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So funktioniert die neue Netflix-Serie

Review: The Punisher Staffel 1

23. Dezember 2017, 17:17 Uhr

Eigentlich spielte der Punisher in der Netflix-Marvel-Serie „Daredevil“ nur eine Nebenrolle – die kam beim Publikum aber so gut an, dass man sich entschloss, dem Punisher eine eigene Serie zu widmen. Zurecht, wie sich nach dem Konsum der ersten Staffel zeigt. Wer auf knallharte, rigorose Action aus ist, zu der außerdem noch eine kluge Story erzählt wird, liegt bei „The Punisher“ richtig.

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Zunächst ordnen Regisseur Tom Shankland und Autor Steve Lightfoot den aktuellen zeitlichen Moment der Handlung ein. Wir erleben, dass sich Frank Castle immer noch auf seinem Rachefeldzug befindet und eine Verbrechergruppe nach der anderen auslöscht. Castle geht dabei vollkommen rücksichtslos um, was Shankland auch genauso rücksichtslos zeigt. Dann finden wir uns einige Monate später auf dem Dach eines Hochhauses wieder. Frank nennt sich jetzt Pete und lässt seine Aggressionen an Betonwänden aus. Er bewohnt ein karges Ein-Zimmer-Appartment und möchte mit anderen Menschen nicht viel zu tun haben. Korrigiere: gar nichts zu tun haben. Ihm ist nur eine Verbindung geblieben: die zu Karen Page, die ihre Rolle als Journalistin glücklicherweise in dieser Serie weiterspielen darf. Vertrautheit stellt sich ein, wenn sie auftaucht, bei Frank wie bei uns.

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Bevor man sich ernsthaft fragt, was die Serie denn nun eigentlich erzählen möchte, nachdem Frank seine ‚Mission‘ ja eigentlich in den ersten Minuten der Serie erfüllt hat, nimmt der neue Plot Fahrt auf. Frank wird entdeckt, von Micro, also jemandem, der sich auch hinter einem Pseudonym versteckt und offensichtlich so clever ist, dass er den für tot gehaltenen Frank Castle aufspürt. Frank ist natürlich gleich aufgescheucht, kommt dank seiner Cleverness Micro auf die Spur. Es geht um Franks Militärvergangenheit, die in gewisser Weise mit Micro verbunden ist, und für die sich dann auch Homeland Security interessiert. Dort wird mit Dinah Madani eine neue Agentin installiert, die sich für ein Ereignis interessiert, mit dem Frank Castle mit seiner Einheit intensiv eingebunden war.

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Damit haben wir das neue Setting der Serie fixiert: Es geht um die Kriegsvergangenheit von Frank Castle, um die Auflösung eines Verbrechens korrupter Regierungsbeamter und um das Thema Familie. Das Autoren- und Regieteam breitet diese Story jetzt sehr schön aus.

– Die Kriegsvergangenheit wird ohne Zurückhaltung gezeigt: Kämpfe, Blut, Folter, Aggressionen, Hass – wir bekommen die Härte und die Kälte des Krieges unverblümt präsentiert, nicht um der Gewalt wegen, sondern um zu zeigen, was Frank Castle zu dem gemacht hat, was er ist: Eine Kampfmaschine, die ohne Reue vorgehen kann und der praktisch alles genommen wurde, was ihr wichtig war. Dazu machen die Autoren noch einen Nebenkriegsschauplatz auf: In einer Veteranengruppe wird die ganze Abscheulichkeit des Krieges thematisiert. Das Trauma, dass Soldaten im Krieg entwickeln können, und die Bedeutungslosigkeit, in der sie nach der Rückkehr stecken, von der Gesellschaft verstoßen und unbeachtet.

– Die Charaktere der korrupten Beamten werden toll entwickelt. Es sind nicht die einfachen Schreibtischtäter oder die doofen Polizisten, die aus der Machtzentrale alles steuern, sondern sie können auch selbst gehörig austeilen. C. Thomas Howell spielt Carson Wolf dabei genauso überzeugend wie Paul Schulze William Rawlins. Demgegenüber stellen die Autoren die Homeland Agentin Dinah Madani, die irgendwie selbst in den Kriegsskandal verwickelt ist, allerdings mehr als Betroffene. Auch sie möchte die Hintermänner zu Fall bringen, wodurch sich eine gemeinsame Ebene mit Frank Castle ergibt. Dass sie zufällig mit Franks bestem Freund Billy Russo zusammenkommt, ist natürlich dramatisch arg zugespitzt, macht im Gesamtgefüge allerdings Sinn.

– Castle hat seine gesamte Familie verloren, und es schmerzt ihn fast noch mehr, dass sie wegen ihm getötet wurde – das gibt seinem Rachefeldzug eine besondere Note. Freunde werden deswegen für ihn noch wichtiger: Billy Russo bezeichnet er als seinen Bruder, Curtis ist ein wichtiger Vertrauter, und Karen Page bezeichnet er auch als seine Familie. Das Thema Familie ist auch der Punkt, der dafür sorgt, dass Micro und der Punisher letztlich zusammenarbeiten. Frank fühlt sich für die Familie mitverantwortlich, mischt sich in die Erziehung ein und leistet Hilfestellung, wo er nur kann. Dass er am Ende die Familie allerdings für sich alleine lässt, zeigt, dass Castle nochmal eine so enge Bindung nicht eingehen möchte. Das ist Micros Familie, de Punisher gehört die Straße. Dass er am Ende dan in Curtis‘ Stuhlkreis sitzt und von sich erzählt, ist zunächst nicht so passend, führt aber zu einem starken Ende mit Castles Selbsterkenntnis, dass er vor allem eines empfindet – Angst.

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So bekommen wir eine absolut runde Geschichte präsentiert, die jede Menge Action und harte Szenen bietet, dabei aber noch genügend Tiefgang hat, damit man sich als Zuschauer bestens unterhalten fühlt. Die Story ist zwar mitunter vorhersehbar, die vielen kleinen Facetten der Charaktere, die es zu entdecken gilt, und die durchweg tollen schauspielerischen Leistungen von Jon Bernthal & Co. sorgen aber dafür, dass man darüber gerne hinweg sieht und sich lieber dem Spektakel auf dem Screen hingibt. Und die Staffel macht Lust auf mehr, so dass man sich auf Staffel 2 schon freuen kann. Für mich ist es neben „Daredevil“ die bislang beste Adaption von Netflix, was den Marvel-Stoff angeht.

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Samstag, 23. Dezember 2017, 17:17 Uhr
Marvel's The PunisherNeue SerienReview
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