Auch die zweite der insgesamt sechs Bonus-Episoden der Jubiläumsstaffel von „The Walking Dead“ wagt einen Exkurs. Eigenartigerweise geht es erneut um Personen, die bereits letzte Woche eine Rolle gespielt haben. Allen voran Daryl, der sich zu Beginn zur Jagd aufmacht, aber dank technischer Probleme noch von Carol eingeholt werden kann.
„I didn’t say you could come!“ – „Scooch!“ (Daryl & Carol)
Dass die Chemie zwischen den beiden Figuren und Darstellenden passt, zeigt sich erneut im sich gegenseitig stichelnden Auftakt, auch wenn das Ganze vielleicht etwas zu locker gestaltet ist. Dieser Eindruck verstärkt sich noch, als Carol plötzlich den Schalter umlegt und pessimistisch gen Zukunft blickt. Nicht nur bei der Jagd haben die beiden – bis auf das Erinnerungen weckende Anfängerglück beim Fischen – genauso wenig Glück, wie allgemein im Leben momentan. Die Zweifel werden dann auch bei Daryl gesät, nachdem Carol ihn indirekt aufgrund einer Markierung auf einer fallengelassenen (und extrem frisch aussehenden) Karte an einen für Daryl wichtigen Ort führt.
Fünf Jahre vorher
Schnell wird klar, dass die verlassene Hütte im Wald eine Geschichte mit sich bringt. Im Rückblick sehen wir Daryl, der bereits seit zwei Jahren alleine unterwegs ist, um Antworten und seinen Frieden zu finden. Carol kommt gelegentlich vorbei, um Status-Updates und Rationen zu liefern. Dabei dient vor allem der Fluss als symbolträchtige Distanz zwischen den beiden Figuren, die viele Andeutungen machen und doch wenig Realtalk miteinander betreiben.
Allgemein gab es diese Episode einige sehr schöne Shots zu sehen, wobei auffiel, dass allgemein ein deutlich höherer Wärmegrad im Color Grading gewählt worden ist, als sonst. Ein goldener Herbst mit viel Lichtspiel, toll inszenierter Natur und einigen zwar unspektakulären, aber bewusst und gekonnt gewählten Perspektiven.
Inhaltlich kann man dazu mit Hunde-Content punkten. Oder auch mit „Dog Content“ – heißt „Dog“ in der deutschen Fassung eigentlich auch so, oder etwa „Hund“? Egal, wir bekommen ihn erst als Welpen zu sehen, dann erfahren wir, dass nicht etwa Daryl ihn derart verspielt plump benannt hat, sondern sein Frauchen. In bester Lassie-Manier wird Daryl von Dog zu ihr geführt, aber statt einer Gefahren-Situation findet er sich kurze Zeit Später an einen Stuhl gefesselt wieder.
Leah heißt die Dame, die genau wie Daryl ein einsames Leben als Eigenbrödlerin führt. Es entsteht eine kleine Hassliebe, niemand will sich dem jeweils anderen wirklich öffnen, es gibt lauter kesse kleine Sticheleien, aber bis wirklich Nähe zugelassen wird, dauert es etliche Monate. Wir erfahren ein paar sehr rudimentäre Hintergründe von Leah, die aber bei mir nicht so richtig haben haften bleiben können. Da hat mir der sehr kurze Moment besser gefallen, in dem die beiden gemeinsam eine Sonnenfinsternis angeschaut haben. Schön, dass es derart besondere Momente unseres echten Alltages auch mal in die Apokalypse schaffen!
„I belong with you. Find me.“ (Daryls Zettel)
Aus der kleinen Hassliebe wird echte Liebe, die jedoch bis auf eine angedeutete kurze Zeit intensiver Leidenschaft wieder durch Selbstzweifel, Freiheitsdrang oder Selbstgeißelung untergraben wird. Vielleicht will sich Daryl ein wirkliches Lebensglück nicht mehr zugestehen, beißen seine Schuldgefühle ihn schlicht zu hart. Seine Botschaft an Leah kam jedoch nie an, als Erinnerung und moralische Unterstützung bleibt ihm nur „Dog“. Und eigentlich ja Carol, aber statt einer richtigen Aussprache gibt es lediglich emotional gekränkte Trotz-Reaktionen auf beiden Seiten, Ausreden und störrisches „Ne, du bist blöd!“-Gehabe. Schade.
Ach, ich weiß nicht so recht… Natürlich war das eine wichtige Episode, um den Charakter von Daryl und vor allem dessen Wandlung zu konkretisieren. Und auch für das Verhältnis zwischen Carol und Daryl. Dennoch fühlte sich das extrem nach einer Füller-Episode an. Die war zwar bisweilen sehr schön anzuschauen und auch die Verzahnung zwischen den zeitlichen Ebenen hat größtenteils geklappt. Das Ende in der Leah-Beziehung ging mir zu schnell, da konnte nicht so viel emotionale Bindung und Tiefe aufgebaut werden, wie es hätte möglich sein können. Auch hat die übertriebene Wechselwirkung in der Stimmung von Carol bzw. zwischen ihr und Daryl nicht authentisch auf mich gewirkt. Gerne würde ich die Folge besser bewerten, aber so lande ich dann doch wieder bei 3,5 Kronen nur bei drei Kronen. Und das, obwohl sie so derart anders war und vor allem deutlich andere Stärke und Schwächen mitgebracht hat.
Bilder: AMC
„Dog“ heißt in der deutschen Synchro tatsächlich „Hund“ :-)
Ah, sehr gut, danke! :)
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