 2021 Turner Broadcasting System Europe Limited – a WarnerMedia Company / UFA FICTION GmbH / Foto: Oliver Vaccaro

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Sonntag, 13. Juni 2021, 08:55 Uhr
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