Irgendwie ist alles wie in alten Zeiten. Es gibt den einen oder anderen Rückbezug und nostalgischen Gedanken, rund drei Staffeln und 41 Handlungstage nach der Flugzeuglandung im Pilot. Erneut erzählt uns der alte Setrakian vom Krieg. Seine Erzählerstimme spannt den Rahmen für ein Finale, das unbedingt ganz doll groß sein möchte, dabei aber die kleinen Dinge des Storytelling-Handwerks leider etwas außer Acht lässt.
„One final spin of the wheel. This is the endgame for both of us.“ (Palmer)
Natürlich wird das Sieb-Modell „Eichhorst“ als Einzelanfertigung und Sammlerstück weiterhin geschätzt. Schaut jetzt ein bisschen aus wie Ben Tewaag… Aber ein bisschen Make-up und alles ist wieder schrecklich – hooray.
So ist der Status Quo eigentlich wieder hergestellt. Zach geht das erste Mal Gassi mit seinem neuen Haustier und dressiert es fleißig weiter. Es wird sogar gar nicht so unklug demonstriert, wie er eine Beziehung zu „ihr“ aufbaut. Ein erster Punkt, bei dem vielleicht die ein oder andere weitere Folge (diese Staffel wurden ja nur 10 Episoden bestellt) gut getan hätte. So wird mehr oder weniger eine Entwicklung versucht binnen drei kurzer Szenen darzulegen. Geht einigermaßen, aber hinkt wie ein Einbeiniger nach dem Kampfsaufen.
„Let’s sink that son of a bitch!“ (Eph)
Aber kommen wir zum total ausgetüftelten Plan einer Falle! Der ist eigentlich auch total schlau, wäre da nicht diese Übermenschlichkeit eines gewissen Gegenspielers. Dass der dann aber doch derart schnell einen solchen Weg wählt, kam durchaus überraschend. Palmer erhält ein bisschen lebensverlängernden Hummus eingetrichtert und schwupps, ist er der Master. Netter, da unvorhergesehener Move, der durchaus als Gamechanger fungiert.
„Jahh, ick bien ess, Thoomass.“ (Master)
Verwirrt war da nicht nur Eichhorst, in welcher Form der Master plötzlich da ist. Das Spiel von Jonathan Hyde als besessener Eldritch Palmer hat mir in der „Gewöhnungsphase“ durchaus gefallen, allgemein mag ich seine Art sehr. Weniger gefallen hat mir dann der eigentliche „Kampf“. Der wird nämlich schnell auf sehr billige und seltsame Art und Weise entschieden. Das Signal funktioniert (wieso beeinflusst es Quinlan eigentlich so überhaupt nicht?) und ein einfacher Gürtelgriff reicht, und die Sache ist im Sarg. Ging mir alles etwas zu fix und reibungslos (ganz davon abgesehen, dass der Master da komplett alleine auftaucht…).
Aber natürlich war das nicht alles – das eigentliche Drama folgt noch. Wir werden nicht nur daran erinnert, wie es ist, wenn Zach (mal wieder) seine Mutter verliert, sondern auch, was für ein unwiderstehliches Arschlochkind er doch ist. Man hatte bereits beim „hier darf aber nur der Master drauf drücken, verstanden?“-Spruch gewusst – das wird böse enden. Immerhin wurde ein bisschen Budget in den Hand genommen, um die Explosion der Freiheitsstatue einigermaßen standesgemäß zu inszenieren.
Etwas billig wirkt jedoch erneut der Ausweg, den die Macher für den Master erdacht haben. So eine Silberbox hätte man doch direkt in zigtausend Ketten legen und verschließen müssen. Und so liegen am Ende rund acht Minuten zwischen Rettung und vermeintlicher Auslöschung der Menschheit…
„Kamm. Kamm!“ (Eichhorst)
Und gerade wenn es spannend wird und wir endlich mal richtiges Chaos in der Stadt sehen, ist es vorbei. Schade!
Das Ende hat sich tatsächlich wie ein stimmiges Staffelfinale angefühlt. Der Weg dahin war jedoch erneut etwas über-inszeniert. Der große Showdown war keiner, Zufall reiht sich an Zufall und die Logik wurde bereits so oft über Bord geworfen, dass sie seekrank geworden sein muss. Aber es hat durchaus Spaß gemacht und war hier und da sogar ein ganz klein bisschen spannend. Dass es dann aber eigentlich nur eine Person wirklich dahin gerafft hat („Mami?!“) ist irgendwie enttäuschend. Man merkt, dass „The Strain“ sich nicht traut, endlich zu werden. Vielleicht, weil man hofft, doch noch ein globales Chaos auf die Mattscheibe bringen zu können. Ich fürchte aber Schlimmes…
The Strain – Season 3
Die Staffel war tatsächlich ganz okay. Zwei größere Ausfälle in der ersten Hälfte, gegen Ende hin erfreulich konstant. Natürlich muss man den Trash-Faktor immer wieder ausblenden, aber es wirkt deutlich stringenter und runder als in Staffel 2 (vielleicht ja auch wegen der kürzeren Folgen-Anzahl).
Ich habe mich größtenteils unterhalten gefühlt und hatte Spaß an deutlich besseren Aufnahmen und teils sehr gut geschriebenen Dialogen. Ich habe das Gefühl, dass die Serie mittlerweile weiß, dass sie eben eher „Guilty Pleasure“ als großes Heimkino ist. Der nie wirklich rüber zu bringende Ernst ist etwas mehr One-Linern gewichen. Leider bleibt noch immer das Gefühl, dass der Großteil sehr inszeniert ist, um eine gewisse Story hinzubiegen. Und alleine die Tatsache, dass Gus es erneut geschafft hat, eine Staffel außerhalb der Hauptstory zu verbringen, kotzt mich dann doch gelinde an…
Ausblick
Aber BESTIMMT sehen wir ihn in Staffel 4 wieder. Und dann muss er einfach eine tragende Rolle einnehmen – und wird er sicherlich. Die Macher stehen auf Rahmenbildung, wieso sollte also nicht der, der den Master nach New York gekarrt hat, ihn auch wieder heraus manövrieren? Denn die vierte wird auch die letzte Staffel der Serie sein. Und so hoffe ich, dass man von recht peinlichen Hinbiegereien wie der erneuten Flucht des Masters absehen wird. Ein schön kompaktes Finale über ein paar Folgen – das wäre doch was.
Vermutlich werden ein paar Figuren dran glauben. Vielleicht Dutch als zentrales Element der Liebeleien, Setrakian in seinem letzten Versuch, den Master zu stürzen – und hoffentlich Zach. Ich fürchte aber, dass das eher auf ein Papa-Sohnemann-Happy End hinauslaufen wird. Vielleicht wechsele ich doch noch zum #TeamMaster…?!
Bilder: FX
Hab auch kurz gestutzt, warum Quinlan nicht beeinflußt wird. Aber anscheinend ist es halt nur die „Master“-FQ, die die Minion-Strigois und den Erschaffer stresst.
Ausserdem ist Quinlan sowieso der Daywalker-Chosen-One, kann alles und hält alles aus (inkl. mini-nuke blast).
Ja, vermutlich. Ist ja auch nur des Masters Frequenz, dennoch irgendwie seltsam. Und gut, dass du das mit der Mini-Nuke ansprichst – die zweite lässt die Welt unter gehen, die erste aber nur ein Gebäude einstürzen? Zumindest wurde immer von zweien gesprochen, nicht von einer Nuke und einer „kleinen Kofferbombe“.
ich glaube sie versuchen das mit der Art der Anwendung zu erklären. Palmers Security Chef erklärt das Einstürzen der Gebäude und die Eindämmung mit „a tactial nuke could do that“.
Trotzdem sehr vage. Genau wie das Ende. Wieso löst eine(!) mini A-Bombe in NYC den Untergang der Welt aus?
Naja, die Welt geht ja nur indirekt unter, weil so der Plan der Strigoi weiter aufgeht. Natürlich ist nicht die komplette Welt von der Nuke betroffen. :)
Aber schon beachtlich, was so eine Kellerdecke so alles aufhält – eigentlich müsste Quinlan ja bezeugen können, ob es einen Unterschied zwischen den Bomben gab – immerhin hat er beide einfach mal so überlebt.
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