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Humpelnde Bösewicht-Geschichte

Review: „The Penguin“ (Miniserie)

11. November 2024, 15:13 Uhr
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Heute wurde die letzte Folge von „The Penguin“ veröffentlicht. Das HBO-Drama widmet sich in Form einer Miniserie der altbekannten Bösewichtfigur aus den Batman-Geschichten und stellt quasi eine Verbindung zwischen den Kinofilmen „The Batman“ und „The Batman 2“ dar. Hollywood wöchentlich auf dem Fernseher serviert? Oh ja, aber gerne doch! Nach meinem detaillierten Review zur Pilotfolge der Serie möchte ich im übergreifenden Staffelreview deutlich Spoiler-ärmer darlegen, was „The Penguin“ ausmacht und weshalb man sich die Serie anschauen sollte.

Ein (un)ehrliches Drama

Ja, wir bewegen uns im seit Jahrzehnten bekannten Superhelden-Kosmos Gothams, aber „The Penguin“ kommt ganz ohne Superkräfte aus. Stattdessen bekommen wir ein handfestes Drama serviert, das sich in Gangster-Geschichten wie „The Sopranos“ und Konsorten einreiht. Einige Comic-hafte Momente in einer teils sprunghaft wirkenden Geschichte bekommen wir zwar schon zu sehen, es bleibt aber größtenteils bodenständig und nachvollziehbar, was mir gefallen hat.

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Im Zentrum von „The Penguin“ steht natürlich Oz Cobb aka „The Penguin“. Habe ich im Pilotreview bereits Colin Farrells Schauspiel lobend erwähnt, so bleibt mir auch nach acht Episoden (und beinahe acht Stunden Fernsehunterhaltung) nur zu unterstreichen, wie sehr diese Figur die komplette Serie trägt. Nicht alleine, aber zu großen Teilen. Oz stellt einen großartigen Bösewicht dar, der ohne die ganz großen Weltbedrohungen oder Gadgets auskommt – es reicht sein Inneres, das er zumeist mit Worten aber notgedrungen auch mit Taten berechnend und ruchlos nach Außen transportiert. Im Zuge der Folgen bekommen wir mehr und mehr offenbart, um was für ein Monster es sich bei dem eingangs vermutlich nicht nur von der Unterwelt sondern auch vielen Zuschauenden eher belächelten Humpelnden handelt.

„You’re the devil. You’re the god-damn devil.“

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„The Penguin“ ist das Portrait eines egozentrischen Muttersöhnchens, das seine eigenen Ziele verfolgt. Er sagt die richtigen Dinge in äußerst drängender Manier, um Personen in eine Richtung zu drängen, die vermeintlich ihre Interessen und Bedürfnisse befriedigt, aber letztlich nur seiner Agenda folgt. Diese Gerissenheit gepaart mit dem unterschätzten Underdog-Dasein in der Unterwelt Gothams führt dazu, dass das TV-Publikum zu ihm hält und ihm die Daumen drückt. Meint man zunächst, einem der „Netten“ und weniger Gefährlichen unter den richtig ekligen Figuren die Daumen zu drücken, wird einem nach und nach bewusst, auf wen man sich da eingelassen hat. Das ist emotional schon einmal eine interessante Entwicklung, wie ich finde. Auch lassen sich etliche Parallelen zur Realität ziehen, wenn man sieht, wie weit Oz mit seiner lauten und die Realität gerne mal verdrehenden Art kommt. Die Mengen aufwühlender Populismus? Das kommt uns doch irgendwoher bekannt vor…

„They run shit, we eat shit.“ – Oz

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Mehr als nur der Penguin

Interessanterweise wird dem Publikum aber nicht nur angeboten, für eine böse Figur zu sein. Auch Sofia Falcone weiß als großer Charakter der Serie zu glänzen und mit Sicherheit eine gewisse Anhängerschaft unter den Zuschauenden aufbauen zu können. Das funktioniert, weil man auch ihr und ihrer Vorgeschichte einen größeren Raum offenbart (eine sich ihr widmende Sonderepisode ist die vermutlich beste der gesamten Staffel). Aber natürlich auch, weil Cristin Milioti einen tollen Job macht. In dem Zuge sei auch die tolle Kostüm-Abteilung hervorzuheben, die nicht nur aber vor allem bei Sofia einen fantastischen Job gemacht hat (nur die Vokuhila-artige Frisur… ich weiß ja nicht. Die soll aber wohl das Irre in ihr betonen, was definitiv funktioniert hat bei mir).

Aus dem Cast möchte ich außerdem Deirdre O’Connell hervorheben, die eine Wahnsinnsleistung vollbracht hat, Oz‘ Mutter Francis Cobb zu spielen. Bei ihr kommen Emotionen und Drama zentriert zusammen und bilden einen elementaren Anker der Serie.

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Visuell macht „The Penguin“ allgemein gut was her. Sicherlich nicht in allen Szenen, aber es gibt immer wieder imposante Shots und allgemein eine hohe optische Qualität zu begutachten. Vor allem eine Erinnerungs-Szene im Club hat mir gefallen, die Episode Acht bereithält, in der sich auch ein sehr netter Moment ergibt, der mit Augentropfen zu tun hat. Letztlich schafft man sogar noch ein paar visuelle Klammern zur ersten Folge. Auch zum Finale bekommen wir Oz‘ Silhouette sowie ihn neben Vic sitzend zu sehen.

Humpelnde Story?

Grundsätzlich hat mir auch die Geschichte in „The Penguin“ gefallen, allerdings bietet sich hier am ehesten ein Ansatz für Verbesserung. Wir bekommen gute Action und ein paar nette Wendungen zu sehen, manchmal wirken die Entwicklungen jedoch zu leichtfällig. Auch das ach so dicht gestrickte und verknüpfte Untergrund-Netzwerk wirkt extrem löcherig und amateurhaft, wenn es das denn gerade bedarf. Das hatte ich mir cleverer und vielschichtiger vorgestellt. Zumal ich das sich wiederholende Gefasel von „XY gehört dann ganz Gotham!“ irgendwann nicht mehr hören und ernst nehmen konnte.

Stimmung und Pacing wirken auch manchmal extrem sprunghaft. Wer beispielsweise (wie ich) Freude an den überzeichneten Comic-Relief-Momenten der ersten Folge gefunden hat, wird diese im weiteren Verlauf vermissen. Insgesamt hatte ich mir die grundlegende Geschichte straffer und eloquente vorgestellt. Ein Beispiel-Moment aus dem Finale, der mich eher aufgeregt denn überrascht hatte, war zum Beispiel als Oz‘ Mutter ihn angreift. Sofia mag sie in die Richtung manipuliert haben, aber das wirkte unstimmig auf mich.

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Das Ende selbst ist dann aber durchaus zufriedenstellend gestaltet. Die letzten zwei Folgen bieten ein viel besseres Tempo und eine cleverer geschriebene Handlung. Auch hier geht mit Sicherheit noch mehr, aber das war schon sehr in Ordnung. Vor allem, weil es schafft, mit relativ leichten Mitteln die Charakterisierung der zentralen Figur abzuschließen. In diesem Moment schwing verdammt viel Tragik mit und Zuschauer:innen finden sich mitunter in einem emotionalen Chaos wieder.

Übergang zu „The Batman 2“?

Interessanter Weise hat man „The Penguin“ nicht einfach „nur“ als größere Erzählfläche für die Geschichte eines seiner Charaktere genutzt, sondern auch eine Brücke zur filmischen Fortsetzung aufgebaut. Die beiden wohl prominentesten Bausteine dafür sind in der finalen Folge gefallen. Zum einen bekommen wir im letzten Shot der Serie das in den Himmel projizierte Batman-Symbol zu sehen. Zum anderen soll Selina Kyle die Halbschwester Sofias sein, so dass wir diese gegebenenfalls auch von der Serie auf die große Leinwand transportiert sehen werden.

„The Penguin“ ist gut bis sehr gut und weiß mit vielen tollen Elementen aufzuwarten. Cast und Kostüm sind erstklassig, auch die visuelle Inszenierung ist hochwertig und die Mischung aus Action und persönlichem Drama soweit stimmig. Dennoch war mir das in Sachen eigentlicher Handlung und Drehbuch nicht immer zwingend genug. Da hatte ich zuvor mehr erwartet, vor allem, weil es sich um eine HBO-Produktion sowie eine abgeschlossene Miniserie mit rund acht Stunden Spielzeit handelt. Aber gut, so ganz abgeschlossen und eigenständig kann man eben dann doch nicht agieren, da „The Penguin“ einen seriellen Exkurs zwischen zwei Spielfilmen darstellt. Dafür hat man einen tollen Job gemacht, wobei mir vor allem gefallen hat, dass „The Penguin“ ein Drama im Superhelden-Kosmos ist, das ganz ohne Superkräfte auskommt. In gewisser Weise sind manipulierende Worte die „Superkraft“ von Oz Cobb. Und deren Wirkungsweise konnte vor allem hinten heraus eindrucksvoll unter Beweis gestellt werden.

So ist „The Penguin“ vielleicht nicht ganz der Überhit, den zumindest ich mir erhofft hatte, aber definitiv hochwertiges Drama abseits des Einerlei, das einen Blick wert ist. Und das selbst, wenn man es sonst nicht so mit Comic-Verfilmungen hat und „The Batman“ nicht unbedingt sehen muss. „The Penguin“ funktioniert auch so vortrefflich.

Bilder: HBO

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Montag, 11. November 2024, 15:13 Uhr
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