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Dass „The Walking Dead“ wieder neue Dinge wagt, war in dieser Staffel bereits das ein oder andere Mal durchgedrungen. Diese Woche haben wir eine extrem exotische Folge vorgesetzt bekommen, die zudem auch noch die in jüngerer Vergangenheit vermisste Michonne wiedergebracht hat. Und zwar so richtig. Und das Beste daran: Wir bekommen auch ein bisschen der früheren Badass-Michonne aus den Anfangszeiten zu sehen. Denn wenn ich ehrlich bin, ist die „neue“ zwar auch gut, kann aber als Charakter manchmal nerven, weshalb meine Entzugserscheinungen zuletzt eher weniger stark ausgeprägt waren…

Nach einem Cold Opening, das Nostalgie weckt und ein kleiner Ausblick auf das ist, was folgen wird, springen wir mit Michonne und Virgil (den ich bereits gekonnt verdrängt hatte…) auf „seine“ Insel. Michonne wirkt sehr gereizt und ungeduldig während ich mir die Karte mit den notierten „Groups“ einpräge und auf Großes hoffe. Doch die Größe erhält die Story weniger durch Kämpfe mit großen Bösewicht-Gruppen um Munition und Waffen, sondern durch Michonnes ganz persönliche Geschichte.

Virgil hatte ein paar Dinge ausgelassen und wechselt gleich mehrfach die Intention, weshalb er Michonne mit auf die Insel gelotst hat. Erst soll sie seine Familienmitglieder erlösen, was in einer nicht wirklich spannenden Krankenhaus-Flügel-Situation passiert, in der Michonne mal wieder etwas „overpowered“ dargestellt wird, zumindest, wenn man dann in einigen Folgen mal wieder einen Quervergleich heranziehen muss. Dann kommt raus, dass Virgil sie eigentlich als Schutz vor seinen ehemaligen Freunden „engagiert“ hat, die er – wie Michonne spontan auch – eingesperrt hält.

Die erste Hälfte der Folge mochte ich nicht so wirklich. Und als Michonne nicht nur überraschend schnell nach einem Apfel greift, sondern auch einer Drogenvision zu verfallen beginnt, ahne ich bereits Böses…

„What did you do?!“ (Michonne)

Aber nein, die Macher kriegen noch die Kurve, und zwar mit einem interessanten Kniff. Dass Michonne ihr altes Ich und Siddiq sieht – geschenkt. Wirklich interessant wird es dann aber mit der alternativen Realität, in die sie eintaucht. Sie lässt Andrea im Kampf gegen Walker hilflos zurück, wird von Daryl am Straßenrand stehen gelassen und dafür von Negan im Wald aufgelesen.

„I don‘t want any trouble.“ – „Then you probably shouldn‘t have taken a swing at me.“ – „Oh, I probably should‘n‘t miss.“ (Michonne & Negan)

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Vor allem, wenn man Michonne im Kampf gegen ihre eigentliche Gruppe erlebt, wird es sonderbar. Sie stich Glenn ab, schießt auf Rick und darf als rechte Hand Negans sogar das „Ene-Mene-Mu“-Spielchen im Halbkreis spielen und den Schlächter in der Bestrafungs-Szene geben. Letztlich wird sie von Daryl und Rick getötet.

Dieser kleiner Kniff war stark. Bereits beim Einstieg hatte man sich erst gefragt, ob man aus Versehen eine alte Episode gestartet hätte, dann, ob das denn wirklich so war? Alte Aufnahmen wurden wunderbar mit neuen Entwicklungen verzahnt, so dass es sich bekannt und doch gleichzeitig ungewohnt anfühlte. Bemängeln muss ich jedoch daran, dass mir das zu schnell ging. Da wurde meiner Meinung nach viel Potenzial in der Inszenierung liegen gelassen. Nicht nur in der Erzählung dieser Alternative selbst (wobei mir schon klar ist, wie komplex die Herstellung dieser Szenen gewesen sein dürfte), sondern vor allem in der Einbindung. Denn für uns Zuschauer war zu schnell zu klar, worum es sich handelt. Da hätte man uns gut und gerne auch für eine Weile komplett im Dunkeln tappen lassen können, ehe beim Todesschuss durch Rick Michonne beispielsweise erst in der Zelle aufwacht und wir den Drogen-Dreh danach aufgelöst bekommen.

Aber gut, Michonne schafft es natürlich, auszubrechen (obwohl Virgil zuvor doch immer so achtsam war…) und der bessere Mensch zu sein, der sie jetzt ist, so dass sie eine kleine Lektion in Sachen Vergebung halten kann.

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Wieso wir das alles zu sehen bekommen haben, wir dann in der kleinen Utensilien-Kammer klar. Dort findet Michonne die Stiefel von Rick und nach ein bisschen Befragung auf einem Kreuzer auch ein Smartphone mit den Konterfeis von ihr und Judith drauf (und japanischen Schriftzeichen, die laut Internet-Übersetzung so etwas wie „Try believing/trusting it for a bit more Rick“ heißen sollen). Mit Letzterer kann sie nach einer Weile dann auch wieder Kontakt aufnehmen.

„Alpha can‘t hurt us anymore.“ (Judith)

Ob man so ein Gespräch nun wirklich in der Art mit einem Kind am Funkgerät führen muss, sei dahingestellt. Vermutlich muss wohl so, damit Judith die Erwachsenenrolle einnehmen und Mutti Michonne auf Reisen schicken kann. Die macht sich jetzt jedenfalls auf gen Norden und dürfte so entweder zunächst gar nicht mehr, oder irgendwann später überleitend zu den angedachten Rick Grimes-Filmen zu sehen sein. Erste kleine Erkenntnisse durften wir aber schneller mitnehmen als gedacht. Nachdem sie sich neue Kieferlose Begleiter geschaffen hat (die von sehr kurzer Dauer waren…), trifft sie ein paar Fremde, die einer gewaltigen Ansammlung an Menschen und Pferden angehört. Die Zukunft hält noch einiges für uns parat!

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Primär freut mich, dass „The Walking Dead“ noch originelle Ideen mit einbringt. Vor allem die alternative Realität war ein absolutes Bonbon. Die Vernetzung mit den Momenten alter Folgen hat gut funktioniert und die Darstellung hätte gerne noch weitläufiger sein dürfen. Insgesamt hat sich die Folge dann aber nicht wirklich homogen angefühlt. Das Pacing war etwas ruckelig, die Enthüllungen kamen mir zu plump daher, gefühlt wurde alles direkt gezeigt und wenig Raum für Spekulation und Erstaunen gegeben. Klar, beim Blick auf die Stiefel habe ich auch Überraschung gespürt, aber dass Rick noch leben dürfte, ist ja irgendwo ein offenes Geheimnis.

Dennoch freue ich mich aktuell darauf, dass es nächste Woche wieder mit der großen Gruppe und der konkreter wirkenden Geschichte weiter gehen wird.

Bilder: amc

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Montag, 23. März 2020, 17:12 Uhr
ReviewThe Walking Dead
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