Sehr, sehr seltsam. Hatte die „The Walking Dead“-Folge vergangene Woche richtig gute und richtig schlechte Sequenzen, die im Mittel zu einem leicht überdurchschnittlichen Ergebnis kamen, besitzt die aktuelle Episode so gut wie keine Spitzen und beweist durchgängig solide aber eben überschaubare Unterhaltung. Selten habe ich so wenige Notizen während einer Folge gemacht, dabei fiel letztlich gar nicht auf, dass kaum Konkretes passiert ist. Denn ein lang verloren geglaubter Star der Serie ist wieder da: die Atmosphäre!
„Hold on! You guys are real, right…?“ (Princess)
Doch zunächst trumpft der neue Charakter auf. Das Aufeinandertreffen mit Princess wird aufgelöst, wobei mir der Moment sehr gefallen hat, in dem Ezekiel seinen „royalen Titel“ verschweigt. Verschwiegen hat Princess unserer Truppe sowohl, dass sie sich plötzlich inmitten eines Minenfeldes befinden, als auch, dass sie dort gar nicht hätten lang gemusst. Uppsie! Ansonsten hält die etwas tollpatschige Plaudertasche aber ihr Wort und zeigt uns eine Garage voller neuer Räder. Fahrräder.
„I habe been afraid of many things – but this one‘s new.“ (Ezekiel)
Neben dieser unterhaltsamen Hälfte der Folge gab es dann auch die angesprochene Atmosphäre. Und Spannung. Und Stimmung. Erstaunlich schnell betritt Beta mit seiner ebenso erstaunlich fix zusammengetrommelten Herde Alexandria, das jedoch verlassen ist – bis auf zwei total „gut“ versteckte „Wachen“. Die Kamerafahrt, die Beta und den sich in der Windmühle Versteckenden hin und her flog, hat mir durchaus gefallen. Ebenso die komplette Back-to-the-Roots-Atmosphäre, das Versteckspiel und Survival-Feeling, das endlich mal wieder aufgekommen ist. Apokalypse, wie sie auszusehen hat, mit Gebäuden, die von der Natur wieder eingenommen werden und zerklüfteten Landschaften (nicht etwa wie unsere langweilige „Kein Klopapier mehr da“-„Apokalypse“ gerade…). Und wie sehr hat Luke denn bitte schon wieder abgenommen…?!
Die eingebildeten Alpha-Anweisungen sprechen Beta zwar an, mich jedoch weniger. Auch wenn die Szene, in der ein Walker vermeintlich zu ihm spricht, schon durchaus cool anzusehen war. Und mit dem Eintreffen im Versteck unserer Haupttruppe, dürfte es auch Stoff für ein ordentliches Staffelfinale geben. Mal schauen, welche Rolle da dann die ganzen gerade Auswärtigen spielen werden. Carol wurde ja verdammt viel Selbstbewusstsein eingeimpft und in gewisser Weise Foreshadowing betrieben, dass sie als „einsame Wölfin“ ihre „Superkraft“ von Außen spielen dürfte, die alle retten könnte. Und dann wäre da ja noch Judith, die sehr offensichtlich nach und nach an den Erwachsenentisch herangeführt worden war. Jetzt hat sie also einen Crashkurs im Fährten- und Situationen-Lesen erhalten und gemeinsam mit Daryl traf sie (auf) einen Whisperer.
Wie eingangs beschrieben empfand ich die Serie durchaus als besonders. Nicht, qualitativ gesehen, sondern, anhand seiner Zusammensetzung. Die Inszenierung wirkte größtenteils kompakt, der Wechsel zwischen den Schauplätzen hat funktioniert, aber wenig hat heraus stechen können- weder positiv, noch negativ. Die Stimmung insgesamt hat mir sehr gefallen und trotz der eher fehlenden Handlungs-Komplexität hat man eine sehr kurzweilige Folge schaffen können. Natürlich hat vor allem das ganz gut dargebotene Vertrauenswürdigkeit-Spiel mit Princess dort hinein gespielt. Allerdings muss man auch hinterfragen, ob das alles nicht schon vorher hätte passieren können, um den letzten Episoden mit Hinblick auf das Staffelfinale mehr Raum für Ernsthaftigkeit und Spannungsaufbau zu lassen. Aber das hat ja jetzt eh nicht ganz wie gewünscht geklappt…
Denn wir müssen uns zunächst noch etwas gedulden, bis es weiter geht. Eine einzige Episode steht für diese Staffel noch aus, doch aufgrund der aktuellen Coronavirus-Pandemie wurde die Folge aufgrund von Verzögerungen in der Nachbearbeitung auf zunächst unbestimmte Zeit verschoben. Ungünstiges Timing, schade.
Bilder: amc
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