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Am 12. März erschien „The One“ auf Netflix – oder auch „The One – Finde dein perfektes Match“, wie die Serie mit deutschem Titel zu finden ist. Howard Overman, unter anderem für die Kult-Serie „Misfits“ oder auch die britische „Dirk Gently“-Adaption verantwortlich, verspricht darin eine so simple wie geniale Lösung für das Liebesleben der Menschheit: Per DNA-Analyse können perfekte Matches identifiziert werden, die gnadenlos in Liebe verfallen, die alle vorherigen Liebeleien nichtig erscheinen lassen. Doch wie so oft sind Fluch und Segen nicht weit voneinander entfernt…

„Dieses Beziehungsdrama in Anlehnung an das Buch von John Marrs widmet sich der außergewöhnlichen Frage, ob sich der ideale Partner mittels DNA-Abgleich finden lässt.“

Disclaimer: Ich habe den gleichnamigen Roman von John Marrs (Partnerlink) nicht gelesen, kann daher nicht einschätzen, wie stark die genannte Anlehnung nun wirklich ausfällt.

Dislaimer 2: Ich habe nicht mal die ganze Staffel gesehen. Nach Feierabend kam ich ins Wohnzimmer, wo mein Lieblingsmädchen gerade Netflix schaut. Mir kommt die Dame auf dem Bildschirm bekannt vor, und meine Frage, ob das denn „The One“ sei, wird bejaht. Ich hatte neulich erst den Trailer verbloggt und war durchaus interessiert, mal reinzuschauen. Anfang zweite Folge war sie bereits. Ich erhalte eine ausführliche Zusammenfassung der bisherigen Geschehnisse und versuche, mich zurecht zu finden. Nach etwa anderthalb Folgen habe ich alle(s) durchschaut und meine mir trotz der Pilotfolgen-Lücke eine fundierte Meinung über die Staffel machen zu können.

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Das Setting ist originell und birgt erstaunlich viele Anknüpfungspunkte. Denn mag man zunächst noch meinen, dass die Idee, genetisch perfekt zusammen passende Leute zu matchen, die sich dann bis ans Lebensende lieben, total positiv und in gewisser Weise endlich sei, merkt man schnell, wie viel Unruhe und wie viele Fragen diese wegweisende Entdeckung mit sich bringen kann. Klar, für Menschen ist es super, den ideal passenden Deckel für das Topf-Ich nicht nur zu finden, sondern gar nicht erst suchen zu müssen. Aber nicht selten hat man bereits einen Deckel, der eigentlich ganz gut (zu einem) passt. Doch der Drang nach Besserem oder auch die Neugier, ob man denn wirklich bereits mit dem eigenen „The One“ zusammenlebt, sind Motivationen, die viele in die Hände von Rebecca Webb treibt.

Und so schicken Verheiratete ihre DNA-Proben ein, um mitzubekommen, dass ihr Match eigentlich am anderen Welt statt im eigenen Wohnzimmer sitzt. Ehen werden gebrochen, hart erarbeitete Beziehungen der wissenschaftlichen Liebe geopfert. Ist das noch ethisch vertretbar? Darf Wissenschaft einfach so über menschliche Emotionen gestellt werden? Die Ergebnisse geben dem Unternehmen „The One“ Recht, aber neben dem finanziellen Erfolg der Firma machen CEO Rebecca etliche Nebengräben gewaltig zu schaffen. „The One“ (also, die Serie) zeigt sich insgesamt erstaunlich komplexer und düsterer, als ich es zunächst angenommen hatte und wirft auch erfreulich viele, teils gesellschaftskritische, Fragen auf.

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Dabei ist auch das Schauspiel etwas wandelhaft. Mal durchaus als authentisch zu beurteilen, wenn auch manchmal an der Grenze zur Übertreibung, mal etwas plump. Dimitri Leonidas ist als Wissenschaftler James Whiting etwas eindimensional dargestellt, Hauptdarstellerin Hannah Ware weiß Rebecca Webb durchaus gut zu verkörpern. Vielleicht habe ich diesen Eindruck aber auch nur, weil sie beinahe in einer Doppelrolle zu sehen ist. Teilweise als die ambitionierte und nach Liebe suchende Wissenschaftlerin, teilweise als die machtgierige und verlustängstliche Unternehmerin. Rückblenden meinen bei offenem, brünettem Haar einen anderen Charakter zu zeigen, als die im Hosenanzug befindliche Dame mit schwarzer Hochsteckfrisur. Aber der Wandel ist erklärbar und hinten raus zeigt sich Webb dann doch zwar berechnend, aber mit gewissen Erklärungsansätzen, die sie menschlich(er) und die Dinge zumindest erklärbar erscheinen lassen. Weniger bin ich da bei Zoë Tapper überzeugt. Die spielt quasi eine Doppelrolle in ein und derselben Zeitebene. Zum einen als Gematchte, die um ihre große Liebe bangt, sich verletzlich und beinahe naiv präsentiert. Zum anderen die toughe Polizistin, die im Fall Webb involviert ist und sich rational und souverän zeigt. Teils direkt in einer anschließenden Szene, was etwas surreal wirkt – vielleicht aber auch einfach nur für mich, der die erste Folge verpasst hat und erst dachte, es handele sich hierbei um zwei verschiedene Figuren…

Nicht nur dieses etwas unnötig anmutende Doppelspiel hat mich nicht immer überzeugen können. Allgemein gibt es so einige Ungereimtheiten in der Handlung. Manche Twists kommen aus dem Nichts, um offenkundig die Wendungs-Kraft nochmal zu erhöhen. Dabei wird nicht immer alles gänzlich durchdacht, die Logik der Aktionen ist nicht immer gegeben, manche Elemente hätte es eigentlich auch gar nicht wirklich gebraucht, vieles wird mir auch etwas zu plump instrumentalisiert, um danach nie wieder eine Rolle zu spielen. Allgemein wirkt es, als wolle „The One“ das super-komplexe „Breaking Bad“ der Liebe sein, aber letztlich nicht ganz auf der Höhe mithalten können.

Auch technisch an manchen Stellen. Die Bildführung ist größtenteils absolut in Ordnung, aber der Ton hat mir manchmal Probleme bereitet. Vor allem in der ersten Staffelhälfte sind immer mal Umgebungsgeräusche zu laut, die Tonmischung ist nicht immer optimal. In einer Szene meine ich gar, dass das Mikrofon eines Darstellers an der Kleidung festhing, was zu einem Rauschen geführt hat. Sowas darf bei einer derartigen Produktion eigentlich nicht passieren.

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Insgesamt überwiegen jedoch meiner Meinung nach die positiven Aspekte. Knapp, aber die Neugier, diesem inszenierten Sozialexperiment beiwohnen zu können, weiß dann doch gerade noch so den Ausschlag zu geben, um über diverse Ungereimtheiten hinwegsehen zu können. Und letztlich ist „The One“ auch in gewisser Weise das, was man gedanklich damit macht. Denn die Handlung hört nicht am Bildschirm auf, sie lässt einen dann doch noch darüber hinaus über Liebe und Prioritäten im Leben nachdenken.

„The One“ ist mitnichten „Die eine“, wenn es um neue Serie geht. Dafür sind manche Figuren zu eindimensional gezeichnet und einige Handlungen zu fehlerhaft inszeniert. Aber der Grundgedanke der Serie bietet viel Potenzial für moralische Gedankenspiele und die Staffel zeigt sich erfreulich vielschichtiger und dramatischer, als ich es zuvor angenommen hatte. Eine willkommene Abwechslung im Netflix-Katalog, auch wenn der große Wurf leider ausgeblieben ist.

2. Staffel von „The One“ auf Netflix?

Noch gibt es keine offizielle Bestätigung einer Fortsetzung von „The One“, aber am Ende der ersten Staffel wurden ja durchaus einige Dinge angestoßen, deren Entwicklung mit Spannung zu erwarten sind. Entsprechend dürfte man zumindest geplant haben, dass es weiter geht. Die Kritiken und Publikums-Bewertungen fallen bislang aber eher mittelprächtig aus, so dass ich nicht unbedingt Geld auf eine zweite Staffel setzen würde. Aber ich bin einfach mal vorsichtig optimistisch, dass da im Frühjahr 2022 Nachschub kommen wird.

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Bilder: Netflix | Robert Viglasky

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Mittwoch, 19. Mai 2021, 10:58 Uhr
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