Eine gute und eine schlechte Nachricht gleich zu Beginn. Naja. „The Night Manager“ mit Tom Hiddleston, Hugh Laurie und Olivia Colman überzeugt mit seiner ruhigen Attitüde immer noch kolossal. Die Schlechte: die Hälfte der sechs Episoden umfassende Staffel ist auch schon wieder rum. Aber die Gerüchte einer zweiten Staffel verdichten sich weiter, ich persönlich habe dazu aber eine eher kritische Haltung, dazu dann aber vielleicht irgendwann mal einen grundlegenden Beitrag hier bei sAWE.tv in Form eines Kommentars zum Thema der Fortsetzung von Serien, die eigentlich auf eine begrenzte Laufzeit ausgelegt waren.
Bevor wir in die Folgen drei und vier einsteigen, der Hinweis, dass auch das deutschsprachige Publikum auf „The Night Manager“ nicht mehr allzu lange warten muss. Ab dem 28.03 wird einem als Inhaber eines Amazon Prime Abos die erste Staffel in englischer wie in deutscher Sprache frei ins Haus gestreamt. Und ihr werdet nicht allzu überrascht sein, wenn ich euch diese Serie wärmstens ans Herz lege. Die Version auf Amazon wird die internationale Schnittfassung beinhalten, also anstatt sechs einstündigen Episoden wird man acht 45 minütige Episoden serviert bekommen. Und wenn man objektiv ist, könnte diese Entscheidung der Serie durchaus gut zu Gesicht stehen.
Handlung
Am Ende der zweiten Folge hatte es Jonathan Pine geschafft, ins Anwesen von Richard Roper zu gelangen. Und das nicht als Gefangener sondern als Retter des Sohnes von Roper. Eine auf Jahre angelegte, verdeckte Operation biegt nun ein in ihre finale aber auch höchst gefährliche Phase. Nun gilt es für Pine, das Vertrauen von Roper zu gewinnen, so dass er mehr von seinen Machenschaften erfahren und man dies gegen ihn verwenden kann. Das Problem ist nur, wie er diese Informationen nach außen und zu Angela Burr transportieren soll. Eigene Kommunikationsmittel sind nämlich auf dem Anwesen verboten und Ropers Wachhund, Major Corkoran, hat ein besonderes Auge auf Pine gerichtet da er ihm nicht vertraut.
So gilt es für Pine zunächst einmal Corky aus dem Weg zu räumen. Und dies gelingt auch über einen Mittelsmann Ropers, den Burr überzeugen kann, gegen Roper zu agieren. Auf einer Party werden ein paar Gerüchte gestreut und Roper der Floh ins Ohr gesetzt, dass Corky zu viel redet, erst recht, wenn er betrunken ist. Was oft vorkommt, zudem wird er dabei immer recht ausfallend. Er ist sich seiner Machtposition innerhalb des Roperschen Universums eben sehr sicher. So kommt es, dass Corky in die zweite Reihe befördert wird und Pine an seine Stelle rückt. Corky selbst ist aber immer noch im Team, wenn auch aktuell auf dem Abstellgleis.
Über Ropers Sohn erfährt Pine von einem geheimen Büro Ropers, welches durch eine verschlossene Tür im Schlafzimmer Ropers betreten werden kann. Diese Tür ist aber alarmgesichert, allerdings wird diese Sicherung jedem Tag zu einer bestimmten Uhrzeit ausgeschaltet, um die Alarmanlage an sich zu testen. Diese kurze Zeitspanne nutzt Pine, um sich in diesem Büro umzusehen. Er findet dabei nicht nur wichtige Unterlagen für einen bevorstehenden Waffendeal sondern auch ein Haar von Jed, der Freundin von Roper.
Im Laufe der beiden Folgen steigt Pine immer weiter im Ansehen von Roper und er wird auch beim angedeuteten Waffendeal aktiv beteiligt. Aber auch die scheinbar unvermeidliche Affäre mit Jed nimmt ihren Anlauf, nicht unbeobachtet von Corky, der aber zunächst nur Drohungen ausspricht. Die Unterlagen aus Ropers Büro, die Pine Angela Burr zuspielen kann, landen irgendwann auch in London und durch eine „Lücke“ auch im Büro zweier hochrangiger Mitarbeiter im MI6, welches immer nur „The River“ oder „River House“ genannt wird, da das Hauptquartier eben direkt an der Themse liegt.
Diese beiden Herren geraten dann aber nicht in freudige Erregung, man konnte es sich bereits denken, sondern in Panik. Denn sie stecken tief drin in den Geschäften Richard Ropers.
Die Lücke und die beteiligten Personen innerhalb des MI6 „enttarnen“ sich sozusagen selbst, da der spanische Mittelsmann kurze Zeit später tot in seinem Haus aufgefunden wird. Da Burr ihren Kontakt zu Pine innerhalb des MI6 geheim gehalten hat, geht man im River House davon aus, dass die Unterlagen von eben jenem spanischen Mittelsmann erlangt worden sind, dieser Kontakt war allen bekannt. Die Informationen in Form der Unterlagen, in Verbindung mit diesem Halbwissen führt dann wiederum zu Tode des spanischen Mittelmannes. Roper ist nun also gewarnt, dass der Deal an sich aufgeflogen ist. Ein wenig Nervosität sieht man Roper daraufhin sogar an. Allerdings weiß Burr nun, wem sie vertrauen kann und wem nicht.
Allerdings kann sich Roper immer noch in Sicherheit wiegen, denn die Geschäfte werden offiziell von einem gewissen Andrew Birch in die Wege geleitet und unterschrieben. Und dieser Andrew ist niemand geringes als Jonathan Pine womit auch die Aufgabe all der Corkys und Birchs klar wird im Netzwerk des Richard Roper. Sie fädeln jene Geschäfte für ihren Chef ein, er selbst unterschreibt nichts.
Die beginnende Affäre mit Jed führt im Übrigen zum Ende der vierten Folge dazu, dass Burr Pine abziehen will, da er dadurch die gesamte Operation gefährdet. Pine beschließt aber von nun an auf eigene Faust zu agieren, warnt Roper vor MI6 Agenten im Hotel in Istanbul, in dem sie sich befinden, und flieht mit der gesamten menschlichen Apanage des „worst man in the world“ im Straßenwirrwarr der türkischen Hauptstadt. Nicht über die Dächer. Womit man hätte vielleicht rechnen können.
Meinung
Der letzte Satz ist natürlich ein Bezug zu den Bond Filmen, ich hatte ja bereits angedeutet, dass Tom Hiddleston seit geraumer Zeit auf der Insel als der natürliche Nachfolger von Daniel Craig als James Bond gesehen wird. Zudem atmet „The Night Manager“ auch in den Folgen drei und vier für mich immer noch die Atmosphäre eines alten Bond Filmes oder älterer Thriller altbekannter Machart. Also ohne große Explosionen und technischem Schnickschnack. Einfach eine gute Geschichte, überzeugende Schauspieler und fertig ist eine spannende Serie oder Film. Der Inhalt und die Darsteller stehen im Mittelpunkt. So sollte es sein.
Was ich beim ersten Review gar nicht aufgeführt hatte, war und ist das tolle Intro zur Serie. Allein schon durch die Musik und die Bilder stellt sich bei mir das oben beschriebene Gefühl ein. Als gäbe es James Bond jetzt auch als Serie. Von daher ist die Serie nicht nur sprichwörtlich von Anfang an eine runde Sache.
Ansonsten gefällt das Spiel zwischen Roper und Pine also zwischen Laurie und Hiddleston weiterhin enorm. Da beide nun auch wirklich miteinander agieren, kommt es dadurch auch zu großartigen Szenen und Dialogen mit wunderschönen kleineren, typisch britischen Ausrufen und Anmerkungen insbesondere durch Hugh Laurie. Ich mag diesen dandyhaften Kriminellen auch wenn man davon ausgehen kann, dass man im echten Leben kein Bier mit Richard Roper trinken würde.
Sinnbildlich für die besondere Freundlichkeit und Menschlichkeit des Richard Ropers sei darauf hingewiesen, dass ihm der Selbstmord der Tochter seines spanischen Anwaltes, der angesprochene Mittelsmann, nicht wirklich nah geht und meint, dass sie vielen Menschen eh gewaltig auf die Nerven gegangen ist und er nun gezwungen sei, einen Termin zu verlegen, da ihr Vater nun wohl etwas anderes zu tun habe. Kalt, kälter, Richard Roper.
Auch Olivia Colman weiß als Angela Burr eine passende Geschichte zur Charakterisierung Richard Ropers beizusteuern. Sie erzählt einer Kollegin ihre eigene Motivation gegenüber Roper. Und dies tut sie enorm emotional und überzeugend, bisher der beste Auftritt Colmans, die noch ein wenig zu sehr nur am Rande vorkommt. Aber das wird sich ändern, da bin ich recht überzeugt von.
Während der zwei Stunden und der zwei Episoden gab es dieses Mal die ein oder andere Länge, die nicht hätte sein müssen. Von daher ist die Entscheidung Amazons, die internationale Schnittfassung zu nehmen, zu begrüßen, da die Längen dadurch nicht so sehr in den Vordergrund treten dürften. Die Geschichte, die ansonsten stringent erzählt wird, dürfte daher noch einen Kniff flotter und für die heutigen Sehgewohnheiten angenehmer zu verfolgen sein.
Die Spannungsspirale hat sich seit ungefähr Mitte der dritten Episode deutlich in Bewegung gesetzt, auch weil sich durch die Chemie zwischen Pine und Jed eine gewisse Emotionalität bei Pine ergeben habe dürfte. Also nach Sophie Alekan nun auch Jed. Da er Sophie nicht retten konnte, dürfte er sich bei Jed umso mehr ins Zeug legen. Seien wir also gespannt, ob das Bondgirl Jed ein eher typisches Ende erleben wird oder ob wir hier mit einem Happy End rechnen dürfen. Ich bin da noch skeptisch.
Als Abschluss noch etwas „Marvellisierung“ in „The Night Manager“. John le Carré, der Autor des gleichnamigen Buches, auf das die Serie basiert, hatte in der vierten Folgen einen Cameo Auftritt. In einer Szene, in der die Gesellschaft Ropers speist, sitzt Carré am Nebentisch und muss sich wüste Beschimpfungen von Corky anhören.
Pine versucht daraufhin zu schlichten. Was ihm auch ganz gut gelingt. Und für Carré springt sogar noch ein extra Mittagessen dabei heraus. Win-Win!
Bilder: BBC
So, hab‘ die nächsten beiden europäischen Folgen durch, und muss sagen: Die Spannung steigt extrem an. Hugh Laurie spielt den Bösewicht wirklich großartig, und es kommen auch ein paar überraschende Moves mit rein in die Handlung. Die Szene am Eisstand fand ich köstlich! :-)
….. das freut mich.
Autor:innen gesucht!
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