Nach dem meiner Meinung nach nicht nur wörtlich recht unterirdischen Auftakt zur zweiten Staffelhälfte hat „The Walking Dead“ in dieser Woche nicht nur zumindest eine stark erhöhte Dosis Sonnenlicht für uns, sowie einige lange nicht mehr gesehene Figuren, sondern vor allem eine deutliche Verbesserung. Das könnte am „Breaking Bad“-Gedächtnis-RV liegen, den man ganz zu Beginn kurz zu sehen bekommt. In meinem Kopf haben sich bereits die Crossover-Titel breit gemacht. „The Walking Bad“ oder doch lieber „Beta Bad“ oder „Breaking Beta“? Hm…
Noch während ich überlege folgt zunächst das Ärgernis, dass es mit Beta direkt wieder unter die Erde geht, na klasse. Zum Glück bekommen wir von seiner Buddelei aber so wenig mit, wie die Bewohner Alexandrias, bis auf Rosita, die visionsartige Albträume von heimischen Whisperer-Eindringlingen hat. Der erste klingelt aber artig und lässt sich in Person von Gamma-Schrägstrich-Mary in ein geräumiges Einzelzimmer mit schwedischer Gardinen-Einrichtung bringen. Gabriel glaubt nicht nur ihr irgendwann, sondern auch an die Folter.
„Ask god, if I‘m lying!“ – „I’ve spoken to God, he told me to hang you.“ (Gamma & Gabriel)
Beta hat sich derweil bis unter sie gegraben. Mithilfe von Dante, der ein Grab etwas tiefer gegraben hat, als notwendig, kann der klassische Klischee-Zombie-Handmove erfolgen. Ich schwanke noch zwischen „nette Hommage“ und „dämliche Aktion“. Aber hey – zwei Leute, die man zuvor noch nie wirklich wahrgenommen hat, wer wohl als nächstes stirbt? Da haben eigentlich nur noch die roten Uniformen gefehlt… Beta macht sich jedenfalls seine eigene, kleine Walker-Armee und schafft es so erstaunlich einfach, die komplette Bewachung bis hin zur von ihm sehr zielsicher erreichten Mary-Schrägstrich-Gamma abzulenken.
„You think, you are still alive? You were dead the moment, you came to us.“ (Beta)
Im Anschluss gab es durchaus etwas alte Slasher-Spannung bei Betas Hausdurchsuchung zu spüren und auch der Kniff mit der Selbstmord-Drohung war durchaus nett gewählt. Dennoch wirkte dieser komplette Beta-Ausflug etwas sehr simpel, zumal wir von seiner Flucht so gar nichts zu sehen bekommen haben – bis auf das Stelldichein mit unserer Gruppe draußen.
Lieber schnellstmöglich wieder rein möchte Daryl. In die Höhle. Aber die wird durch Patrouillen und nicht zuletzt Alpha bewacht. Heute durfte der Kamera-Praktikant mal ein paar Fahrten ausprobieren, wie es scheint. Nicht alles ist geglückt, aber so gab es immerhin etwas Abwechslung. Zwischendrin war mir das jedoch für meinen Geschmack zu viel und teils unnötige Wackelkamera. Das war bei den Kampfszenen mit Daryl zunächst noch sinnvoll, hinterher weniger. Ganz gut gefallen hat mir die Darstellung seines blutüberflossenen Blickes, aber dass Daryl in der Situation nicht gestorben ist, war mir zu unglaubwürdig inszeniert. Wenigstens ist Alpha dann nicht direkt gestorben, das wäre mir auch alles zu schnell gegangen. Dass Lydia bei ihr ist und Daryl rettet, wurde ja durch ihre Aussage gerechtfertigt, sie habe Daryl und die Whisperer von Außen die ganze Zeit über beobachtet.
Ich habe vor allem beobachtet, dass es diese Folge ungewöhnlich viel Blut zu sehen gab. Also menschliches Blut in schieren Mengen und vor allem recht naher Darstellung. Das hatte schon ein bisschen Gore-Feeling, als Daryl das Messer heraus nahm und sich eine Blut-Fontaine den Weg von seinem Bein bis zur Kameralinse gebahnt hat. Ich finde diese Richtung ganz spannend und kann mir vorstellen, dass auch einige Leute da draußen nichts gegen etwas mehr „Horror“ in der Serie hätten.
Insgesamt hat mir das bereits deutlich besser als die Wiederauftakt-Folge gefallen! Die Spannung war da, die Fehler haben sich in Grenzen gehalten und vor allem gab es mal etwas Abwechslung. Dass wir die anderen Figuren und weitere Schauplätze zu sehen bekommen haben, hat der Episode auf jeden Fall gut getan. Insgesamt wirkt das bis auf Ausnahmen recht stimmig inszeniert und hat sich kurzweilig angefühlt. Das dürfte gar eine der besten Folgen der Staffel und allgemein der letzten Zeit gewesen sein. Und das, obwohl wir kein bisschen von Negan gesehen haben…
Bilder: amc
Mir haben die kleinen Kamera-Spielereien gut gefallen. Klar, ein paar Sachen war unnötig, aber irgendwie hat es der Folge gut getan und man hatte diesmal das Gefühl, dass die Serie auch auf kinematographischer Ebene wieder mehr rauszuholen wollen scheint. So kann es weitergehen!