Ha, mein Effekt scheint tatsächlich wieder zu greifen! Nachdem ich letzte Woche aushilfsweise das Wochenreview übernommen hatte, bekamen wir eine zunächst eine solide bis gute und diese Woche gar eine sehr sehenswerte Episode zu sehen. Also schnell eine Portion Popcorn hol – wobei, ne, lassen wir das lieber…
Eine Uhr zeigt 9:11 an. Neben der Tatsache, dass hier ein zahlentechnischer 9/11-Bezug besteht, ist beachtenswert, dass überhaupt mal wieder eine funktionierende Uhr in „The Walking Dead“ zu sehen ist. Zeit ist ja nicht zuletzt aufgrund der letztrigen Zeitsprünge ein bisschen relativ geworden. Und entsprechend werden wir direkt zum Auftakt kurz mit einem quicklebendigen Jesus verwirrt. Wobei klar sein sollte: Jerry wird erst Vater, Carol hat lediglich mittellanges Haar – das wird eine Weile her gewesen sein. Die Szene dient (neben unserer Verwirrung) vor allem dazu, uns zu zeigen, dass Ezekiel die Charter übernommen hat, auf der die Vertreter von Alexandria, Kingdom, Oceanside, Hilltop und Sanctuary einst unterzeichnen sollten.
Im „Dort und Jetzt“ laufen die Vorbereitungen für das große, verbindende Fest auf Hochtouren, wobei der enthusiastische König sein Königreich für die anstehenden Gäste ordentlich auf Vordermann bringen möchte. Unter anderem mit einer Projektbirne, die aus einem alten Kino (sollte da „The Silent Army“ laufen?) befreit werden soll. „Mission Mix“ angeschmissen, ein bisschen Kokosnussöl und ab geht der wilde Ritt.
„Jerry, is this the face of a scared man?!“ – „No comment, your majesty…“ (Ezekiel & Jerry)
So ein Kinosaal voller Walker hat schon was – nur leider bekommen wir ihn nicht zu sehen. Das ist mit der einzige Wehrmutstropfen, der mich diese Folge ein bisschen geärgert hat. Man hat die Kino-Walker-Gruppe zwar auch so bereinigt, aber das Bild mit all den Sitzreihen wäre cineastisches Gold gewesen, so vernünftig inszeniert. Schade. Dass dazu noch die ach so besondere Birne doch recht hanebüchen verloren wird, fällt schon fast unter die obligatorischen Erzwingungs-Momente. Das war nicht wirklich Cobra Strike-mäßig.
„Where did you drop it?“ – „Best guess: middle isle, somewhere between rows R and W.“ (Ezekiel & Jerry)
Relevant für uns und der ideale Übergang zum anderen Thema: Am Ende sieht man ein rotes „Alpha“ auf einem Straßenschild, das alle zu ignorieren scheinen…
Der spannendere Handlungsstrang spielte sich eh in Hilltop ab. Oder besser: vor Hilltop. Denn dort wartet Alpha noch immer und hat ein bisschen Verstärkung mitgebracht, sowie die Alden und Luke, wobei Letzterer keine Maske mehr in seiner Größe bekommen hat. Die ganze Sache mit dem Baby fand ich etwas zu angestrengt, sollte es doch sehr offensichtlich die Kompromisslosigkeit Alphas demonstrieren. Sollte genau das von Alpha so geplant gewesen sein – Touché! Sollte es eine reine Idee der Macher gewesen sein, leuchtet mir nicht ein, weshalb das Baby nicht einfach an einem anderen Ort blieb, das werden wohl kaum alle Whisperer gewesen sein.
Die Zeichensprache Richtung Connie, sowie, dass wir bei ihrer Rettungsflucht ihre vor allem akustische Perspektive erhalten haben, gefiel mir dagegen sehr. Das war eine willkommene Abwechslung zum sonstigen Walker-Action-Gemenge und hat gut die Besonderheit ihrer Situation skizziert. Das dürfte vor allem noch wichtig werden, da Connie gemeinsam mit Daryl auf die Suche nach Henry gehen, der wiederum auf die Suche nach Lydia gegangen ist. Schön fand ich zudem auch, dass in Person von Enid nochmals Bezug auf Carls Abschiedsbriefe genommen worden ist. Gerade die Dynamik der neuen „Jung-Generation“ kann noch sehr wichtig werden.
Hatte „Omega“ bereits recht viel Gefälliges anzubieten, konnte „Bounty“ meiner Meinung nochmals ein Stück Qualität hinzugewinnen. Haarscharf hat man es geschafft, gerade noch den Punkt zu erwischen, an dem Jerry noch nicht zu viel Slapstick rein bringt, sondern zu einer gelungenen Balance zwischen Spannung und Auflockerung beiträgt. Gerade die Darstellung der einst so nah vernetzten und jetzt in komplett unterschiedlichen Szenarien steckenden Gruppen hat mir in seinem Kontrast gefallen. Dazu war alles trotz der multiplen Handlungsstränge angenehm verwoben und es kaum Beanstandungen logischer Natur, was man ja auch mal hervorheben kann.
So bleibt eine Episode, die seit langem mal wieder eine richtig gute Mischung aus durchaus ernstzunehmenden Spannungs- und unterhaltenden Menschlichkeits-Momenten hatte, die in angenehmem Pacing und guten Bildern präsentiert wurden. Keine absolute Sensations-Folge, aber gutes Fernsehen und das war bei „The Walking Dead“ vor Staffel 9 ja auch nicht immer der Fall.
Bilder: amc
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