Nach der einwöchigen Mid-Doppelfolgen-Pause geht es weiter mit der Auftakt-Geschichte zur elften und finalen Staffel „The Walking Dead“. Teil Eins von „Acheron“ war bereits düster anzuschauen, in Teil Zwei wurde es aber auch inhaltlich nochmal eine Stufe düsterer. Dabei gibt es direkt zu Beginn die Offenlegung des Mini-Cliffhangers: Maggie hat überlebt – wer hätte es gedacht?! Die Unter-Waggon-Szene hat mir zumindest einen kurzen Moment Erinnerung an die Müll-Container-Szene mit Glenn anno dazumal geschenkt.
„Where’s Maggie?“ – „She was right behind me…“ (Alden & Negan)
Daryl bricht mal eben durch eine Wand und tritt in alternative Geld-Welt voll erzählerischer Wandmalerei ein. Die (leider doch sehr kurze) Morgenstern-Action war ganz nett, etwas überrascht war ich dann als ein ergrauter Mann seinen Namen nennt. Eine kurze Internet-Recherche später ergibt sich, dass das Roy war. Der gute alte Roy, wer könnte ihn vergessen haben, ähem…? Die visuelle Inszenierung der Szene, in der Daryl später zielstrebig und schussgewaltig durch die Waggons jagt, fand ich wundervoll und ideal davon ablenkend, zu zählen, wie viele Patronen in diesem einen Magazin gewesen sein müssen.
Am anderen Waggon können wir eine etwas seltsame Entscheidung von Maggie erleben. Man hat „ewig“ Zeit über das Ableben eines eigentlichen Gruppenmitgliedes zu diskutieren, statt es einfach zu retten. Walker, die mehr oder weniger einzeln durch eine schmale Öffnung kämen – WENN man die Tür nicht eh wieder barrikadiert bekäme – wären doch eigentlich das Ideal-Szenario? Aber nein, man geht den vermeintlich sichereren Weg. Um dann wenige Minuten später zu merken: Whoops – die Walker kriegen die Tür ja auch so klein?! Mist aber auch… Ob das jetzt physikalisch wirklich Sinn ergibt, wenn zuvor etliche Kraftberge vergeblich versucht hatten das Teil unter Bezug von Brecheisen und Gewalt zu öffnen, vermag ich an dieser Stelle nicht zu beurteilen.
Immerhin war die folgende Aufräum-Aktion verdammt abgeklärt durchgezogen von der Gruppe. Zumindest, was das Wechselspiel an vorderster Front anbelangt. Nur die Sache mit dem Munition-Sparen ist wohl noch immer nicht angekommen. Eigentlich hätte das doch mit Zurückhalten und Messern alleine funktionieren müssen? Aber gut, Daryl kommt als Ein-Mann-Armee zur Hilfe und die Granate wird natürlich hoch-dramatisch in den Mund eines Walkers gequetscht, anstatt sie einfach in die Menge zu werfen…
Neben dieser düsteren kleinen Horrorgeschichte, die gar noch von einer gar düsteren Mini-Horrorgeschichte Maggies unterfüttert worden war, geht es bei der Vierergruppe am Commenwealth zumindest lichtdurchfluteter her. Ich mag, wie man in einer Szene die moderne Karen-Problematik angewandt hat, als Yumiko mit einer vorgesetzten Person reden möchte. Im folgenden Gespräch liefert sie eine astreine Analyse des Befragungsteams ab und vor allem einige allgemein-philosophische Deutungen, die uns Zuschauern nicht nur gewaltig gesellschaftspolitischen Kontext der Post-Apokalypse, sondern auch gewaltig zu denken geben.
„“You… have toilet paper?! Shit – I’m excited!“ (Princess)
„Processed as in administratively or processed as in Bologna or other meat stuf??“ (Eugene)
Der von allen anderen alleingelassene Eugene hat auch seinen Rede-Moment, als er eine astreine Lüge unter Tränen abliefert. Wer jetzt wirklich gedacht hat, er würde alle verpfeifen, hat vermutlich auch daran geglaubt, Maggie sei gestorben… Ja, da waren einige nette Momente in diesen Entwicklungen, aber wirklich überraschen konnte dann doch wenig. Aber der Moment, in dem Eugene erstmalig auf Stephanie trifft, der hatte schon gewaltiges „Awwww!“-Potenzial!
„Welcome to the Commonwealth.“ (Mercer)
Eigentlich hatte ich bereits die End Credits erwartet, da bekommen wir doch nochmal einen Blick auf die aus dem U-Bahn-Schacht entflohene Gruppe zu sehen. Statt eines vermeintlichen Vorrätelagers finden sie die Reapers vor, die direkt mal einige Red Shirts erschießen. Ich hatte mich gerade gefragt, wie der zu verbluten erscheinende Roy es aus dem Tunnel geschafft haben sollte – er hatte noch einen großen Fall zu erledigen. Seinen.
Jetzt wundere ich mich noch mehr darüber, dass diese beiden Episoden nicht einfach direkt als Doppelfolge zum Start der Staffel ausgestrahlt worden sind. Vieles, was sich in Folge Eins aufgebaut hat, konnte gelungen aufgelöst und vor allem nochmals dramatisiert werden. Allerdings hatte ich so meine Probleme mit dem U-Bahn-Plot, der von der Horror-Inszenierung einiges zu bieten hatte, aber meiner Meinung nach nicht immer logisch konsequent aufgebaut war. Der Abschluss der Folge konnte aber insgesamt auf beiden Plot-Ebenen versöhnen und hat so den durchaus guten Auftakt-Eindruck stärken können. Das war nicht perfekt, aber eine gelungene Mischung aus Action, Spannung, Dialogen, guten Bildern und vor allem ordentlich Antriebsstoff für die weitere Staffel.
Bilder: amc
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