Diese Woche hat man das Gefühl, dass den Machern aufgefallen ist, dass die Staffel nur zehn Episoden hat und man plötzlich einiges bewegen muss. Das wird mit vielen Grundsatzentscheidungen erzwungen und liegt in der Wirkung irgendwo zwischen epischer Game of Thrones-Episode und übertriebener Dämlichkeit.
„Best sales pitch ever.“ (Eph)
Aber zu den einzelnen Stories. Council Woman Justin Feraldo verliert nicht nur so ziemlich jeden Stadtteil New Yorks, sondern auch ihren Rückhalt. Einer dieser Aspekte, der mir zu plötzlich kommt. Und im ganzen „Ausreise“-Durcheinander treffen NATÜRLICH unsere Gruppen MAL WIEDER aufeinander. Der langsame Angel per Pedes – super Fluchtplan! Wieso bleiben die eigentlich nachts nicht drinnen? Klar, akute Zeitnot, aber in dem Auto hätte man durchaus eine Nacht überlebt. So spielt die Serie munter George Martin und lässt binnen weniger Minuten eine Hand voll Haupt- und Nebenfiguren sterben. Eigentlich schon fast löblich, denkt man bei Feraldos zweiter Augen-OP bereits „wie wird die denn DA jetzt wieder rausgeboxt?!“ – und am Ende hagelt es Rückschläge und nur Gus und seine ewige Suche nach der Haupthandlung bleibt uns erhalten. Das grenzt an Realismus.
Fliehen will eigentlich auch Fet, der aber irgendwie alleine mit der Idee in seiner Retter-Gruppe ist (was auch unsinnig erscheint, dürfte er am meisten mit NYC verbunden sein). Aber gut, vielleicht war er auch von diesem unsagbar unsinnigen Gasmasken-Streich erschrocken und will einfach nur weg. Als kleine Wiedergutmachung erhalten wir ein paar Sekunden lang die Sicht eines Spinnenkind-Strigois zu sehen und erhalten eine recht imposante Demonstration. Die neue Boombox scheint jedenfalls eine deutliche Steigerung zu sein. Das ist deutlich überraschender als die Wiederkehr von Quinlan (die ich eher an den Beginn der nächsten Folge gesetzt hätte, aber sei’s drum…).
Der vielleicht am zentralsten gedachte Handlungsstrang betrifft jedoch Eldritch Palmer. Ein Zeitsprung zeigt will ihn uns näher bringen und menschlicher erscheinen lassen. Der junge Eldritch hat gerade eine Niere verloren und Daddy bietet ihm einen Whisky an – herrlich. Ansonsten bleibt viel Pseudo-Emotionalität, ein bisschen Rache, ein bisschen Wiedergutmachung – und ein (hoffentlich) selbstironischer Kommentar der Produktion.
„You look older than I do.“ (Papa O’Neill)
Die 30 Jahre sind nämlich deutlich schwerer an Eldritch vorbei gegangen als bei seinem Dad. Ähnlich enttäuschend läuft es auch mit der verlorenen Fracht ab. Die ist plötzlich (endlich zeigt sich mal wirklich, welche weltliche Macht und Beziehung Palmer hat!) sehr leicht zu beschaffen und wirkt deutlich langweiliger als zunächst aufgebauscht. Kann mir nicht vorstellen, dass das alles war.
Gelungen fand ich abschließend noch die Gegenüberstellung zwischen der 2002er Vereinbarung und dem heutigen Status der „Partnerschaft“ zwischen Palmer und Eichhorst. Auch wenn der End-Move etwas drüber war – Badass Eldridge is in the house. Und dürfte damit endgültig zu den Guten gewechselt haben.
Der Straßen-Showdown, die Boombox und das Eichhorst-Attentat. Eigentlich gab es drei handlungsbezogene Highlights der Staffel zu sehen. Und doch wirkt es sehr inszeniert aneinander gereiht, als hätte man sich diese Plot-Punkte bewusst aufbewahrt, um sie konzentriert raus zu hauen. Das wirkt leider nicht immer logisch und nachvollziehbar. Dennoch war die Episode insgesamt durchaus unterhaltsam und kurzweilige – und am Ende sind wir eben deutlich strukturierter ausgerichtet, was den weiteren Verlauf angeht.
Nächste Woche dann das Finale, das auf den Titel „The Fall“ hört. Man darf gespannt sein, ob der große Master tatsächlich zu Fall gebracht wird, oder sich Palmer / Setrakian sich den Fuß bei einem Ausrutscher in der Dusche prellen.
Bilder: FX
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