Willkommen in Folge Vier der sechs Bonus-Episoden zum Abschluss der zehnten Staffel „The Walking Dead“. Dass wir es vermutlich ausschließlich mit exkursiven Sonderfolgen zu tun haben, dürfte mittlerweile allen klar sein, denke ich. Heute wechselt der Fokus aber erfreulicherweise mal zu unserer Gruppe, die zum diplomatischen Daten ausgerückt war. Es gibt also einen Exkursions-Exkurs, wenn man so will!
Die Stormtrooper Light überwältigen die Gruppe um Princess und Eugene und stecken sie in Container-Zellen. Princess‘ Erkundungstour wirkt etwas übertrieben, ist der Raum doch gar nicht soo groß, sie weiß aber dennoch ständig Neues zu entdecken, aber er ist jetzt auch nicht soo klein, als dass man klaustrophobische Schübe bekommen müsste. Letzteres ist natürlich komplett subjektiv, Princess scheint sich durch den Titel-gebenden Splitter im Finger einen ordentlich Flashback einzuhandeln, der einige Dinge in Gang setzt.
Es folgen Jugendgeschichten aus dem Nichts, die Aufzählung von Hauptstädten in alphabetischer Reihenfolge als Beruhigungstaktik und eine recht ertragslose Befragung.
„How old are you?“ – „28, 29, I could be 50, I don’t know man, I lost track a long time ago!“ (Wache & Princess)
Bei diesem seltsamen Brettvorschlag war mir klar, dass da irgendwas nicht stimmt. Zumindest hoffte ich das, denn ansonsten hätten die Schaffenden extremen Murks verzapft. Spätestens beim Einflug Ezekiels war aber klar, dass da irgendwas im Busch ist. Der ist doch bestimmt eingebildet?! Also, imaginär, nicht hochnäsig… Wobei, die Princess’sche Variante von ihm ist schon deutlich rücksichtsloser unterwegs als das sonst so barmherzige Original. Khary Payton dürfte großen Spaß gehabt haben, die Szenen zu spielen.
So ein bisschen überrascht werden konnte ich dann aber doch, als heraus kam, dass so ziemlich alles eingebildet war, das Princess vorab getrieben hat. Zumindest das Gespräch mit Yumiko hatte ich als real erachtet.
Im letzten Drittel kommt die eigentliche Handlung dann aber wirklich in Gang. Princess überwältigt eine Wache, die Anspielungen bringt, was deren Gemeinschaft ausmacht und in welche Richtung die Story weiter gehen könnt.
„We have access to things that are valuable, in times like these.“ – „Food, medicine, ponies – what?!“ (Wache & Princess)
Princess wird quasi von sich selbst vor eine Entscheidung gestellt: Solo-Superhelden-Flucht oder Rettung der neuen Freunde? Schulter-Teufel Ezekiel rät ihr süffisant zum Ego-Trip, nach all den familiären Eskapaden scheint sie aber glücklich darüber zu sein, endlich mal wieder Leute kennengelernt zu haben, die so etwas wie eine neue Familie werden könnte.
„I’m not crazy, if that’s what you’re thinking! I mean, there’s the ADHD, the anxiety, the PTSD, the depression, the crushing lonelyness, and the active imagination that helps me cope with all of that – but like, MAYBE, that’s the only sane response to an insane world.“ (Princess)
In Abwesenheit des eingebildeten Ezekiels wird Princess (in meinen Augen einen Deut zu) weich und gibt der Wache seine Waffe zurück, was in einem vermeintlichen Cliffhanger-Moment endet. Sie wird aus dem Waggon geleitet und erhält genau wie ihre drei neuen Freunde einen Beutel über den Kopf gezogen.
Dieses Mal haben wir nicht nur eine Füller-, sondern gar eine Bottle-Episode geboten bekommen. Aufgrund der Coronavirus-Bedingungen hat man sich erneut mit wenigen Figuren auf kleinem Raum bewegt. Paola Lázaro hat das denke ich größtenteils ganz gut gespielt, wenn auch die ganz großen Momente ausgeblieben sind. Solides bis gutes Handwerk, da wäre aber mehr drin gewesen. Natürlich hat die Folge wenig zur eigentlichen Haupthandlung beigetragen, aber dafür umso mehr Background für ihre Figur geliefert. Mich wundert ja, dass man ihr bereits so früh derartige emotionale Tiefe verschafft, aber da kam diese Bonusreihe vermutlich recht gelegen. Dennoch ist Princess für mich halt vor allem der kesse „Superhelden“-Bereich des Charakters. Es ist schön zu wissen, wo das her kommt und was die Gründe für ihr aufmerksamkeits-erhaschendes Auftreten sind, aber gerne darf es davon dann ab jetzt wieder etwas mehr zu sehen geben.
Insgesamt haben die Leute um Showrunnerin Angela Kang eine Folge geschaffen, die mal wieder einen gelungenen Kontrast zum Einerlei der Serie darstellt und allgemein trotz der limitierten Inszenierungsmöglichkeiten recht kurzweilig gestaltet werden konnte. Der Twist hat mich jetzt nicht wirklich hart treffen können, aber das war schon in Ordnung so. Dennoch bin ich langsam aber sicher froh, wenn diese ganzen Exkursfolgen vorbei sind. Eine ist noch besonders, so viele hintereinander nehmen aber dann doch merklich das Tempo aus der Geschichte.
Bilder: AMC
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