Aus dem zwischenzeitlichen Ersatz-Einsprung wurde jetzt doch ein etwas längeres Gastspiel, ich hoffe, ihr könnt verzeihen. Voraussichtlich ab kommender Woche ist Michael dann wieder für euch da. Dann beantwortet sich auch die Frage, ob das kleine Zwischenhoch bei „The Walking Dead“ mal wieder direkt abebbt, sobald ich nicht mehr die Reviews schreibe?
„What a stupid question!“ (Alpha)
In der dieswöchigen Episode „Guardians“ erhalten wir wichtige Einblicke in die Gruppe rund um Alpha, die uns deren Ausrichtung, Verhaltens- und Denkweisen näher bringen. Das beginnt bereits bei der wenig familiären Befragung Alphas mit Töchterchen Lydia zu Beginn. Bereits hier, aber vor allem im weiteren Verlauf der Folge, bekommen wir eindrucksvoll Lydias unterworfene Unsicherheit (Cassady McClincy) sowie Alphas animalische Habe (Samantha Morton) dargeboten.
Aber zunächst ein kleiner Schwenk zur Besetzung ohne Untoten-Masken. Wir erhalten einen erfreulich ausführlichen Einblick in die Diskussion des Rates von Alexandria, was die gesellschaftliche Abkapselung anbetrifft. Ich finde gut, dass das nicht in einem Nebensatz abgehandelt wurde, sondern recht klar gemacht werden konnte, was die unterschiedlichen Beweggründe für die Haltungen sind und in wie fern sich Michonne da vielleicht etwas verrannt hat. Negan hat derweil ein eher schlecht laufendes Vorstellungsgespräch für die vakante leitende Position, einen ersten Einfluss hat er aber dennoch, nimmt Michonne sich ihr eigenes Veto-Recht, was dazu führt, dass eine Delegation zum übermorgen stattfindenden Fest nach Hilltop aufbricht.
Für die menschliche Komponente sorgt diese Woche Rosita, die so schwanger ist, dass sie kaum mehr in ihre Skinny Jeans passt. Neben dieser Klischee-Darstellung gab es aber auch noch Dinge, die ich gut fand. Ich mag Kleinigkeiten, wie dass in der Küche von Gabriel nicht zueinander passende Stühle stehen, die man augenscheinlich irgendwie zusammengesucht hat. Und der skurrile Austausch zwischen Gabrial und Eugene, bei dem Letztere eine ausführliche Pro- und Contra-Liste für das Zusammensein mit Rosita präsentiert.
„You love each other, stop wasting time, it‘s all we have in the end.“ – „Time or love…?“ – „Both!“ (Eugene & Gabriel)
Zurück zu den Uschi Glas-Hautcreme-Verwendern. Wir bekommen dann doch erstaunlich schnell Beta zu sehen. Das irritiert mich jetzt wirklich, weil ich eigentlich dachte, er würde eine Rolle übernehmen, die in den Comics von Alpha ausgefüllt war und noch folgen müsste. Anscheinend löst man das komplett anders oder lässt einen eher rangniedrigen Whisperer von der Leine. An gegebener Stelle werde ich erklären, was ich damit genau meinte (bei Ausblick auf die kommenden Episoden wurde ich vom Staffelfinale ausgehen).
„Bad dog.“ (Daryl)
Jedenfalls erhalten wir gemeinsam mit dem in Gewahrsam genommenen Henri Einblick in Alphas „Camp“, in dem fleißig an der neuen Frühjahrskollektion genäht wird. Neben der rudimentären Einrichtung bekommen wir wichtige Situationen und Regeln des „Rudels“ präsentiert, was vor allem Alphas Position für die weitere Gruppe aber vor allem uns Zuschauern stärkt, als sie eine interne Challenge locker und kompromisslos abzuwehren weiß.
„I don‘t wanna fight you.“ – „Too late…“ (Vorlaute & Alpha)
Dass die 24/7 mit Walkern unterwegs seienden Whisperer dann jedoch von einer Mini-Herde überrascht werden, die anscheinend Darly, Dog und Yumiko mal eben gen Camp gelenkt haben, will mir nicht ganz einleuchten. Vom sehr konstruierten Timing hinsichtlich der Messer-Fehde zwischen Henri und Lydia ganz abgesehen.
Schade, DER Moment kam noch nicht, aber ich hatte mich wohl eh zu früh gefreut, das dürfte noch etwas dauern. „Guadrians“ war so eine Folge, die elementare Charakterzeichnungen und Konflikt-Grundlagen (bzw. deren Ausbau) geschaffen hat, dabei aber insgesamt keine große Show abgezogen hat. Intensive Momente, wie das Häuten oder auch Abtrennen eines Kopfes, haben für grausige Atmosphäre gesorgt, ansonsten waren die Kämpfe eher unspektakulär. Und was ich mal wieder seltsam finde, ist der deutsche Episodentitel, wo „Guardians“ mit „Anführer“ übersetzt wurde, was meiner Meinung nach eine etwas andere Note besitzt. Aber gut, „Beschützer“ oder „Vormund“ wären vielleicht ebenso seltsam gewesen…
Nichtsdestotrotz hat die Folge bis auf das etwas seltsame Ende nicht allzu viel falsch gemacht, so dass man weiterhin von einer guten Grundform sprechen kann, die „The Walking Dead“ uns aktuell zu präsentieren weiß. Und Alpha wurde als souveräner Gegenspieler mit dieser besonderen Portion Irrsinn etabliert.
Bilder: amc
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