Lange hat sich nichts getan bei Apple TV+, was hochwertigen Seriennachschub angeht. Jetzt ist endlich „The Mosquito-Coast“ online gegangen, mit Justin Theroux und Melissa George in den Hauptrollen. Die Serie – geplant sind 7 Folgen, basiert auf dem gleichnamigen Roman von Paul Theroux, und ja, dass diese ungewöhnliche Nachname hier gleich zwei Mal auftaucht, ist kein Zufall. Autor Paul ist der Onkel von Schauspieler Justin – praktisch, wenn man in der Familie gleich jemanden hat, der die Hauptrolle des eigenen Romans spielen kann. Dazwischen hängen allerdings noch Neil Cross, der die Story für die Serienform umgeschrieben hat, und Regisseur Rupert Wyatt, der noch nicht so richtig viel inszeniert hat, aber schon auf ein paar Nominierungen für Filmpreise zurückblicken kann, unter anderem für „The Escapist“ und für „Rise of the Planet of the Apes“.
Warum ist das wichtig, Wyatt und Cross zu erwähnen? Weil sie in den ersten beiden Folgen der Apple-Serie direkt einen richtig guten Job gemacht haben. Wie nicht anders zu erwarten für eine Apple-Produktion, hinterlassen die ersten rund 100 Minuten „The Mosquito-Coast“ einen extrem hochwertigen Eindruck. Cross und Wyatt nehmen sich zu Beginn Zeit, uns die Charaktere näher vorzustellen: Den Erfinder und Idealisten Allie Fox, der gerne Sachen recycelt und gerne einen anderen Blickwinkel auf die Dinge in der Welt einnimmt. Dann seine Frau Margot, die mit ihm dieses Leben lebt, offensichtlich aber auch Bedürfnisse hat, die über das ungewöhnliche Leben der Familie hinaus gehen. Dann sind da noch die Kinder Dina und Charlie. Sie ist 15 und möchte definitiv aus dem einfachen Leben ausbrechen, er ist etwas jünger und wird wie seine Schwester zu Hause unterrichtet. Die Familie Fox lebt abgeschieden am Rande der Stadt – und hat offensichtlich etwas zu verbergen. Das Geheimnis wird aber zunächst nicht gelüftet. Wir wissen nur ziemlich plötzlich, dass da etwas nicht stimmt. Und ab dem Moment wandelt sich die Serie auch von einem gemächlichen Erzählstil zu einem temporeichen Thrillerstück, ehe Familie und Zuschauer in der Wüste Nevadas wieder ausgebremst werden.
All das passiert auf extrem hohem Niveau, wie ich finde. Über Inszenierung und Storytelling hatte ich ja schon gesprochen, und natürlich bewegen sich auch die schauspielerischen Leistungen auf höchstem Niveau. Justin Theroux ja wie gehabt sowieso, hier gibt er Allie direkt ein besonderes Profil, schafft es gut, den unterdrückten Fanatismus rüberzubringen. Dazu Melissa George, die die Zerissenheit von Margot perfekt in Szene setzt, sei es am Telefon oder auch später beim ersten Showdown in der Wüste. Auch Logan Polish als Dina und Gabriel Bateman als Charlie finde ich bislang klasse – Charlie wirkt etwas unscheinbar, da bin ich mal gespannt, was uns da noch offenbart wird. Enttäuscht bin ich bislang von der Besetzung der beiden NSA Agenten, Kimberly Elise als Estelle Jones und James LeGros als Don Voorhees – das ist mir zu oberflächlich irgendwie, zu unkonturiert.
Ansonsten sieht alles extrem gut aus und man wähnt sich relativ schnell eher in einem Kinosessel vor großer Leinwand als auch der Coach im heimischen Wohnzimmer. Bräuchte man einen Beleg dafür, dass Apple bei seinen Serien definitiv auf höchste Qualität statt auf möglichst viel Masse setzt – „The Mosquito Coast“ wäre ein Musterbeispiel dafür. Das lässt auch hoffen für die nächsten 5 Folgen, die noch kommen werden.
Gerade den Trailer gesehen – sah super spannend aus. Gepaart mit deinen 4,5 Kronen – das scheint sehenswert zu sein!
Trackbacks