Eine neue Woche, eine neue Folge „The Walking Dead“ und eine neue Herangehensweise. Die aktuelle Folge der Serie schließt nach dem Exkurs vergangene Woche endgültig den Kreis um die beiden Gruppen und weiß dabei vor allem zu Beginn im Schnelldurchlauf hervorzupreschen. 6:00 Uhr, Stunde 1, Carol steht auf. Zunächst wissen wir nicht so ganz, was das schnelle Springen zwischen den Stundenangaben soll, schnell stellt sich heraus, dass etliche Walker-Wellen abgewehrt werden müssen. 49 Stunden lang. Schöner Effekt für die Macher und vermutlich die Whisperer (obwohl die ja angeblich nichts damit zu tun haben…): Ermüdung. So kann man die Figuren auch mal aus der Haut fahren und idiotischen Kram machen lassen, der stets mit „Ich brauche Schlaf, sorry“ entschuldbar ist.
Es setzt einen Kurzbesuch der kürzlich gekührten Gamma, die scheinbar erst wenige Meter vor den Stadttoren erkannt wird. Darauf hält Michonne mit einer Rick-Gedächtnis-Rede und alle sind mehr oder weniger darüber einig, lieber ins Bett zu gehen, statt weiter zu diskutieren.
„He would have liked that.“ (Daryl)
Eine Botschafter-Truppe begibt sich zur Nordgrenze, wo die alten Spieße stehen und Kopf-bezogene Erinnerungen hervorrufen. Dass Carol eine versteckte Schusswaffe mitführt, um Alpha zu erle(di)gen ist entsprechend nachvollziehbar, wie Michonne es jedoch schafft, in der Kürze der Zeit das Attentat zu verhindern, kann nur übermenschliche Kraft sein. Aber nebst diesen größeren Ausfalls gab es eh noch drei Grenz-Verstöße, dennoch will Alpha entgegen ihrer eigentlichen Charakterzeichnung Gnade walten lassen. Als Strafe setzt es lediglich etwas Landraub.
„This is our land now – you better run.“ (Alpha)
Negan darf bzw. muss raus aus der Stadt, eine halbwegs vernünftige Waffe darf er jedoch nicht führen. Nach einer sehr intensiven Auseinandersetzung mit dem ungewohnt schlecht aufgelegten Aaron (bestimmt müde…) flieht Negan in einem Moment der Blindheit Aarons. Der kann plötzlich wegen einer bestimmten Blütenart (WTF?) nichts mehr sehen, irrt laut grölend durch die Gegend (ist wohl sein erster Tag in der Apokalypse) und wird letztlich durch Negan und seine illegal mitgeführt Brechstange gerettet.
Schön fand ich hier, wie eingangs und gen Ende dieser Nebengeschichte die Blickwinkel bezüglich der Handwaffen ausgetauscht worden sind. Ich wette mit euch, dass sich aus dieser anfänglich arg übertriebenen Abneigung Aarons gegenüber Negan noch eine wahre Männerfreundschaft entwickeln wird.
Ebenfalls ganz schön fand ich, mal wieder eine kleine Erkundungstour zu sehen zu bekommen. Auch wenn der Ausflug in die Hunde-Akademie deutlich anders als gewohnt und mit viel zu wenigen Hunden (nämlich null?) ablief. Dafür gab es ordentlich Horror-Flair im düsteren Setting, das hat teils schon an „Resident Evil“ und Konsorten erinnert. Dazu beigetragen haben auch die durch Pillen hervorgerufenen Halluzinationen, die Carol plötzlich hat. Das Spiel mit diversen Traum-Ebenen, so dass wir Zuschauer auch kaum mehr wissen, was wahr und was falsch ist, war ganz nett, ebenso die Kampfszene mit der Turnhalle voller Walker. Mein Highlight war aber das abgeänderte Buch-Cover:
Ansonsten gab es noch etliche Nebenfiguren, die ein bisschen Aufmerksamkeit haben wollten. Siddiq geht es zunehmend schlechter, da hilft auch ein Drink mit dem neuem Arztkollegen nicht wirklich. Rosita geht zur Stadtmauer, obwohl Gabriel es ihr verboten hatte und muss Eugene nach all den Jahren verklickern, dass er wohl nie nach „Lovetown“ versetzt werden wird. Und Judith? Die hat alles vom Fenster aus mit angesehen.
„Is it safe?“ – „For now.“ (Judith & Michonne)
Das Ende ist beinahe wie zu erwarten war: Zumindest einen Whisperer hat Carol sich anscheinend nicht eingebildet. Unklar ist mir noch, ob die aufgerissenen Augen bedeuten, dass sie (un)tot oder lebendig ist. Ich schätze aber mal, da wurde lediglich „tot“ gespielt. Jedenfalls dürfte das fragile Spiel zwischen den Gruppen nächste Woche weiter gehen.
Ich weiß gar nicht ganz wieso, aber das hat mich nicht recht packen können. Der Auftakt der Folge wollte Dynamik versprühen, hat in mir aber eher das Gefühl des Verpassens von Dingen hervorgerufen. Viele der Nebenhandlungen haben mir schlicht zu wenig gegeben und insgesamt wirkte es wie ein recht loser Flickenteppich. Viele Figuren wurden schlicht zu überzeichnet dargestellt, was dieser Ermüdungskur geschuldet sein soll, aber dadurch war ich selbst auch irgendwie nur noch angenervt. Schlecht war die Episode nicht, aber wirklich gut auch nicht. Zu oft wurden mir Szenen, die atmosphärisch dicht waren, wie das Grenz-Treffen, durch schlechtes Pacing und unlogischen Aktionismus kaputt gemacht. Die Szenen in der Akademie waren dagegen durchaus spannend und haben eine neue Note einbringen können. Vielleicht hätte ich auch 3,0 Kronen geben können, aber ich bin zu müde dafür…
Bilder: amc
Kommentiere