Ein halbes Jahr lang wurde gerätselt, wie sich denn dieser Cliffhanger auflösen würde. Wen streckt Negan nieder mit Lucille? Wenn erwischt es aus Ricks Gruppe in „The Walking Dead“? „The Day Will Come When You Won’t Be“ dürfte zu einer der Serienfolgen zählen, auf die viele Serienfans mit größter Spannung gewartet haben. Und nach dem umstrittenen Cliffhanger wird jetzt mit dem Start von Season 7 endlich die Auflösung präsentiert – und das auf extreme und brutale Art und Weise.
Die ersten Sekunden der neuen Staffel kannten wir ja schon dank des Teasers von AMC von vor einigen Tagen – da war schon klar, dass es Rick nicht erwischt hat. War auch nicht zu erwarten, dass die Showrunner die absolute Hauptfigur der bisherigen Serie aus dem Spiel nehmen würden. Auch jetzt nehmen sich Autor Scott M. Gimple und Regisseur Greg Nicotero Zeit, viel Zeit. Zwar setzt die Folge direkt am Staffelende an, wir werden dann aber erstmal mitgenommen auf einen Ausflug von Negan und Rick. Negan zerrt Rick ins Wohnmobil, vorbei an einem Fleckchen – Mensch? Kurzes Gefühl von Unwohlsein kommt in einem hoch, ehe sich die Story auch schon weiter dreht. Im Wohnmobil geht’s rein in die Walker-Menge, wo sich Rick erstmal beweisen muss. Er muss sich Negan beweisen, besser gesagt.
Flashbackartig schwirren die Erinnerungen von Rick an seine Mitstreiter durch seinen Kopf – und über unseren Bildschirm. Das Stilmittel wurde ja schon beim Comic Con-Trailer vor einigen Wochen benutzt und hatte nicht gerade Begeisterungsstürme ausgelöst. Sah mehr nach billiger 90er Serie aus, macht hier aber einen etwas besseren Eindruck, da schnell geschnitten und ins absolut verwirrende Setting integriert.
Dann bekommen wir die Auflösung, wen’s getroffen hat: Es gibt nochmal das Auswahlspielchen aus der letzten Folge zu sehen, ehe Negan einschlägt auf – Abraham. Wir als Zuschauer sehen’s aus der Perspektive von Rick, bekommen mit, wie sich Abraham zunächst nicht beugen möchte, sich aber mit dem zweiten und dritten Schlag – ok, schwieriges Wortspiel – geschlagen geben muss. Abraham gehörte sicherlich zu den Kandidaten, auf die mit am meisten im Vorfeld getippt worden war. Wie Negan dann mit ihm umgeht, ist extrem hart, und das so zeigen zu können, war sicher mit ein Grund, warum man die Folge Greg Nicotero anvertraut hat.
Dann Ricks Moment auf dem Wohnmobil – wir fühlen uns zurückerinnert an die Anfänge der Serie, als Rick ebenfalls auf einem Fahrzeug liegend umringt war von Walkern, hoffnungslos und am Ende. Damals rettete ihn Glenn aus dieser ausweglosen Situation, doch der wird ihm nicht mehr helfen können – denn Negan nimmt sich dann doch überraschend auch noch Glenn vor. Dieses Mal wird’s noch extremer gezeigt, denn nach einigen Schlägen zeigt sich Glenn immer noch aufrecht, aber schon mit halb zertrümmertem Schädel und hervorgequollenem Auge – Comicleser werden zur Kenntnis nehmen, dass dieser Moment nicht so schlecht hier in der Serie umgesetzt worden ist.
Und als wäre das nicht alles schon bedrückend genug, setzt Negan noch einen drauf – zurück in der großen Runde, macht er klar, dass Rick immer noch nicht so reagiert, wie er es gerne hätte. Er will den einstigen Anführer gebrochen vor sich sehen, zur Selbstaufgabe getrieben, Negan vollkommen hörig. Sein letztes Mittel ist Sohn Carl – die Entscheidung, vor die Negan Rick stellt, könnte extremer kaum sein. Greg Nicotero bringt uns in diesen Momenten mit der Kamera ganz nah ran ans Geschehen – ein Stilmittel, dss er früher schon gerne und wirkungsvoll eingesetzt hat. Wir sind in diesen Momenten auf erniedrigter Augenhöhe mit Rick, wenig später sogar auf Augenhöhe mit dem am Boden liegenden Carl – aber nie auf einer entspannten Höhe mit Negan. Die Situation spitzt sich enorm zu – bis Negan erkennt, dass er hat, was er wollte.
Rick ist gebrochen, die Gruppe buchstäblich am Boden, zurückgelassen von Negans Gruppe, aber trotzdem jederzeit in dessen Zugriff. Aufkommenden Kampfeswillen bei Maggie erstickt Rick, er sieht keinen Sinn mehr im Kampf – die Truppe verlässt den tragischen Ort. Am Ende bekommen wir noch eine großartige Einstellung auf Ricks Gesichtsausdruck – auf die Angst und Leere in seinen Augen. Was für eine enorme Fallhöhe, vom Anführer zum gebrochenen Untergebenen eines neuen, brutalen Leaders.
Bei aller Brutalität muss man auch sagen, dass die Folge aus schauspielerischer Sicht absolut sehenswert ist. Jeffrey Dean Morgan als Negan und Andrew Lincoln als Rick spielen hier wirklich großartig. Negan nimmt man seine Härte und seine Wahnwitzigkeit jederzeit ab, und Ricks Fall von der ersten Drohgebärde am Folgenanfang und der absoluten angstvollen Leere am Ende ist extrem stark gespielt.
Wohl selten gab’s in einer Serie einen so brutalen Richtungswechsel wie zwischen Staffel 6 und 7 hier bei „The Walking Dead“. Brutal mit Blick auf die Veränderung, aber auch mit Blick auf die Umsetzung. Man kann’s als Zuschauer kaum mit ansehen, und steht immer unter Spannung, was wohl als nächstes noch auf Rick und die Gruppe einprasseln wird. Die Showrunner sind vor einem halben Jahr auch kritisiert worden für den enormen Cliffhanger, aber sie haben die Kritik mit einer extrem starken Folge beantwortet, über die sicher nicht nur Fans der Serie, sondern auch Fans von Serien noch lange sprechen werden.
PS: Ach, am Ende gab’s dann doch noch ein bisschen heile Welt. Eine Zusammenkunft aller Protagonisten an einem Essenstisch, unter freiem Himmel, bei bester Laune, und alle sind sie da – fühlt sich ein bisschen wie „lost“ an. Ein Bild, wie es hätte sein können, das es in Wirklichkeit so nicht geben wird. Das wissen wir jetzt – und das weiß Rick – jetzt.
Krasse Folge! Ziemlich brutal und blutig und schon extrem, wie deutlich hier alles gezeigt wurde. Ich sollte mir definitiv abgewöhnen, beim Essen Serien zu schauen, gerade TWD ist eher weniger ein Appetitanreger. Jeffrey Dean Morgan als Negan fand ich auch richtig gut, Andrew Lincoln war okay, aber so richtig vom Hocker gerissen hat er mich nicht. Interessant, dass die Tipps, auf wen Negan es abgesehen hat, hauptsächlich für Abraham und Glenn abgegeben wurden – und es letztendlich beide traf. Hab ich nicht mit gerechnet.
Bin total gespannt, wie es nach dieser Folge weitergehen wird. Habe ein bisschen Bedenken, dass nach dem großen „Schlag“ eine ausgeprägte Flaute kommt.
Na toll, meine beiden Tipps sind Realität geworden. Ich habe wirklich damit gerechnet, dass es Glenn trifft, aber als es soweit war, war ich wirklich sehr getroffen. Mein absoluter Liebling :( Jetzt muss ich viele Reruns einlegen.
Die Folge war sehr brutal. Natürlich hatte das seinen Grund , denn Negan ist nicht irgendein Villain, sondern DER Villain etc.
Insgesamt gefällt mir die Richtung, in die Season 7 zu gehen scheint, nicht so. Natürlich schaue ich erstmal weiter, aber begeistert bin ich nicht.
Ich bin auch recht zufrieden – habe ja auch quasi beide „getippt“. ;)
Muss Kira zustimmen, dass Andrew Lincoln jetzt nicht DIE Klasse war, die ich erhofft hatte. Zumindest nicht durchgehend, auch wenn die Aufgabe, hauptsächlich mit Augen und Blicken zz spielen sicher nicht ganz einfach war.
Als Comic-Fan bin ich sehr überrascht wie sehr mir Negan bisher gefällt. Kann sicherlich noch eine Schüppe exzentrischer werden, aber gerade die erwähnte Glenn-Szene hat mich sehr zufrieden gestellt (das Auge!).
Ansonsten hatte ich zu Beginn der Axt-Story noch die ganze Zeit gehofft, Rick würde eine Hand verlieren. Naja, man kann nicht alles haben. Bin jedenfalls froh, nicht enttäuscht worden zu sein und würde eine 4 geben. Und jetzt bin ich gespannt, wie Lincoln die weitere Staffel über spielt.
Das mit der Hand wird glaube nicht mehr passieren. Ich denke, dass das zu aufwendig ist. Kann aber verstehen, dass man das aufgrund der Vorlage sehr gerne sehen würde.
Das haben sie ja so auch bereits x-fach argumentiert, sonst wäre es ja auch längst geschehen. Dadurch war die Arm-Szene für mich auch irgendwie gar nicht soo spannend. Lediglich der „haben sie jetzt doch Mittel und Wege gefunden, das vll. bei einer kleineren Figur umzusetzen?“-Gedanke konnte es etwas fördern.
JDM als Negan zu besetzen war wahrscheinlich die beste Casting-Entscheidung aller Zeiten. Man hasst ihn, aber ein Stück weit hat man dann ja doch irgendwie wieder Sympathien für ihn weil er das Ganze mit einer „Leichtigkeit“ durchzieht die man in TWD bislang nicht gesehen hat, er ist gewissermaßen der Herr der Psychospielchen.
Ich hatte ja von Anfang an damit gerechnet das es zwei Leute treffen würde („First one’s free, it’s an emotional moment, I know“) allerdings gehörte Glenn nicht zu meinen wahrscheinlichen Kandidaten da ich davon ausgegangen bin das man sich gegen eine „Comickopie“ entscheiden würde und stattdessen ein B-Castmember wie Eugene oder Rosita wegknüppeln lassen würde.
Alles in Allem eine sehr geile Folge bei der man allerdings hauptsächlich damit beschäftigt war sich zu überlegen welch grausame Dinge man Negan gerne zur Befriedigung der persönlichen Rachegefühle antun würde ;-)
Woa, eine emotionale Achterbahnfahrt deluxe, aus technischer Sicht für mich eines der größten Serienereignisse der letzten Jahre und definitiv eine Folge, die ich mir weg-„blitzdingsen“ möchte um sie nochmal zu sehen. Und nochmal. Und nochmal wsw. Ich musste die ganze Zeit an Ozymandias denken, auch wenn bei tWd natürlich andere Aspekte zählen.
Interessant finde ich, wie die Meinung über Andrew Lincoln auseinander gehen wobei ich eher zu der Fraktion zähle, die seine schauspielerische Leistung sehr zu würdigen weiß, so auch in dieser Folge. Ich denke, wenn er rational/cool geblieben wäre hätte die Glaubwürdigkeit dieser Serie mit Zombies doch arg gelitten, der bedrohliche (Unter)Ton wäre verpufft.So aber blieb er weitesgehend sprachlos und überfordert mit der Situation. Wie grob geschätzt 95% der mitfiebernden Masse auch.
Thx für die Review, wir bleiben gespannt :-)
Hehe, das mit dem Blitzdingsen hast Du schön gesagt, sehe ich genauso. Ist definitiv beim ersten Schauen ein einmaliges Erlebnis. Deswegen war ich auch froh, der Versuchung widerstanden zu haben, die Folge aus Neugier schon morgens irgendwie auf dem Smartphone oder Tablet wegzugucken, sondern gemütlich abends vor dem Fernseher. :-)
Kurz zu Lincoln: Ich fand das keineswegs schlecht und gerade mit einigem, was „früher“ gezeigt wurde, war das schon echt gut und gerade das „nicht-agieren“ und Nervöse hat klasse gepasst, keine Frage. Ich finde nur, dass JDM ihn eben deutlich an die Wand genagelt hat, um das Bild mal im Folgen-Kontext zu behalten (wobei er natürlich auch deutlich mehr Spiel im Spiel hatte…). Das war gut, aber eben nicht episch.
Ging mir ähnlich, allerdings konnte ich erst gestern gucken und das Wochenende war die Hölle. An jeder (virtuellen) Ecke Vermutungen und Spoiler. Hätte ich da irgendwas erfahren, ich glaube, es wäre MINDESTENS ein bitterböser Fb-Eintrag fällig gewesen :-D
Aber es ist immer irgendwie ein erhabenes Gefühl, ein solches Serienereignis zu schauen und zu wissen, das sich etliche Menschen weltweit ebenfalls Fragen: „What. The. Fuck ?!“ ^^
Kurze offtopic Frage, die mich echt interessiert und meiner Meinung nach nämlich auch stark in die Bewertung der schauspielerischen Leistung einfließt:
Schaut ihr TWD O-ton oder deutsche Synchro?
O-Ton – ansonsten macht die Einschätzung natürlich weniger Sinn. ;) (wobei er ja eh nicht viel gesagt hat)
Also ich schau die Folgen immer im O-Ton :) Ich fand Lincolns Schauspiel auch nicht schlecht, aber wie Maik schon sagte, im Vergleich zu JDM konnte er dann doch nicht richtig mithalten.
Ich habe die Folge jetzt auch gesehen und bin echt geschockt von der Brutalität. Geschichte, Spannung alles super aber muss man so viel Blut zeigen? Die gleiche Dramatik hätte man meiner Meinung nach auch ohne zermatsche Gehirne und herausploppende Augen rüber bringen können.
Für mich war die Brutalität auch schokierend. Zu viel des guten. In den neunzigern wäre sie auf dem Index gewesen. Ich fand aber das schlachten in s05e01 noch schlimmer. Allerdings sah man hier mehr. Eigentlich hat das die Serie nicht nötig.
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