Am 17.05.2019 begann endlich wieder das schlechte Wetter. „The Rain“ ging wieder los. Und ich bin hin- und her gerissen. Ist es ein Nieselregen oder doch ein Platzregen gewesen?
Die sogenannte „Scandic Noir“-Stimmung ist erhalten geblieben. Die Schauspieler haben mich mal wieder überzeugt. Der Soundtrack war super. Einige Ideen, wenn auch nicht neu, wurden zumindest schön in die Geschichte eingesponnen. Leider waren ein paar Handlungen vorhersehbar und das Drehbuch manchmal lustlos. Andere Abläufe wurden nicht bis zum Ende mitgenommen. Die neuartige Unschuld von Staffel 1 ist weg. Die sechs Folgen waren für mich ein echter Rollercoaster. Gut – Nicht gut – Naja – Super – Geht so – Muss ja – Wow….
Regenradar
Die Gruppe um Simone und Rasmus flüchtet vor Apollon zu einer „Rebellenstation“, wo angeblich der Virus vernichtet werden kann. Auf dem Weg dorthin sehen sie, dass nun auch Pflanzen betroffen sind. Dort angekommen treffen sie auf die Wissenschaftler Fie und Jakob. Wenig später trifft Rasmus Jakobs schwerkranke Schwester Sarah mit der er zärtlich anbandelt.
Apollon setzt die Auftragskillerin Kira auf Rasmus an. Sie wollen ihn lebend. Für die anderen haben sie keine Verwendung. Wir wissen alle, dass das der Code für „Murks sie ab“ ist. Doch Kira hat ihre ganz eigene Agenda.
Rasmus ist der Träger des Virusses, der alle bedroht. Nun ist er aber nicht nur einfach Patient Zero, wie man am Ende von Staffel 1 mitbekommen hat, sondern er ist von dem Virus in Besitz genommen worden. Der Virus beginnt sich selbst im Körper von Rasmus zu schützen. Simone, die Himmel und Hölle in Bewegung setzt, um ihren Bruder zu heilen, wird zu einer großen Bedrohung. Martin und Simone streiten sich, weil Martin in Erwägung zieht, Rasmus an Apollon auszuliefern und Jean und Lea haben auch keine dauerhafte Zukunft. Patrick macht wie immer patricktypische Dinge, stößt dabei aber überraschend auf wichtige Informationen. Rasmus und Sarah gehen in den Freizeitpark. Muss man auch mal machen.
Dafür, dass es im Untertitel heißt „You can’t survive alone“ zersplittert die Gruppe rasch in viele Einzelteile. Und selbst zum Schluss haben alle nicht wieder zueinander gefunden. Im Gegenteil…
Das Wetter? Von allem etwas!
Was mir an der Staffel sehr gut gefallen hat, war die Verschiebung der Schwerpunkte. Nicht mehr die Flucht vor dem Regen ist der wichtigste Bestandteil, sondern „Was können wir tun?“. Und Simone ist auch nicht mehr die gefühlte Hauptperson, sondern ihr kleiner Bruder, der langsam lernt seine tödlichen Superkräfte zu kontrollieren. Der Regen selbst spielt gar keine große Rolle mehr in der Staffel.
Skandinavien kann einfach nicht so groß sein, denn wieder werden Orte, wie schon in Staffel 1, mit traumwandlerischer Sicherheit gefunden.
Anstrengend fand ich, das Ideen-Gestopfe. Ja, die Staffel hat nur sechs Folgen. Aber die Ideen, die aufgegriffen wurden, hätten für zwei weitere Serien gereicht. Man bekam so ein flaues „Lost“-Gefühl im Magen. Ich liebe „Lost“, aber ich hoffe, dass die Macher von „The Rain“ ein besseres Ende für ihr Werk erschaffen.
Der Soundtrack war wieder super. Die Musik war sehr stimmungsangepasst und hatte trotzdem bekannte Themen aus der ersten Staffel. Die englische Synchronisation war angenehm zu hören. Ich kann also zu dem „Vati“-Problem von der letzten Staffel nicht viel sagen.
Die Rollen der einzelnen Figuren aus Staffel 1 wurden sehr konstant weitergeführt. Die Handlungen waren nachvollziehbar und schlüssig. Leas Suche nach innerer Führung wird von ihrem Pessimismus gebremst. Was aber nach ihren jüngsten Erlebnissen nachvollziehbar ist. Patrick ist eigentlich nicht mein Favorit, aber wie seine Rolle ausgebaut wurde, fand ich spannend. Daran kann man erkennen, dass alle Charaktere der Serie ausbaubar sind und die Macher das durchaus im Auge haben.
Ach ja, Simone, mein Herz. Du bist ein echtes Wunderkind. Nicht nur, dass Du einen eingebauten Kompass in deinem Hirn hast, nein, überdies hast du dich autodidaktisch in deinem Bunker oder im Rebellenstützpunkt zu einer Wissenschaftlerin ausgebildet. Wenn du doch das Gegenmittel selbst suchen kannst, dann hättest du doch eigentlich nur das Equipment gebraucht, oder? Dieser Ablauf hat mich nicht überzeugt. Aber wie sehr sie mit den letzten Worten ihres Vaters hadert, schon.
„…if they fail, you have to kill him!“
Ein bißchen Herz-Schmerz gehört natürlich auch in eine Postapokalypse. Ist doch klar. Wozu sonst der ganze Streß? Martin und Simone, Rasmus und Sarah und selbstverständlich das kauzige Pärchen Jean und Lea.
Die letzte Folge hat an den Erfolg der ersten Staffel anknüpfen können. Der letzte Auftritt von Rasmus, die Wut über Sarahs Tod, Simone rettet Martin, Simone erschießt Rasmus, Jean wird zum Bösewicht, Fie muss alleine für den Fortbestand der Spezies sorgen. Wahnsinn!
Und was mich am meisten freut: Ich kann dies alles schreiben und trotzdem habe ich nichts verraten. In der letzten Folge ist alles anders, als man denkt! Ein bisschen mehr davon in der ganzen Staffel verteilt und sie wäre ein Unwetter ungeahnten Ausmaßes geworden!
Wetterprognose
Die Chancen auf eine dritte Staffel stehen gut. Die Darsteller haben schon alle gesagt, dass sie gerne weiter bei dem Projekt bleiben würden. Es gibt genügend offene Fragen, um noch eine vierte und fünfte Staffel zu bestreiten. Bisher hat Netflix die dritte Staffel von „The Rain“ allerdings noch nicht offiziell bestellt. Aber vermutlich brauchen wir mit einer Ausstrahlung nicht vor Mai 2020 zu rechnen.
Bilder: Netflix
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