Ein weiterer Pilot der Amazon Originals Pilotseason 2017, den ich mir angesehen habe, war die Animationsserie „The New V.I.P.´s“. Und ich nehme es gleich vorweg, der Versuch Amazons eine überzeugende Adult Animation Serie an den Start zu bringen, ist in meinen Augen gescheitert. Selbst die langweiligsten Episoden von „Archer“ oder „Family Guy“ sind noch deutlich lustiger und unterhaltsamer als dieser Auftakt einer möglichen neuen Animationsserie auf Amazon.
Die Frage, die sich mir nur stellt, ist jene nach der Zielgruppe. Bin ich überhaupt die Zielgruppe? Bevor ich mich kurz diesem Gedanken widme, ein kleiner Blick in den roten Faden der Serie bzw. der Pilotfolge.
Handlung
Im Mittelpunkt der 20 minütigen Pilotfolge stehen die beiden Büroangestellten Bud und Lenny. Beide arbeiten in derselben Firma. Eine Firma, deren Sozialstandards nicht gerade hoch sind. Die Arbeitszeiten sind unmenschlich, die Bezahlung unterirdisch und der Chef ein sexistisches Arschloch. Alles natürlich einen Ticken übertrieben, aber so kennt man das ja.
Bud will sich aber nicht länger mit diesem Arbeitsleben abfinden und nimmt allen Mut zusammen, um seine Kollege zu einer Demonstration ihres Unwillens zu überzeugen. Aber außer Lenny kann er nicht wirklich jemanden überzeugen. Aber Bud lässt sich davon nicht aufhalten und verschafft sich Zugang zum Waschraum des oberen Managements um seinen Chef zur Rede zu stellen.
Dieser ist wenig überrascht und noch weniger beeindruckt von Bud und seinen Erklärungen. Mehr noch. Conrad, so sein Name, beginnt Bud und Lenny anzupinkeln.
Es kommt zu einer kurzen Rangelei – jetzt wirklich nichts großes – aber plötzlich bricht Conrad zusammen und stirbt. Dumm gelaufen. Noch dummer wird es für Bud, Lenny und Dee – eine Sekretärin, die Bud und Lenny den Schlüssel zum Waschraum gegeben hatte – als sie vom Wachmann Clarence auf frischer Tat ertappt werden.
Ab hier wird es dann weird. Und jener Plot könnte das Besondere an der Serie werden: Auch Clarence hat kein gutes Wort für seinen Chef übrig, zudem sieht er ihm auch recht ähnlich. So beschließen die Vier, diese Situation auszunutzen.
Clarence wird zu einem Schönheitschirurgen geschickt, um sich einer Gesichtsoperation zu unterziehen und Bud und Lenny versuchen mit der Hilfe von Ray Liotta die Leiche von Conrad verschwinden zu lassen.
Der Plan ist klar, wenn niemanden das Verschwinden des Chefs auffällt, ist alles okay. Und mehr noch. Ein Clarence als Chef dürfte für alle deutlich sympathischer, angenehmer und besser für die gesamte Firma sein. Win-Win?
Meinung
Die Penis-Urin-Gag Rate ist mehr als hoch in den 20 Minuten. Wem das nicht gefällt sollte lieber die Finger von dieser Serie lassen. Das war es aber nicht, was mich an der Pilotfolge gestört hat. Es war einfach nicht witzig. Genau ein Gag hat bei mir gezündet. Aber Humor ist immer etwas subjektiv. Daher lassen wir das mal außen vor. Auch wenn es meine Wertung natürlich maßgeblich beeinflusst.
Der Zeichenstil ist sehr einfach gehalten und ohne viele Details. In manchen Szenen bewegen sich nur die Münder, der Rest steht still wie ein Reh am frühen Morgen auf einer einsamen Waldlichtung. Das kann man mögen, mir gefiel es nur bedingt. Hatte was vom groben (Retro?) Zeichenstil von „Beavis and Butthead“. Nur diese beiden Flachpfeifen waren damals schon classy. Bud und Lenny sind hier nur ein Abklatsch und erfüllen brav die Stereotype, die man in einem solchen Serienprojekt erwarten dürfte. Das gilt auch und insbesondere für den grds. Rahmen der Serie. Da ist nichts wirklich smartes dabei. Klever, unterschwellig und vor allem smart geht anders. Der Serienauftakt hatte wahrlich nichts überraschendes.
Mit Ausnahme der Idee des Personentausches. Dies könnte schon ganz lustig sein aber wenn man mal ehrlich ist, was soll da schon (noch) passieren? Es wird weiterhin im Grunde ihres Herzens eine animierte Büroserie sein, die auf die einfachen „Pipi-Kaka“ Gags setzt und hofft, dass die Zuschauer genau deswegen einschalten. Nur in diesem Bereich dürfte die Serienlandschaft schon gut bestückt sein.
Zu jener potenziellen Zielgruppe gehörte ich also definitiv nicht. Ich erwarte natürlich keine tiefgreifende Story wie bei einer realen Dramaserie, nein, mir reicht schon ein interessantes und abwechslungsreiches Thema wie es „Archer“ beispielsweise zu bieten hat. Natürlich zielen die Gags auch bei „Archer“ auf ähnliche Körperteile, die Charaktere sind aber detailreicher, die Story an sich interessanter und dadurch auch abwechslungsreicher. Ich kann mir daher nicht vorstellen, dass Amazon mit „The New V.I.P.`s“ neue Fans von Adult Animationsserien generieren wird. Und an sich binden wird. Wobei mir die Stimmen der Figuren (Matt Braunger/Bud und Ben Schwartz/Lenny) schon recht gut gefallen haben. Aber nur wegen der Stimmen eine Serie schauen? Ich weiß ja nicht…
Wer aber jetzt schon Serien wie eben „Archer“, „Family Guy“ oder auch „BoJack Horseman“ verschlingt, wird bestimmt auch mal in jene Serie reinschauen und wahrscheinlich nicht nach fünf Minuten die Folge angewidert abbrechen. Ob sie aber einen ähnlichen Sog generieren kann, wie die drei Genannten, wage ich mal zu bezweifeln.
Und warum sollte man dann seine Zeit mit „The New V.I.P.´s“ verbringen? Mir fiele kein Grund ein. Euch?
Bilder: Amazon
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